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Stille Wasser sind bekanntlich tief by Seregil

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Die Disco machte von außen kaum etwas her. Man hätte sogar an ihr vorbeilaufen können, ohne sie als solche zu erkennen. Doch Innen, da ging der Bär ab.

Das „Hard an Harder“ war eine Größe in Bostons Schwulenszene.

Jack kam allerdings nicht allzu oft hierher. Hier ging es um schnellen Sex und heiße One-Night-Stands. Und das war nun nicht wirklich das, was Jack suchte. Heute allerdings hatte er sich überreden lassen hier aufzukreuzen. Heute war die „King of Queens Wahl“.

Eine reine Amateur Veranstaltung und von daher ganz lustig. Schon beim Betreten stellte Jack fest, dass der Abend unter dem Motto „Music of the 80’s“ lief. Nun das war zwar nicht ganz seine Musik, aber gut geeignet das Tanzbein zu schwingen. Die Stücke wurden immer wieder durch Auftritte der Gäste unterbrochen.

Einig trauten sich sogar zu strippen und die Stimmung war am kochen. Nach dem er einige Zeit getanzt hatte, nutzte Jack eine weitere Darbietung dazu, sich zu erholen. Es gab einige süße Typen hier, doch jemand fürs Herz schien nicht dabei zu sein. Auf einmal wurde es gänzlich dunkel.

Die Bühne wurde in helles Licht getaucht und eine heiße Drag-Queen betrat die selbige.

„Meine sehr verehrten Damen...“ Ein Johlen brach los „...und Herren!“ und steigerte sich zu einem reinen Crescendo. Die Lady wartete Gott ergeben darauf, dass wieder halbwegs Ruhe einkehrte.

„Wir durften heute Abend ja schon einige leckere Kerlchen genießen, doch ich muss sagen, das Beste heben wir uns ja bis zum Schluss auf. Gott bin ich parteiisch!“, zierte sich die Conférencieuse.

„Doch das, was ich euch jetzt zu bieten habe ist heiß! So unglaublich heiß, dass ich kaum noch Luft bekommen!“

Kichernd wand sie sich auf der Bühne.

„Wer von euch Knaben hat nicht schon mal davon geträumt, dass ein Sheriff sich nur für ihn auszieht? Also dies ist einer meiner Traumfavoriten. Und heute dürft ihr, ihr Lieben, an meinem Traum teilhaben.“ Sich immer weiter Luftzuwedelnd, ging sie an den Rand der Bühne. „Meine Damen...“ Wieder kicherte sie geziert los.

„...und Herren heute, nicht zum ersten Mal und ich will doch hoffen auch nicht zum letzten Mal, unser besonderer Gast Sheriff Doug!“

Mit einem Applaus verließ die Drag Queen die Bühne und der Scheinwerfer richtete sich auf die Rückansicht eines Mannes in Polizistenuniform. Die ersten Töne von „The final Countdown“ erklangen und der Mann auf der Bühne wirbelte herum.

Jack traf fast der Schlag. Das konnte doch nicht sein! Das war völlig unmöglich! Völlig absurd! Wie elektrisiert schaute Jack dem Mann auf der Bühne zu. Das sollte allen ernstes Sheriff Doug Witter sein? Der stockkonservative Bulle aus Capeside? Der Bruder von Pacey?

Ja, Pacey, dem hätte Jack das, was hier ablief, wohl zu getraut, aber Doug? Niemals! Und doch es war so.

Und verdammt noch eins, Doug verkaufte sich echt gut. Die Darbietung war amateurhaft, ja, doch eine wahre Augenweide. Doug schaute einen Moment ins Publikum, dann warf er mit einem Ruck seinen Stetson von sich und begann lasziv mit den Hüften zu kreisen. Dabei fing er an, langsam sein Hemd aufzuknöpfen. Seine Hände wanderten unablässig über seine Oberkörper und streichelten jeden Zentimeter.

Langsam ließ er das Hemd von seinen Schulter rutschen und schaute verträumt in die Menge. Weiter wanderten seine Hände über seinen knackigen Po, über seinen prall gefüllten Schritt. Die Zuschauer waren am Johlen und Jubeln.

Auch Jack war es verdammt heiß geworden und sein Mund fühlte sich wie Sandpapier an. Hastig nahm er einen Schluck seiner Cola. Als er sich wieder der Bühne zuwandte, war Doug gerade dabei seinen Hosenbund aufzuknöpfen.

Jack fiel förmlich die Kinnlade herunter. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Und diese Prachtstück hatte jahrelang praktisch neben ihm gewohnt und er hatte es nie bemerkt?

Innerlich schlug Jack sich gegen die Stirn und versprach sich selbst diese Tatsache sofort zu ändern. Ein Typ neben Jack raunte „Wau ist der heiß!“ Und Jack konnte dem nicht widersprechen. Kurz bevor Doug sich seiner Hose entgültig entledigte endete die Musik.

Die Drag Queen erschien, ging auf Doug zu und legte ihm verheißungsvoll die Hand auf die Schultern.

„Danken wir unserem Gesetzeshüter mit einem donnernden Applaus, ihr Lieben!“

Dieser setzte auch sofort ein. Doug lachte herzlich, winkte noch mal in die Menge und verließ dann die Bühne. Kurz darauf erschien er sittsam gekleidet unter den Zuschauern. Man klopfte ihm auf die Schultern, tätschelte seine Hintern und steckte ihm Zettelchen zu. Zu spät merkte Jack, dass er genau auf dem Weg stand, den Doug einschlug. Und ehe er sich versah, stand der Sheriff von Capeside direkt vor ihm.

„Hey Doug.“

Erschrocken ruckte Dougs Kopf in Jacks Richtung.

„Jack McPhee? Was machst du denn hier?”

Völlig verdattert schauten ihn zwei blassblaue Augen an.

„Ähm, ich wohne hier in Boston. Und hin und wieder gehe ich auch aus.“

„Ja, ähm, klar. Das ist wohl dein gutes Recht, nicht wahr?“, kam es ziemlich verlegen zurück.

‚Jack, jetzt nur nicht aufgeben! Tu was!’

„Kann ich dich vielleicht zu einem Drink einladen? Du musst ja völlig ausgetrocknet sein, nach diesem Auftritt“, schmunzelte Jack.

„Ja, danke. Eine verdammt gute Idee.“

Er wandte sich an den Bartender. „Eine Barcardi-Cola bitte!“

„Für mich auch eine, danke.”

Die Getränke waren in Windeseile da und Jack bezahlte rasch. Mit dem Getränk in der Hand, wandte er sich wieder Doug zu.

„Sag mal, kommst du oft her?“

„Na ja, oft kann man es nicht wirklich nennen. Nur wenn mir in Capeside die Decke auf den Kopf zu fallen droht und ich ein bisschen Ablenkung brauche. Und welcher Ort wäre besser geeignet?“

„Du weißt aber schon, dass du mir gerade das Bild, das ich mir in den Jahren von dir gemacht habe, total über den Haufen wirst?“ Grinsend nippe Jack an seiner Cola.

„Ach du hast dir ein Bild von mir gemacht? So, so. Nun ja, als Sheriff einer Kleinstadt hat man wohl ein Image zu pflegen. Und wie heißt es so schön. Was der andere nicht weiß, macht ihn nicht heiß.“

„Also wie du jemanden heiß machst, weißt du schon ganz genau!“, startete Jack seinen Angriff.

„Machst du eigentlich zum ersten Mal hier bei so einer Mister Wahl mit? Du machst das ja schon fast profimäßig.“

„Es gibt nur einen Ort, wo ich so was mitmache. Und das ist hier. Als die hier

vor fünf Jahren damit anfingen, bin ich nur durch eine saublöde Wette auf die Bühne gelockt worden. Aber irgendwie hat es eine Menge Spaß gemacht. Nun ja und seit dem mache ich jedes Jahr hier mit.“

„Dann habe ich aber schon eine Weile echt was verpasst.“

„Findest du? Nun ja, du weißt gar nicht, was du so alles in den letzten Jahren verpasst hast!“

Jack verschluckte sich fast. Wow, damit hatte er jetzt nicht gerechnet. Aber es war nun doch recht deutlich, dass auch Doug an Jack Interesse hatte. Prüfend schaute er Doug in die Augen.

Eigentlich waren ja One-Night-Stands nicht sein Ding. Aber verdammt, Doug war wirklich eine Sünde wert. Dieser musste wohl erraten haben, was Jack durch den Kopf ging. Er stellte sein Glas auf die Bar, griff nach Jacks Hüfte, zog diesen ganz nah zu sich heran und küsste ihn stürmisch. Jack zog Doug enger an sich und was er da spürte, ließ ihn einen klitzekleinen Moment in die Zukunft schauen. Und was er da sah, ließ sein Herz um einiges heftiger schlagen. Nach Luft ringend löste Jack sich von Doug. Er schaute ihm in die Augen und meinte: „Was hältst du denn davon, wenn wir uns einen etwas ruhigeren Ort suchen?“

„Eine fantastische Idee. Los lass uns gehen!“

Jack schnappte sich seine Jacke als Doug ihn auch schon an der Hüfte packte und durch das Gedränge schob. Kaum draußen angekommen, fielen sie küssend übereinander her. Grinsend trennten sie sich irgendwann wieder.

„Also wenn wir so weiter machen, kommen wir zwei nie ins Bett!“

„Na das wäre ja eine Katastrophe!“, lachte Jack laut auf. Und dann machten sie sich zusammen auf den Weg zu einer unvergesslichen Nacht.



ENDE
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