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If I fall by Putzi

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Notes

Spoiler: Auf der Kippe [Great Xpectations]

Nachdem ich das Skript zu "Great Xpectations" gelesen hatte und gesehen hatte, wie Pacey zum Schluss reagiert hatte, wusste ich, dass ich zumindest eine FanFiction zu dieser Folge schreiben musste. Noch kurz eine Klarstellung: Ich bin absolut gegen jede Art von Drogen, das hier ist nur eine Fic und ich hoffe, dass niemand, der diese Fic hier ließt jemals in diese Situation kommen wird! Wäre euch dankbar, wenn ihr mir eure Meinung mitteilen würdet. ;)
Andie lag stumm in ihrem Krankenhausbett und starrte hinaus in den Vorgarten. Sie nahm nicht wirklich etwas von dem wahr, was dort draußen geschah, sie starrte nur stur geradeaus auf einen Punkt, den nur sie zu sehen schien.

Sie dachte darüber nach, warum sie hier im Krankenhaus war, was in den letzten Tagen geschehen war und wie es jetzt weitergehen würde.

Sie hatte Ecstacy genommen. Sie hatte sich so glücklich wie schon lange nicht mehr gefühlt, so glücklich wie vielleicht noch nie in ihrem Leben, doch als die Wirkung nachgelassen hatte, als sie dann umgekippt war, war genau das eingetreten, was Jen vorher prophezeit hatte, sie hatte sich noch schrecklicher, noch schuldiger und noch einsamer gefühlt, als sie sich jemals zuvor gefühlt hatte.

Doch dieser Vorfall, wegen dem sie jetzt hier im Krankenhaus lag, der hatte sie wieder zurück auf den Boden geholt, er hatte ihr die Augen geöffnet: Sie liebte Pacey. Immer noch. Sie hatte sich die letzten Monate eingeredet, dass dem nicht so wäre, hatte versucht ihn zu vergessen, damit klar zu kommen, dass sie nicht mehr zusammen waren, dass sie kaum noch Freunde waren und er sie verlassen hatte, weil sie mit einem Anderen geschlafen hatte. Sie hatte sich eingeredet es geschafft zu haben, sich eingeredet sich für ihn und Joey zu freuen.

Doch die Wahrheit war, dass sie weit davon entfernt war, ihn zu vergessen. Die Wahrheit war das, was sie an dem Abend auf dem Rave unter dem Einfluss von Ecstasy zu Pacey und Joey gesagt hatte. Die Wahrheit war, dass sie ihn vermisste, vermisste von ihm im Arm gehalten und getröstet zu werden, vermisste, dass er sie aufbaute und ihr sagte, wie viel sie ihm wert war. Die Wahrheit war, dass sie Joey beneidete. Sie beneidete Joey darum, dass er nun sie im Arm hielt, sie tröstete und für sie da war.

Vielleicht hätte sie es geschafft über ihn hinweg zu kommen, wenn auch er nach ihrer Trennung alleine geblieben wäre, doch die Gewissheit zu haben, dass jetzt eine Andere – Joey – seine Liebe empfing und von ihm im Arm gehalten wurde, war zu viel für sie.

Und das Schlimmste war, dass sie gestern gesehen hatte, wie es hätte sein können. Er war da gewesen. Er hatte die halbe Nacht im Krankenhaus gewartet, hatte an ihrer Seite geruht und über sie gewacht, hatte sich Sorgen gemacht, sich um sie gekümmert, wie er es früher getan hatte. Er war für sie da gewesen und für den Rest des Abends hatte Andie die Tatsache, dass er mit Joey zusammen war einfach verdrängt. Sie hatte nur daran gedacht, dass er hier war – bei ihr, weil er sich um sie sorgte.


Zwei Tage später wurde Andie entlassen, nachdem eine Psychologin, die mit ihr gesprochen hatte bescheinigte, dass die Gefahr, dass Andie nochmals so etwas Dummes tun würde, ziemlich gering war.

Pacey war jeden Tag bei ihr im Krankenhaus gewesen und hatte ihr Gesellschaft geleistet, immer mit der Ausrede, dass er nichts Besseres zu tun hätte.

Andie wusste, dass er log. Er hätte mit Joey zusammensein können, hätte für seinen Abschluss lernen können, der sowieso mehr als gefährdet war, doch er kam – jeden Tag – und erzählte ihr, was passiert war.

Pacey erzählte ihr, dass Jack kein Wort mehr mit Jen gesprochen hatte, seit er zu Andie in den Krankenwagen gestiegen war, um mit ins Hospital zu fahren, richtete Grüße von allen aus, erzählte, dass sich alle um sie sorgten und redete ihr die Schuldgefühle aus, die sie befielen, wenn sie daran dachte, dass Jens und Jacks Freundschaft wegen ihr zerstört worden war.

Er war einfach für sie da – wie früher – und auch wenn Andie sich für die Gedanken, die sie befielen hasste, wusste sie, dass sie froh darüber war Ecstacy genommen zu haben, weil sie ihn so in gewisser Weise zurück bekommen hatte.

Jack und ihr Vater holten sie vom Krankenhaus ab und brachten sie nach Hause. Sie verschwand gleich in ihrem Zimmer, erzählte den Beiden sie müsse lernen, doch in Wahrheit wollte sie nur alleine sein und nachdenken.

Etwas später am Tag, als sie sich doch noch dazu durchgerungen hatte sich den Stoff, den ihre Klasse in ihrer Abwesenheit durchgenommen hatte, anzusehen, klopfte Pacey an ihrer Türe und streckte grinsend seinen Kopf durch den Türrahmen.

"Hi, wie geht's?" Ohne eine Antwort abzuwarten, öffnete er die Türe vollends und ließ sich auf Andies Bett fallen.

Andie saß an ihrem Schreibtisch, hatte sich aber zu ihm gedreht, als er eingetreten war. "Gut. – Ja, mir geht es gut!" Sie lächelte gequält. Irgendwie war es komisch wieder alleine mit ihm in ihrem Zimmer zu sein.

Stille.

"Also... hast du Jack gesagt, dass Jen nicht wusste, dass du die Pille genommen hattest?", fragte Pacey und setzte sich in Andies Bett auf.

"Ja... Aber er sagt, dass das nichts ändern würde, dass er mit Leuten, die Drogen nehmen nichts mehr zu tun haben will... Pacey, das ist alles meine Schuld, ich meine... Jen, sie... es..."

"Mach dir keine Sorgen, die beruhigen sich schon wieder, ganz sicher! Und es ist nicht deine Schuld! Drue, dieser kleine Macho aus New York ist an allem schuld, Jen hätte sich nie von sich aus Ecstasy besorgt!"

Andie nickte leicht den Boden an. Nach einer Weile sah sie ihm wieder ins Gesicht. "Hast du heute Abend schon was vor? Wir könnten war unternehmen... nur wir Beide... du weißt schon, der alten Zeiten willen." Sie lächelte hoffnungsvoll.

Er sah ihr fest in die Augen. "Andie... Nein, es tut mir leid, ich kann heute nicht... ich bin mit Joey verabredet und..."

"Ja, nein, ist schon okay, ich dachte nur... ach, vergiss es einfach!" Sie lächelte wieder, ihre Emotionen verbergend.

Pacey fühlte sich schuldig... "Weißt du... was ist mit morgen?" Pacey schalt sich sogleich innerlich für diesen Vorschlag, das war keine gute Idee.

"Okay." Andie lächelte.

"Gut, also dann... ich hol’ dich morgen um 8 Uhr ab, okay? Ich muss jetzt, hab noch Nachhilfe." Er rollte seine Augen und Andie lächelte.

"Okay."


Das Erste, was sie am nächsten Morgen in der Schule tat, war nach Jen zu suchen. Sie fand sie vor ihrem Spinnt, wie sie, sobald Andie in ihre Nähe kam, eine Tüte bunter Pillen in einer Schachtel verstaute und in die hinterste Ecke ihres Spinntes schob.

"Hi Jen", rief sie, froh ihre Freundin gefunden zu haben.

"Andie", Jen schloss schnell ihren Spinnt und drehte sich zu ihr, "wie geht es dir, alles in Ordnung? Andie, es tut mir so leid, das ist alles meine Schuld!"

Die beiden Mädchen umarmten sich. "Nein, Jen, hör mir zu, dich trifft absolut überhaupt keine Schuld, ich bin kein kleines Mädchen mehr und hätte selbst wissen sollen, was gut für mich ist und was nicht, es tut mir leid!" Sie sah Jen eindringlich an. "Und es tut mir so leid, dass ich deine und Jacks Freundschaft kaputt gemacht habe, Jen, ich verspreche dir, dass ich alles versuchen werde, um das wieder gerade zu biegen! Es tut mir so leid!" Andie war schon wieder den Tränen nahe.

Jen schloss sie noch fester in ihre Arme. "Andie, keine Sorge... Weißt du, eigentlich hat er ja recht..."

Andie sah zu ihr auf, wollte ihr gerade widersprechen, als Joey um die Ecke bog und auf die Beiden zukam.

"Andie!", rief sie und lief auf die beiden zu, gab Andie ebenfalls eine kurze Umarmung. "Wir haben uns solche Sorgen gemacht! Wie geht's dir?"

"Ja, ganz gut." Sie lächelte.

"Ja, Pacey hat mir alles erzählt...", sagte Joey.

"Joey... es tut mir so leid, was ich auf diesem Rave gesagt habe, das mit Dawson und dass du kalt gewesen seist, das tut mir so leid und... ich hoffe du weißt, dass ich dir Pacey nicht wegnehmen will... Das könnte ich auch gar nicht, denn was ich gesagt habe, dass er voll und ganz über mich hinweg ist und dass er dich nie betrügen würde, das ist absolut wahr und ich weiß das!"

Joey lächelte, dann nahm sie Andie nochmals in die Arme. "Ja, ich weiß das Andie und ich nehme dir das auch nicht übel... Wie du gesagt hast, es ist nun mal Pacey!" Sie zwinkerte und Andie lächelte, dann gingen die Mädchen Arm in Arm den Gang entlang in ihre Klassen.

Den Rest des Nachmittags verbrachte Andie vor ihrem Kleiderschrank und suchte nach den passenden Klamotten für den Abend. Sie wusste nicht so recht, was sie anziehen sollte, wie wollte sie auf Pacey wirken? Zuletzt entschied sie sich für ein hellgraues Kleid mit kurzen Ärmeln und einem schwarzen Muster.

Pacey war pünktlich, als er sie am Abend abholte. Sie aßen in einem kleinen Restaurant am Hafen zu Abend und machten dann noch einen Spaziergang an den Docks. Andie wurde, ohne es wirklich zu wollen etwas melancholisch. So viele Momente, so viele Augenblicke hatte sie hier an den Docks mit ihm erlebt.

Ihre Erinnerungen kamen zurück, als wäre das alles erst gestern geschehen und sie war sich selbst auch nicht mehr so sicher, ob dieses Date mit Pacey eine gute Idee gewesen war.

Schließlich setzten sie sich auf eine der Bänke, die am Rande des Hafens standen und den Blick auf das Meer frei gab.

"Irgendwie weckt das hier alles Erinnerungen, findest du nicht?" Sie sah zu ihm hinüber, er blickte jedoch hinaus aufs Meer.

"Ja, etwas schon. Wir haben ein paar...," Er suchte nach dem richtigen Wort "...interessante Momente hier unten erlebt."

Andie lächelte, dann sah sie wie er hinaus aufs Meer und sie teilten ein paar Sekunden der Stille. In ihrem Kopf drehte sich alles, tausend Gedanken flogen herum und verwirrten sie noch mehr, als sie es schon war.

*Pacey ist mit Joey zusammen. Er ist mit Joey zusammen. Joey.* Sie versuchte sich das ganz klar zu machen und über all ihre anderen Gedanken zu stellen. *Er ist mit Joey zusammen. Joey ist seine Freundin! Er ist mit Joey zusammen!*

Sie sah wieder zu ihm hinüber. *Pacey ist...* Er sah sie an, ihr direkt in die Augen. *Er ist...* Augenblicke flackerten vor ihrem inneren Auge auf. Ihr erster Kuss. *Ach, scheiß drauf!* Sie befahl ihrem Gewissen ruhig zu sein, sie hatte sich schon lange nichts mehr so sehr gewünscht, wie sie sich jetzt wünschte ihn zu küssen, seine warmen, weichen Lippen wieder auf den ihren zu spüren und sich selbst vergessend beugte sie sich zu ihm hinüber und drückte ihm ihre Lippen auf den Mund.

Völlig perplex über die überraschende Attacke von Andie, wusste Pacey nicht so recht, was er jetzt machen sollte, ehe er sie bestimmt wieder von sich weg drückte.

"Andie..." Er suchte nach Worten.

Sie sah ihn mit großen Augen an, wusste mit ihrer Handlung alles kaputt gemacht zu haben, war den Tränen nahe, wusste aber nicht genau warum. Sie schluckte ihre Tränen herunter, versuchte mit aller Kraft stark zu bleiben.

"Nein, Pacey, ich weiß, es war falsch, ich... es tut mir leid, ich hab mich einfach von dem Augenblick und all den Erinnerungen hinreißen lassen... und... es tut mir leid, wirklich... ich... ich... – Vielleicht bringst du mich jetzt besser nach Hause."

Pacey nickte leicht, dann stand er auf und ging in angebrachtem Abstand zu Andie zurück mit ihr zum Wagen.

Als er sein Auto vor dem Haus der McPhees stoppte und den Motor ausstellte, saßen beide stumm nebeneinander.

"Pacey... ich... ich wäre dir dankbar, wenn du das Joey nicht erzählen würdest. Ich weiß, dass es falsch war und ich hab schon genug kaputt gemacht, ich will meine Freundschaft mit Joey nicht auch noch riskieren und es ist ja auch nichts passiert." Sie sah ihn bittend an.

Wieder nickte Pacey leicht. Andie griff nach dem Türöffner, als sie ihn noch etwas sagen hörte.

"Andie, ich... ich habe nachgedacht... Du weißt, dass ich dich sehr gerne mag und dass ich mir Sorgen um dich mache und nicht will, dass dir etwas passiert. Du weißt, dass ich mich immer noch verantwortlich für dich fühle und... aber... ich... weißt du, vielleicht wäre es besser... ich weiß nicht, ob es so gut ist, wenn... wenn wir jetzt schon wieder versuchen Freunde zu sein, ich meine... vielleicht brauchen wir einfach noch etwas Abstand voneinander, um... um alleine weiter zu leben."

Seine Worte waren wie ein Stich in ihr Herz. Sie wusste, dass er vielleicht recht hatte, aber sie brauchte ihn. Sie brauchte seine Nähe, seine Stärke, brauchte es von ihm im Arm gehalten und getröstet zu werden. Wie sollte sie es schaffen ihr Leben zu leben, ohne ihn als Stütze, ohne zu wissen, dass er sie immer auffangen würde?

Mit einem dicken Kloß im Hals nickte sie. Sie konnte nichts sagen, hätte sie überhaupt etwas heraus gebracht, hätte er gemerkt, wie sie sich im Moment fühlte, hätte er all ihren Schmerz gehört. Sie öffnete die Wagentüre und verschwand schnellen Schrittes im Haus.

Sie schloss die Türe, lehnte sich dagegen, sank daran hernieder und fing an zu weinen. Sie weinte so bitterlich, weinte all ihre Tränen, die sie hatte heraus, scheute sich nicht, jetzt, da sie niemand sehen konnte all ihren Schmerz und ihre Verzweiflung heraus zu lassen. Sie war alleine. Ganz alleine. Sie hatte niemanden. Niemanden würde es kümmern, wie es ihr ging.

Sie hörte, wie Paceys Wagen draußen davon fuhr und stürmte dann, die Sicht von den Tränen verschleiert hinauf in ihr Bett. Sie weinte die halbe Nacht.


Am nächsten Tag war sie sehr früh in der Schule. Ihre Augen waren rot und verweint, erfolglos hatte sie versucht das mit Make-Up zu vertuschen. Zielstrebig ging sie auf Jens Spinnt zu. Kaum jemand war jetzt schon in der Schule und der Gang, in dem sie sich nun befand war Menschenleer.

Sie kramte aus ihrem Rucksack einen Schaubenschlüssel heraus, brach Jens Schloss auf und suchte in den hintersten Ecken des Schrankes nach der Schachtel, die sie Jen nur einen Tag früher hatte verstecken sehen.

Sie fand sie, schloß den Spinnt wieder, sah sich nochmals um, ob sie auch niemand gesehen hatte, steckte die Schachtel in ihren Rucksack und ging den Weg, den sie gekommen war wieder zurück.

Langsam trudelten immer mehr Schüler der Capeside High in der Schule ein und die Flure wurden langsam gefüllt. Auch Jen Lindley war eine der Schülerinnen, die sich auf den Weg zu ihrem Spinnt begab, um ihre Bücher für die nächste Stunde zu holen. Als sie ihn erreichte, stellte sie fest, dass jemand ihr Schloss aufgebrochen hatte. Panik stellte sich bei ihr ein, als sie beim durchsuchen des Schrankes bemerkte, dass jemand ihre Schachtel mit dem Ecstacy entwendet hatte. Ihr erster Gedanke war, dass jemand versuchen würde sie zu erpressen, doch als Dawson um die Ecke bog und ihr erzählte, dass Jack wie verrückt nach Andie suchen würde, schwante ihr Böses.

Sie traute sich nicht Dawson ihren Verdacht mitzuteilen, traute sich nicht ihm zu sagen, dass sie wieder angefangen hatte Ecstacy zu nehmen, deshalb entschuldigte sie sich und machte sich auf den Weg zum Mädchenklo.

Es war niemand im Raum, als sie die Türe öffnete und sich umsah. "Andie?" Sie lief hinüber zu den Kabinen und suchte nach und nach alle durch. "Andie, bist du hier? Bitte antworte!" Sie war an einer verschlossenen Türe angelangt und klopfte wie wild dagegen. "Andie? Andie? Hallo, wer ist denn da? Andie?"

Niemand antwortete. Jen bückte sich, um unter der Kabinentüre hindurch sehen zu können und sah ein paar Turnschuhe, die Andie gehörten. Sie griff in ihre Tasche, zog ein 10 Cent Stück heraus und öffnete die Türe von außen.

Sie sah Andie, als sie die Türe öffnete. Sie war an die Kabinenwand gelehnt, hatte die Augen geschlossen und bewegte sich nicht. Jen schlug die Hände vor den Mund, unterdrückte einen Schrei und musste die Tränen zurück halten. In Panik rannte sie hinaus aus dem Klo auf den Flur. "Hallo, schnell, ich brauche Hilfe!", schrie sie. Inzwischen liefen ihr dicke Tränen die Wangen hinunter. "Schnell, ruft doch jemand einen Krankenwagen!"

Pacey, Joey und Jack kamen auf sie zugerannt. Pacey packte sie an beiden Armen, zwang sie ihn anzusehen. "Jen, was ist passiert? Was ist los?"

Zitternd und unter Tränen antwortete sie: "Andie... sie ist da drin... sie... ich glaube sie ist tot!" Jen brach zusammen, als Jack wie vom Donner gerührt die Türe des Mädchenklos aufschlug und ins Innere stürmte. Geschockt, aber so schnell es ging folgten ihm Joey und Pacey.

Das Bild, dass sich ihnen darbot war mehr als schockierend für die beiden. Jack hatte Andie aus der Kabine gezerrt, sie auf den Boden gelegt und kniete nun breitbeinig über ihr, das Gesicht verheult und einem Nervenzusammenbruch nahe und leistete ihr erste Hilfe, während er schrie. "Verdammt, Andie, tu mir das nicht an, Andie! Atme verdammt noch mal!"


Das Wartezimmer war voll. Alle waren da, warteten darauf etwas zu hören, warteten darauf, dass ein Arzt kommen würde und ihnen etwas sagte. Einfach etwas, das ihnen Gewissheit gab. Eine gute Nachricht – oder eine schlechte.

Jack saß in einer Ecke, machte sich Vorwürfe nicht für sie da gewesen zu sein, als sie ihren Bruder gebraucht hatte. Er war alleine, saß abseits von den anderen und schien auch nicht zu wollen, dass irgend jemand ihn tröstete, oder ihm Gesellschaft leistete.

Dawson und Jen saßen auf zwei Stühlen auf der anderen Seite des Zimmers. Dawson hielt Jen im Arm, versuchte seit 2 Stunden immer noch vergeblich sie zu beruhigen, sie dazu zu bringen, dass sie aufhörte zu zittern. Sie stand noch immer unter Schock, gab sich die Schuld an allem und redete ständig davon, dass sich alle von ihr fernhalten sollten, dass sie früher oder später mit ihrem Leichtsinn alle umbringen würde, zuerst Abby und nun auch noch Andie. Sie ließ sich von diesem Glauben nicht abbringen, egal was Dawson sagte, sie schien es gar nicht zu registrieren. Sie saß da, wie in Trance, wippte hin und her und flüsterte ihre Selbstvorwürfe vor sich hin. Dawson beschloss, dass das Einzige, was er im Moment für sie tun konnte, war für sie da zu sein und ihr zu zeigen, dass sie nicht alleine mit ihrer Trauer und ihrem Schock war.

An der Wand, die zwischen Jack und Dawson und Jen lag, saßen Joey und Pacey. Joey hatte ihren Kopf an Paceys Schulter gelehnt und hielt seine Hand, während er die Augen geschlossen und den Kopf an die Wand hinter ihm gelehnt hatte. Sie sprachen nicht, gaben sich durch die Gegenwart des Anderen einfach nur Kraft. Nach ein paar Minuten öffnete Pacey die Augen, ließ Joeys Hand los und stand auf. Dann ging er ohne ein Wort zu den anderen nach draußen. Joey folgte ihm nach ein paar Sekunden.

Sie fand ihn draußen vor dem Hospital im Freien stehen. Sie ging auf ihn zu und legte eine Hand von hinten auf seine Schulter.

"Es ist meine Schuld Joey", flüsterte er.

Joey schüttelte leicht ihren Kopf, doch das konnte er nicht sehen, da er mit dem Rücken zu ihr stand. "Das ist nicht wahr, Pacey..." Ihre Stimme klang beruhigend.

Er drehte sich ruckartig zu ihr um, sah ihr direkt ins Gesicht. "Doch, das ist es! Wir waren gestern zusammen essen, Joey. Wir hatten Spaß, wir haben geredet und gelacht wie in alten Zeiten, nur mit dem Unterschied, dass wir nur Freunde waren. Jedenfalls dachte ich das. Und dann... dann hat sie mich geküsst und..." Er fuhr sich mit der Hand durch seine braunen Haare.

Joey glaubte ihr Herz würde stehen bleiben. Sie hatten sich geküsst? Sie hatten sich geküsst, aber...

"Und dann... ich hab sie zurück gehalten, ich... sie hat gemeint, dass es ihr leid tut, dass es nie wieder passieren würde und dass ich es dir nicht erzählen solle, weil sie eure Freundschaft nicht gefährden wolle... und... Joey, ich habe sie weggestoßen! Ich habe ihr gesagt, dass es besser wäre, wenn wir uns eine Zeit lang nicht sehen, um Abstand zu gewinnen... weil ich dachte... verstehst du, ich wollte mit ihr befreundet sein... ich wollte... Verdammt! Ich... ich wollte ihr Zeit geben, weil ich wusste, dass sie es nicht schaffen würde von mir weg zu kommen, wenn wir ständig umeinander herum sind, aber..."

Joey sah ihn an... Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, deshalb ging sie stattdessen einen Schritt auf ihn zu und schloss ihn ganz fest in die Arme. Er begann zu weinen und vergrub sein Gesicht in ihrem Nacken.

Nach einer Weile sah er wieder auf und Joey wischte ihm mit ihren Daumen die Tränen von den Wangen. Er küsste sie auf die Stirn. "Ich liebe dich", flüsterte er.

Joey gab ihm einen kurzen, aber zärtlichen Kuss auf die Lippen. "Ich dich auch."

Dann gingen sie Arm in Arm zurück ins Innere.

Als Dr. Soccerman den Warteraum betrat, war es mucksmäuschenstill. Fast alle hielten den Atem an, versuchten im Gesicht des Arztes zu erkennen, was er ihnen sagen würde.

"Sie lebt und ist soweit stabil."

Erleichtertes Ausatmen erfüllte den Raum. Jen fing vor Erleichterung noch mehr an zu weinen.

"Es ist wahrlich ein Wunder, dass Ms. McPhee dem Tod innerhalb so kurzer Zeit zweimal entkommen ist, sie muss einen guten Schutzengel haben! Wenn ich ehrlich bin, hätte ich, als sie hier zum zweiten Mal eingeliefert wurde nicht geglaubt, dass sie dieses Krankenhaus wieder lebend verlassen würde, vor allem, weil Ms. McPhee dieses Mal genau wusste, was sie tat. Sie wollte sich umbringen."

Die Freunde sahen sich vielsagend und besorgt an.

"Es kann jetzt einer zu ihr, aber bitte achten sie darauf sie nicht aufzuregen und ich würde empfehlen, dass nur die Familienangehörigen sie besuchen."

Der Arzt verließ das Wartezimmer und Jack und Mr. McPhee verschwanden in Andies Krankenzimmer. Nach etwa einer halben Stunde kamen sie wieder heraus und Jack teilte Pacey mit, dass Andie nach ihm gefragt habe und er zu ihr gehen könne, wenn er wolle. Pacey gab Joey einen zarten Kuss auf den Mund und ging dann ins Innere von Andies Krankenzimmer.

"Pacey", flüsterte sie kränklich und streckte die Hand nach ihm aus. Pacey schloss die Türe, ging auf ihr Bett zu, ergriff ihre Hand und setzte sich auf die Kante ihres Bettes.

"Hey McPhee... Was machst du nur für Sachen?" Er drückte ihre Hand einwenig und sah sie besorgt an.

"Ich hab scheiße gebaut, huh?", fragte sie und Pacey nickte leicht. "Pacey, ich..."

"Andie, du musst jetzt nichts sagen!", unterbrach sie Pacey.

"Ich will es aber... ich will dir das jetzt alles sagen und... es ist wichtig, ich muss dir das jetzt alles sagen und du musst mir zuhören!" Sie sag ihn eindringlich an und Pacey nickte. "Ich... Als du gestern gesagt hast, dass es besser wäre, wenn wir etwas Abstand halten, da ist bei mir einfach eine Sicherung durchgeknallt, verstehst du?" Pacey wollte etwas sagen, aber sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. "Nein, sag nichts, lass mich ausreden! Also ich dachte... ich weiß auch nicht, es war als würde mein ganzes Leben zusammenbrechen, es war als... als wäre ich ganz alleine auf der Welt... Verstehst du, du warst immer der, der mich aufgefangen hat, wenn ich gefallen bin, du warst immer der, der mich getröstet hat, du warst immer der, der mich im Arm gehalten hat und... das wärst du auch noch gewesen, wenn wir nur Freunde gewesen wären. Ich weiß, dass ich mich immer auf dich hätte verlassen können, aber als du dann sagtest, dass wir etwas Abstand brauchen, da dachte ich, dass ich dich ganz verlieren werde... Verstehst du Pacey, ich wollte nie wirklich sterben, nur... ich wusste... ich... ich wusste, dass du wieder da sein würdest, wenn ich falle und... und da dachte ich, ich lasse mich einfach fallen. Ich weiß, dass das SO dumm war und... es tut mir auch sehr leid, ich... ich werde das nie wieder tun, glaub mir, nur... Pacey, ich brauche dich! Ich brauche die Gewissheit, dass du für mich da bist, egal was geschieht... ich... ich meine, ich freue mich für dich und Joey, wirklich, ich bin so froh, dass ihr einander gefunden habt und euch liebt und du wieder glücklich bist, nachdem ich dir so sehr weh getan habe, aber..."

"Andie, ich werde IMMER für dich da sein, wenn du mich brauchst! IMMER! Ich werde dich immer auffangen, wenn du fällst, nur du musst einsehen, dass ich jetzt Joey liebe und wir nur noch Freunde sind", unterbrach er sie.

"Ich hab das eingesehen. Ich habe zwar lange gebraucht und musste dem Tod gefährlich nahe kommen, aber ich habe das eingesehen und ich weiß, dass du für mich da sein wirst... ich wollte dir das nur sagen..."

Pacey lächelte, dann beugte er sich zu ihr hinunter und schloss sie in die Arme. Als er sich wieder erhob, sah sie ihn an und streckte ihm die Hand entgegen.

"Freunde?"

Pacey lächelte. "Freunde, McPhee."



ENDE
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