Wenn man lange genug an etwas glaubt, wird es irgendwann Wirklichkeit. Wenn man sich lange genug etwas einredet, trifft es auch ein.
Stimmt diese Weisheit wirklich?
Ich meine, ich habe lange genug danach gelebt, genau genommen hab ich mein Leben danach ausgerichtet - es muss stimmen.
Immer, wenn ich etwas nicht wahrhaben wollte, wenn etwas einfach nicht sein durfte, habe ich es ignoriert, ich hab so getan als gäbe es das Problem nicht, weil es einfach nicht sein durfte.
Ich bin damit nicht immer durchgekommen.
Als meine Mum krank wurde, hab ich mir eingeredet, dass alles nur ein böser Traum wäre, dass ich bald aufwachen würde und meine Mum gesund wäre, ich nie wieder mit dem Gedanken konfrontiert werden würde sie zu verlieren.
Aber ich bin nicht wieder aufgewacht.
Meine Mum ist gestorben, auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte und auch noch Monate nach ihrem Tod gehofft habe, dass ich irgendwann aufwachen würde und sie dann da wäre, mich in den Arm nehmen, mir über die Haare streicheln und mir sagen würde, dass alles nur ein böser Traum gewesen war.
Aber ich bin nicht aufgewacht.
Dennoch lebe ich weiterhin mit dem Gedanken, dass ein Problem, wenn ich es nur lange genug ignoriere, irgendwann verschwinden wird, es einfach aufhört zu existieren.
So ist es mit Pacey.
Natürlich habe ich bemerkt, wie wohl ich mich in seiner Nähe fühle, wie gut es sich anfühlt von ihm in den Arm genommen zu werden, wie sehr ich es liebe seinen Duft einzuatmen, seine Witze zu hören, von ihm angelächelt zu werden mit diesem Strahlen in den Augen, als wäre ich wirklich die einzige Person auf der Welt, mit der er in diesem Moment zusammen sein will.
Ich habe bemerkt, dass ich öfter an ihn denke, als an die anderen meiner Freunde, dass ich immer mehr in den Zwiespalt komme, für wen ich Partei ergreifen soll, wenn er und Dawson ihre Meinungsverschiedenheiten haben - wie gut sich seine Lippen auf meinen angefühlt haben und wie schwer es mir gefallen ist, ihn von mir weg zu stoßen.
Aber es darf nicht sein.
Ich darf mich nicht in Pacey verlieben, deshalb ignoriere ich die Gefühle, die ich bereits habe, in der Hoffnung, dass sie irgendwann vergehen.
Ich lasse einfach nicht zu, dass die Gefühle stärker werden - dass ich mich verliebe...
Ich kann meine Gefühle besiegen, wenn ich nur lange genug gegen sie ankämpfe.
Nur was, wenn es wieder nicht klappt? Was, wenn ich es wie beim Tod meiner Mutter nicht aufhalten kann, so sehr ich es auch ignoriere? Was, wenn mein Herz stärker ist als mein Verstand?
Was, wenn ich mich bereits in Pacey verliebt habe?
Werde ich stark genug sein diese Gefühle aus Rücksicht auf Dawson zu unterdrücken und zu ignorieren?
Kann man seine Gefühle denn überhaupt unterdrücken, oder ist dies ein Kampf, den ich schon nach dem ersten Blick von Pacey, der mehr für mich bedeutet hat als Freundschaft, verloren habe?
ENDE