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Es ging mir nie besser by Aimee

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***

Als sie ein klein wenig keuchte um nach Luft zu schnappen, wusste er dass seine Umarmung zu fest war und löste diese ein wenig. Seine Liebe zu ihr war so stark, dass egal welche Schmerzen er gerade empfand, er wollte sie vor ihr verstecken um ihre Schmerzen verschwinden zu lassen. Sie zu halten und ihr zuzuhören, war alles was er im Moment für sie tun konnte. Es war als würden sie dieselbe Seele teilen.
Wenn er die Chance dazu hätte, dann würde er das auch wirklich tun wollen. Niemand anderes, außer sie konnte wissen welche Schmerzen sie beide jetzt fühlten, hervorgerufen durch Matts Lügen und Beschuldigungen. Er wusste, dass dies nicht etwas war das sie oder er
schon morgen vergessen hatten. Wie auch immer, es war etwas, das ihre Freundschaft sogar noch stärker machte und wenn dies das einzige war, das es bewirken konnte, so war er bereit es zu akzeptieren.

"Weißt du, mein erster Gedanken nachdem was heute passiert ist, war Selbstmord."
"Joey, bitte..."
"Nein, es ist wahr. Ich weiß, dass es verrückt klingt, aber ich dachte dies wäre der einzige Ausweg. Ich bin hier raus gelaufen, weil ich erwartet habe, dass ich allein bin und friere. Die Wahrheit ist Pacey, dass ich mir nicht sicher war ob du heute mit mir hier draußen bleiben würdest."
"Was...?" Er war mehr als nur geschockt.
"Ich weiß ... ein weiterer dummer Teil an mir ... es tut mir leid. Es ist nur, weil ich dachte du willst nichts mehr mit mir zu tun haben, weil diese ganze Sache meine Schuld war und ich dich mit rein gezogen habe. Sag nicht, dass es nicht so war, denn ich weiß, dass es so war und du weißt es auch."
Er drückte sie ein wenig und bestätigte damit ihre Aussage. "Joey, wenn ich dich verlieren würde, ... dann glaube ich nicht, dass ich fähig dazu wäre in dieser Hölle, welche wir Existenz nennen, weiter zu leben. Versuch es doch endlich zu verstehen, es war nicht dein Fehler. Wenn man jemanden dafür die Schuld geben müsste, dann mir ... weil ich mit Matt gekämpft habe."
Joey ließ die Worte für einen Moment in sich einsinken und nickte dann. "Ich wüsste auch nicht, was ich ohne dich tun würde. Ich habe nicht vor das Spiel "Wer ist hier Schuld?" zu spielen. Ich möchte nur, dass du weißt, dass ich dir sehr dankbar dafür bin, dass du mit mir heute hier bist."
Er lächelte. "Danke ... ich finde es auch sehr schön heute mit dir hier zu sein."

Beide saßen Arm in Arm da und es kam ihnen wie Stunden vor, als plötzlich neue Tränen kamen, verursacht durch die Wut. Sie löste sich von seiner Umarmung, stand auf und warf ihre Arme in die Luft.

"Warum?" Sie schrie so laut wie sie nur konnte. "Wieso ist nichts was ich tue gut genug für andere? Wieso versuche ich es immer wieder? Egal was ich auch mache, ich falle immer wieder auf den Boden. Gibt es denn niemanden da draußen, der sich um mich sorgt?" Plötzlich fühlte sie eine Hand auf ihre Schulter und sie wusste es gibt jemanden. "Ich habe solche Angst, Pacey. Ich weiß nicht, was ich machen soll, ich weiß nicht wie ich ihn stoppen soll. Ich fühle mich verloren."
"Ich weiß Joey. Ich weiß."

***

"Was wäre, wenn wir das niemals gehört hätten?" Obwohl sie es schon seit einigen Stunden nicht besprochen hatten, wusste er genau was sie meinte.
"Dann wäre es auf jeden Fall leichter am Montag zur Schule zu gehen, meinst du nicht?" Es war beinahe Mitternacht, vor fünf Stunden hatten sie diese so genannte "schwungvolle Versammlung" verlassen. Die Menge hatte die Versammlung kurz nach ihnen verlassen. Niemand hatte die sich umarmten Gestalten auf der Bank bemerkt welche nur einen Meter von ihnen entfernt waren. Jetzt nutzten sie den Vorteil des Grases aus. Pacey lag auf seinem Rücken, während Joey ihren Kopf auf seine Brust gelegt hatte, ihren dünnen Körper fest an seinen gedrückt. Ihre Hand lag quer über seinem Bauch und beide fühlten sich in dieser Position sehr wohl. Der Himmel war nun klar und sie hatten schon seit mindestens
einer Stunde die verschiedenen Sternenkonstellationen am Himmel benannt nach deren Erscheinungsbild oder an was es sie erinnerte.
"Ernsthaft, Pacey. Was wäre, wenn wir nicht geblieben wären, um den Hintergrund des Wandbildes fertig zu übermalen? Was wäre, wenn wir nach Hause gegangen wären, so wie ich es tun wollte? Glaubst du, irgendetwas wäre anders?"
Wenn der Himmel nicht so hell erleuchtet wäre und sie ihn nicht sehen würde, hätte er jetzt gelächelt. Es war als würde Joey sich darüber wundern, was hätte passieren können, wenn dies und das nicht passiert wäre. Da war kein einfacherer Weg ihr zu sagen, dass er irgendwie zufrieden darüber war, dass alles so passierte. Er war nicht so verletzt wie sie es war, er hatte das alles schon oft genug gehört. Von seinem Vater, von Doug, zum Teufel noch mal sogar von Dawson ... aber Joey, sie hatte niemals verstanden woher er kam und was mit ihm wirklich passiert war. Er war froh, dass es so gekommen war, weil es auch etwas zu ihrer Freundschaft beigetragen hatte. Es gab nichts, das er ändern oder aufgeben wollte für diesen kleinen Fortschritt den ihre Freundschaft heute Nacht gemacht hatte. Gott, er wollte ihr von allem erzählen, was er in diesem Moment fühlte. Wie froh er darüber war sie jetzt in seinen Armen zu halten, als Freund oder mehr ... es war egal. Das einzige, was jetzt zählte war, das Gefühl sie bei sich zu haben. Heute vertraute sie ihm völlig mit ihren Gefühlen und ihrem Herzen ... etwas, das sie sonst nur mit Dawson teilte.

Er drückte sie näher an sich und es schien als würde sie es ihm erlauben. Plötzlich klickte etwas in ihm. Jetzt war es an der Zeit es ihr zu sagen. Jetzt war es perfekt … er hoffte es zumindest.
"Ehrlich gesagt, Potter ... ich weiß es nicht. Wir hätten es auch auf einem anderen Weg herausgefunden."
Stille. Sein Herz verlangte danach es ihr zu sagen. *Sie hat ihre Gefühle die ganze Nacht mit dir geteilt, nun bist du an der Reihe deine Gefühle mit ihr zu teilen.* Aber war er das auch? War er wirklich dazu bereit ihr zu sagen, dass er sie liebte? Nein, aber er würde es sonst vielleicht niemals tun. "Joey, es gibt etwas, das ich dir sagen muss."
"Ich weiß ...", flüsterte sie.
Er hob seinen Kopf, um einen besseren Blick auf ihr Gesicht zu bekommen. "Du weißt es?"
"Ja, ich weiß es schon seit einer Weile."
"Wirklich ... warum hast du mir nichts gesagt?"
"Ich wollte nicht, dass es aufhört. Diese Nacht war so perfekt, zumindest die letzten drei Stunden waren es, und ich weiß, dass wir nach Hause gehen müssen oder Bessie wird mir meinen Kopf ... Noch zehn Minuten Pacey okay?"
Er stieß einen leichten Seufzer der Erleichterung hervor und schüttelte den Kopf. "Klar, sicher..."
"Deinen Dad wird es doch nicht stören, oder? Oh, Pacey ich habe vergessen daran zu denken!" Sofort rollte sie herüber und sprang hoch. Er blieb an seinem Platz liegen und vermutete, dass sie sich an seine Vergangenheit mit seinem Vater erinnert hatte und deswegen begonnen hatte sich zu sorgen. Mit der Hand klopfte er auf den Platz neben sich und sehnte sich danach ihre Wärme noch einmal an seiner Seite zu spüren.
"Mach dir keine Sorgen, Joey. Ich bin ein großer Junge. Nebenbei gesagt besuchen alle gerade einen Onkel von mir, den ich niemals kennen gelernt habe, in Chicago. Komm her und leg dich zu mir."

Sie zitterte aus verschiedenen Gründen. Vielleicht hatte, ihn von da aus anzusehen wo sie gerade stand, diese Art von Reaktion verursacht ...oder es war vom Wind. Er sah so entspannt aus. Seine Beine, eines über das andere geschlagen, glücklich blickend. Sie wollte mehr als nur neben ihn liegen und mit ihm kuscheln und genau dieses Gefühl nervte sie. Das war Pacey Witter. Derselbe arrogante Flirt, den sie mit fünf Jahren kennen gelernt und mit dem sie aufgewachsen war. Sie hatte kein Recht dazu dieses Gefühl zu verspüren in seinen Armen sein zu wollen. Schlussendlich gab sie der kleinen Stimme in sich nach, die ihr sagte sie solle in seine Arme zurückkriechen. Als sie seine Arme um sich spürte, realisierte sie wie zufrieden sie war auf ihr Gewissen gehört zu haben. Er seufzte und atmete den Geruch ihres braunen Haares ein.

"Joey..."
Sie schluckte laut und flüsterte ein einfaches "Was?".
"Schau mich an..." Sie tat es. Seine Lippen zitterten und seine Atmung wurde intensiver. Plötzlich wusste sie, was er vorhatte.
"Pacey…", wimmerte sie beinahe, "bitte nicht ... nicht jetzt".
"Joey, ich liebe dich."
"Du bist nur von diesem Moment befangen. Es war ein langer Tag, Pacey. Lass uns einfach gehen, okay? Bitte." Sie erhob sich, wurde aber von ihm zurückgehalten. Er setzte sich auf seine Knie und zwang sie ihn anzusehen.
"Lass uns gehen." Sie versuchte sich zu befreien, um endlich gehen zu können, aber er hielt sie noch etwas fester. Sie wollte ihm glauben. Gott, sie wünschte es sich so sehr, dass er sie liebte. Sie war einfach noch nicht bereit gewesen für einen neuen Mann. Sie hatte das nach A.J. bemerkt. Wie sehr hatte sie es sich gewünscht einfach in seine Arme zurückzusinken und ihm zu sagen, dass sie ihn auch lieben würde. Was sie in Wahrheit nicht tat. Sie konnte es nicht. *Du verliebst dich nicht einfach in jemanden nur wegen eines Ereignisses, das an einem Tag geschehen ist.* Sich in jemanden zu verlieben und jemanden zu lieben waren zwei völlig verschiedene Dinge. Du kannst deine Schwester lieben, deine Mutter, den Bruder oder einen Freund ... aber wirklich verliebt bist du nur in deinen Seelenverwandten. Es war verrückt, unpraktisch und von Grund auf einfach falsch. Pacey Witter war nicht ihr Seelenverwandter.
Als sie Dawson gesagt hatte, dass sie ihn liebte wurde es zu einer immer stärker wachsenden Liebe. Es war nicht einfach so über Nacht hervorgesprudelt, wie Paceys scheinbare "Liebe". Sie konnte ihm an allem die Schuld geben, aber tief in ihrem Inneren wusste Joey, dass er die Wahrheit gesagt hatte.
"Joey, ich war noch niemals in meinem Leben so ernst wie heute. Ich bin schon seit dem ersten Tag auf der Junior High in dich verliebt. Hast du das gewusst?"
Sie schüttelte ihren Kopf und Tränen begannen sich erneut in ihren Augen zu bilden. Wenn er sich nicht dazu verpflichtet gefühlt hätte in ihre Augen zu sehen, während er ihr das alles sagte, dann hätte er das mit Sicherheit nicht getan. "Aber es ist wahr. Und ich weiß, dass jetzt kein günstiger Zeitpunkt ist, dir davon zu erzählen. Es tut mir leid."
Er pausierte und wartete einen Moment, um darüber nachdenken zu können, was er als nächstes sagen wollte. Er lockerte seine Umarmung ein wenig, wissend dass sie blieb. "Joey, ich fühlte mich dir heute Abend so nahe. Du hast mir so offen von allem erzählt was du fühlst, so dass ich wollte, dass du auch von allem weißt, was ich fühle. Ich fühlte, dass ich keine Geheimnisse mehr vor dir verstecken brauche ... Erinnerst du dich als wir vor einer Weile zu den Sternen hoch schauten ... Selbstverständlich erinnerst du dich ... Erinnerst du dich als wir bei einer Konstellation sagten, sie würde einem Paar ähneln, das sich an den Händen hält? Ich wünschte mir, dass wir eines Tages dieses Paar wären. Es ist mir klar, dass es sich abgedroschen anhört und ich gebe zu, dass ist es auch. Aber Joey jedes Mal, wenn ich etwas sehe – etwas, das in irgendeiner Form und Gestalt perfekt ist - dann denke ich an dich." Er stoppte wieder und fühlte wie ein gemischter Fluss an Gefühlen ihn überwältigte.

Joeys Augen waren geschlossen, sie waren es seitdem er angefangen hatte über die Sterne zu sprechen. Es war als würde sie das alles in sich aufnehmen um sich an jedes einzelne seiner Worte erinnern zu können. Eigentlich hatte sie die ganze Zeit versucht ihn zu ignorieren. Aber es war kein Traum. Er lehnte sich zu ihr hinüber und küsste sie sanft auf der Stirn. Dann stand er auf.

"Du musst mir nicht glauben. Aber ich liebe dich, Potter. Erinnere dich nur daran, dass ich dich niemals vorher angelogen habe und ich habe auch nicht vor jetzt damit zu beginnen." Er drehte sich um und begann davon zu gehen.
Ein Teil von ihm erwartete, dass sie ihn stoppen würde. Dass sie seinen Namen rufen würde, zu ihm laufen würde um ihn leidenschaftlich küssen ... etwas ... irgendetwas. Aber er war enttäuscht als sie nichts von alle dem tat. Sie hob ihre Knie an ihre Brust und weinte leise. Es war das schwierigste, das er jemals getan hatte, aber er ging weg und ließ sie in diesem Zustand alleine. Er wusste, dass sie nun Zeit benötigen würde um darüber nachzudenken und wenn er ihre Meinung über diese Situation haben wollte ... musste er ihr einfach die Zeit geben alles selbst herauszufinden.


Es war zwei Uhr morgens ... wahrscheinlich auch später. Sie hatte sich nicht darum gekümmert. Bessie konnte sich Sorgen machen soviel sie nur wollte. Vermutlich war Bessie eingeschlafen während sie auf sie gewartet hatte oder sie nahm einfach an, dass sie bei Dawson war. Wenn es irgendwelche Fragen gab, war Dawson immer da um ihr zu helfen. Sie hoffte es.

Während sie durch die Stadt ging, dachte sie über die Ereignisse nach die heute den ganzen Tag geschehen waren. Mehr noch über all das, was im letzten Monat passiert war. Selbstverständlich war das die Art wie es in Capeside zuging. Impulsiv und vieles mehr gerade dann, wenn man es am wenigsten gebrauchen konnte. Sie betrachtete sich selbst in einer Fensterscheibe im Geschäftsviertel. Immer noch trug sie ihren von Farbe verschmierten
Overall, ihre Haare gekräuselt von den Zöpfen, die sie den ganzen Tag gehabt hatte. Mascara lief teilweise in einer schmalen Linie von ihrem Gesicht herunter. Joey konnte sich nicht an das letzte Mal erinnern als sie so sehr geweint hatte. Sie wollte sich auch nicht daran erinnern. Es war der Tag an dem ihre Mutter gestorben war. Einen Tag, den sie am liebsten aus ihrem
Gedächtnis löschen würde, wenn sie die Möglichkeit dazu hätte. Je mehr sie sich daran erinnerte umso mehr wollte sie diese Fensterscheibe einschlagen, um ihre Adern mit einem Stück des zerbrochenen Glases aufzuschlitzen.

Plötzlich erinnerte sie sich an Paceys Worte.
'Joey, wenn ich dich verlieren würde, ... dann glaube ich nicht, dass ich fähig dazu wäre in dieser Hölle, welche wir Existenz nennen, weiter zu leben.'
Seine Worte hallten immer und immer wieder in ihrem Kopf. Sie schloss ihre Augen und erinnerte sich an einfache Wörter, Phrasen oder Bewegungen die er gemacht hatte. Er bewirkte, dass ihr ganzer Körper zitterte und sie sehnte sich wieder nach seinen Berührungen. Langsam hob sie ihre Hand zu ihrem Oberschenkel; an die Stelle wo vorher seine Hand gewesen war. Sie fühlte sich pathetisch, aber genau aus diesem Grund wollte sie ihn umso mehr. Etwas das sie niemals bei Dawson gefühlt hatte. Ein wütender Seufzer brach zwischen
ihren Lippen hervor und sie wusste was sie zu tun hatte. Sie musste ihn sehen. Er wusste wie er alles wieder in Ordnung bringen konnte. Sie öffnete ihre Augen und begann in Richtung seines Hauses zu gehen als sie bemerkte, dass es schon 2:00 Uhr morgens war, wahrscheinlich schon später, und obwohl es ihr egal war, war es ihm wahrscheinlich nicht egal. Das war ein Problem. Joey musste das in den Griff bekommen, ohne ihren allseits bekannten Helfer ... auch bekannt als Dawson Leery.
Die Frage war, wie?
Sie schüttelte die Gedanken davon und spazierte weiter. Vorbei an den gepflasterten Straßen von Downtown Capeside, durch die verwinkelten Seitenstraßen, am Fluss entlang, an ihrem eigenen Haus vorbei ... schließlich stand sie vor dem Haus, welches der einzigen Person gehörte auf die sie sich völlig verlassen konnte egal was auch passieren würde. Die einzige Person, die wirklich die Antwort hatte. Und das war Pacey.
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