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Friends or Lovers? by Anna Lena

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~*~

Am Nachmittag arbeitete Joey im Restaurant der Leerys. Sie war noch total durcheinander von dem heutigen Tag. Als sie in den Hauptraum kam, saßen Dawson und Pacey zusammen an einem Tisch. Die beiden Personen, die sie jetzt am wenigsten gebrauchen konnte. Sie stellte sich hinter den Tresen und beobachtete die beiden, während sie mit Gläsern herumwirtschafte und Tabletts vollstellte. Ein Scheppern brachte sie wieder in die Realität zurück.

"Scheiße!" Ihr war das Tablett runtergefallen.

Da kam auch schon Gail aus der Küche und fragte sie besorgt: "Was ist denn, Joey? Geht es dir heute nicht gut?"

"Doch es geht schon. Ich habe nur ein bisschen Kopfschmerzen."

"Dann gehst du am besten nach Hause und ruhst dich aus. Ist heute Abend nicht sowieso der Ball an der Schule?"Als Joey nickte fuhr sie fort: "Du musst dich doch sicher noch fertigmachen. Dann geh doch lieber jetzt."

"Ich muss nicht zum Ball, ich kann ruhig hier bleiben", versuchte Joey entgegenzusetzen doch Gail schob sie mit sanfter Gewalt zum Ausgang.

"Ich weiß noch wie gerne ich früher auf diese Bälle gegangen bin, also mach dir einen schönen Abend, ja?"

"Okay! Tschau bis morgen! Und danke noch mal, Mrs. Leery", verabschiedete sie sich von Gail.

Joey ging durch den Park nach Hause und an ihrer Wand vorbei. Da stand doch jemand. Als sie sich den Jemand genauer betrachtete, erkannte sie, dass es Pacey war. Zögernd ging sie auf ihn zu. "Hi, Pacey", sagte sie mit leiser Stimme, um ihn nicht zu erschrecken.

Als er sich umdrehte, lag ein schwaches Lächeln auf seinen Lippen. "Hi, Potter!"

"Was machst du denn hier? Wolltest du nicht auf dem Ball sein?", fragte Joey zaghaft.

"Ich weiß auch nicht. Ich wollte ein bisschen nachdenken. Und hatte gehofft, dich hier zu treffen," fügte er leise hinzu. Nach einem Räuspern fuhr er fort: "Ich weiß nämlich nicht, was ich von heute Morgen in der Schule halten soll."

Erst war Joey versucht ihn anzulügen, aber als sie in seine braunen Augen sah, die sie voller Hingabe ansahen, überrollte sie eine Welle der Zärtlichkeit. Jetzt war sie bereit es ihm zu sagen, er hatte schon genug gelitten. "Weißt du ... ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll, ... aber ich glaube, ich bin in dich verliebt!" Sie blickte ihn mit ihrem bezaubernden-zaghaften-schüchternen Lächeln an, das sie immer dann lächelte, wenn sie unsicher war.

Pacey stand nur da und schaute sie baff an. Doch dann schaute er zu ihr hinunter und sah, dass sie ihn erwartungsvoll anguckte. Das Lächeln lag immer noch auf ihren Lippen. Da hielt Pacey es nicht mehr aus und küsste sie zärtlich auf den Mund.

Nach einer Weile unterbrach Joey den Kuss und strahlte ihn glücklich an. "Und was machen wir jetzt?", fragte sie schüchtern.

"Ich weiß nicht. Hätte Madmoizelle vielleicht Lust mit mir auf einen Ball zu gehen? Ich wüsste da zufällig wo einer stattfindet", antwortete Pacey mit einem ebenso glücklichen Lächeln.

"Aber gern, Monsieur. Mit dem größten Vergnügen sogar", antwortete Joey und gab ihm einen Kuss.

~*~

So holte Pacey Joey um halb acht an ihrem Haus ab. Als Joey die Tür öffnete, blieb Pacey die Spucke weg. Wie bezaubernd sie aussah. Auch in diesem einfachen, schlichten Kleid.

"Wenn ich nicht schon verabredet wäre, würde ich sie glatt fragen ob Sie heute Abend Zeit hätten", scherzte Pacey.

"Spinner! Küss mich lieber."

"Mit dem größten Vergnügen", antwortete Pacey und gab ihr einen kleinen Kuss. Danach öffnete er für Joey die Beifahrertür und stieg dann selbst ins Auto.

"Pacey?"

"Mmhm?"

"Wie sollen wir das denn jetzt machen? Ich meine ... den anderen das erklären? Und vor allem Dawson?", fragte Joey zaghaft, schaute ihn aber nicht an.

Pacey hatte schon auf diese Frage gewartet und auch bereits selbst darüber nachgedacht, aber er hatte keine Antwort finden können. "Vielleicht sollten wir einfach wie Freunde zu diesem Ball gehen, und Dawson es erklären, wenn es ruhiger ist und nicht in so einer Menschenmenge", erwiderte er dann nachdenklich.

"Vielleicht ist das wirklich besser. Immerhin ist er unserer bester Freund. Und vor einer Woche hatte ich noch keine Ahnung, dass ich dich liebe. Okay, ich wusste es ja selbst nicht oder wollte es mir nicht eingestehen ... und ich meine du hast dich in letzter Zeit so viel um mich gekümmert, dass ich nicht wusste, ob es Liebe ist oder nur ein Aufblitzen von Nettigkeit, die ich und du an den Tag gelegt hatten."

"Ich weiß was du meinst, Jo! Glaub mir, ich kenne das Gefühl."

Als sie ankamen, sahen sie wie Jen, Jack, Dawson und Andie vor dem Eingang der Schule auf sie warteten. "Hey Leute", begrüßte Dawson sie.

"Hi!"

"Na dann auf in das Vergnügen", sagte Jen mit einem leicht ironischen Unterton.

Die Sechs suchten sich einen Tisch, und Dawson forderte Joey zum Tanz auf. "Erinnert mich an alte Zeiten", begann Dawson das Gespräch.

"Ja, aber die Zeiten ändern sich und die Menschen entwickeln sich weiter, lernen andere Menschen kennen, lernen Begabungen kennen und interessieren sich für andere Dinge. Das Rad der Zeit hält niemand auf", wiedersprach Joey ihm.

"Ja, die Dinge ändern sich, aber wir beide werden immer das sein, was wir waren", antwortete Dawson.

"Ach ja? Und was waren, oder besser gesagt, sind wir?", hakte Joey nach.

"Freunde und vielleicht ja auch irgendwann wieder mehr", flüsterte Dawson ihr ins Ohr.

Pacey stand am Rand der Tanzfläche und sah den beiden beim Tanzen zu. Wie vertraut die beiden miteinander waren. Und wie glücklich und entspannt sie aussahen. Würden Joey und er auch mal so eine Beziehung haben? Oder würde sie immer zu Dawson gehen, wenn sie ein Problem hatte. Nachdenklich und auch ein bisschen traurig setzte er sich wieder an den Tisch, wo nur noch Andie saß. Jen und Jack tanzten auch irgendwo in dem Getümmel.

"Hey, Pacey, was ist denn? Ist irgendwas? Du guckst schon die ganze Zeit so traurig", fragte Andie leise.

"Nein, es ist alles in Ordnung. Danke", seufzte Pacey.

Joey hatte Paceys traurigen Blick gesehen, als sie und Dawson getanzt hatten. Was hatte er denn? Sie hatten doch beschlossen, dass sie als Freunde zum Ball gehen. Ja gut, er hatte es vorgeschlagen, aber sie selbst war sofort darauf angesprungen und hatte zugestimmt. Sie hatte nicht darüber nachgedacht, dass er vielleicht enttäuscht sein könnte, wenn sie ihn verleugnen würde. Wenn Dawson schließlich wirklich ihr Freund war, müsste er es verstehen. Schließlich hatte er sich auch ziemlich überraschend in Joey verliebt und alle hatten es akzeptiert. Pacey sollte nicht hinter Dawson zurückstecken, nur weil er sie vielleicht besser und länger kannte. Sie wurde in ihren Gedanken unterbrochen, als der Direktor zum Mikrofon griff und die Schüler aufforderte ihm zu zuzuhören.

"Liebe Schülerinnen und Schüler, ich hoffe Sie hatten bisher Spaß an unserem diesjährigen Abschlussball!" Halbherzig klatschten einige Schüler und unterbrachen die Rede. "Und nun möchten wir das Klassen Paar von diesem Jahr krönen."

Pacey und Joey blickten sich unwohl an. "Ich betone noch mal, dass das Paar nur von den Schülern und Schülerinnen gewählt wird. Das Klassen Paar dieses Jahres sind ... Josephine Potter und Pacey Witter. Kommt doch bitte zu mir auf die Bühne."

Jubel brach los und ein paar Lacher waren zu hören, denn jeder wusste natürlich, wie sehr sich Joey und Pacey normalerweise hassten.

Pacey ergriff Joeys Hand und führte sie zur Bühne. Beide versuchten krampfhaft nicht loszulachen, was beim Anblick der überraschten Gesichter ihrer Freunde nicht gerade leicht war.

Der Direktor Überreichte Joey ein Rosenbouquet und gratulierte den Beiden, was sie schmunzelnd zur Kenntnis nahmen. Angels von Robbie Williams ertönte und Scheinwerfer richteten sich auf Joey und Pacey. "Das soll wohl heißen, wir sollen tanzen", erriet Joey lächelnd.

Pacey sprang von der Bühne und half Joey herunter. Unter allen anderen Umständen hätte er gerne mit Joey getanzt. Aber jetzt hatten die Schüler einen Kreis um sie gebildet und guckten ihnen allen zu. Das zweite Problem war, das Joey so bezaubernd und hübsch aussah, dass er sie am liebsten geküsst hatte, aber sie gingen ja "nur" als Freunde zu diesem Ball.

Joey legte ihre Arme um Paceys Hals, während ihr Körper seinen leicht berührte. Er legte seine Hände auf ihre Hüften, versuchte aber nicht, sie näher an sich heranzuziehen. Es sollte ja so aussehen als seien sie nur Freunde.

Joey lächelte ihn an und er lächelte zurück. Insgeheim wusste sie, was sie tun wollte, ja sie wollte ihn küssen, wollte ihm zeigen, wie viel er ihr bedeutete und dass es ihr egal war, was die anderen und Dawson dachten. Sie drückte ihren Körper näher an seinen und flüstere ihm zu, dass er sie küssen solle. Nachdem er sie verwundert anguckte, besann sie sich auf ein einfaches Mittel und zog sein Kopf zu ihr hinunter und küsste ihn zärtlich auf den Mund.

Den anderen fiel es nicht weiter auf, da alle wieder angefangen hatten zu tanzen. Nur der Direktor stand an der Bühne und schmunzelte vor sich hin. War seine Ahnung doch richtig gewesen, das Pacey und Joey sich im Grunde ihres Herzens liebten? Wenn man die beiden neben sich stehen hatte, spürte man schon deutlich wie die Funken flogen, auch wenn sie das hinter ihren sarkastischen Bemerkungen meist versteckten. Manchmal war es eben doch ganz gut, wenn so ein alter Mann, wie er, ein bisschen nachhalf, auch wenn die Wahl dann nicht ganz korrekt verlaufen war.

Joey unterbrach den Kuss und sah in die Augen eines lächelndes Paceys. Sie nahm seine Hand und führte ihn aus der Turnhalle hinaus in die Cafeteria, wo jetzt bestimmt keiner auftauchen würde, da die anderen noch alle in der Turnhalle waren und sich amüsierten. Joey blickte ihn lächelnd an und sagte, "Ich bin froh, dass wir das geklärt haben" und küsste ihn.

"Geklärt nennt man das also", murmelte Pacey unter den Küssen. "Dann erklär mir doch mal bitte, was wir hier machen", grinste er.

"Ich weiß nicht, aber offensichtlich verstehst du was davon", grinste sie zurück und küsste ihn abermals. Ihre Küsse wurden immer leidenschaftlicher.

Plötzlich räusperte sich jemand an der Tür. Beide sahen erschrocken auf. Dawson stand an der Tür und sah sie sie gleichgültig an. "Hier seid ihr also", sagte er mit kalter Stimme, wobei Joey ein Schauer über den Rücken lief.

"Also, ... ähm...", versuchte Pacey zu erklären, doch Dawson unterbrach ihn.

"Ihr braucht gar nichts zu erklären, ich denke es gibt auch nichts zu erklären. Und ich hatte dir vertraut, Pacey. Ich habe sie dir anvertraut, aber ganz sicher nicht, um euch hier jetzt herumknutschend vorzufinden", sagte er mit ärgerlicher Stimme und schubste Pacey.

"Hey, lasst das! Hört damit auf! Sofort!", unterbrach Joey die beiden, bevor sie noch aufeinander losgingen.

Dawson guckte die beiden noch mal mit blitzenden Augen an, und ging dann wutschnaubend aus der Cafeteria. Joey rannte ihm nach und hielt ihn am Ärmel fest. "Dawson!"

"Was ist? Was willst du?", fragte er heftig.

"Dawson, jetzt versteh das bitte nicht falsch, aber ...", versuchte Joey zu erklären.

"Liebst du ihn? Liebst du ihn mehr als mich?"

"Dawson, ich liebe euch beide. Jeden auf seine Art. Du bedeutest mir immer noch viel ... als Freund. Und niemand kann das zerstören. Aber Pacey ..." Sie lächelte und ihre Augen fingen an zu strahlen. "Er ist mein Leben. In seiner Nähe fühle ich Schauer über meinen Rücken laufen, mein Bauch kribbelt, ich habe das Gefühl zu leben. Ich ..."

"Erspar mir die Details!"

"Dawson, ich will dich nicht verletzen. Mir, ich meine, uns wäre es lieber gewesen, wenn du es anders erfahren hättest."

"Warum? Warum gerade er? Ich meine Pacey ... er ist ein Looser. Das war er schon immer, und wird es auch immer bleiben. Er hat keine Zukunft, kein, Ziel. Er wird dich nie glücklich machen. Du weißt es, du weißt es ganz genau. Er ist vielleicht ein Abenteuer, aber du hast keine Zukunft mit ihm."

Joey sah ihn fassungslos an. "Wie kannst du nur so über deinen besten Freund reden?"

"Es ist die Wahrheit, und du weißt es auch. Er kann dir nichts bieten, er kann dir keine Sicherheit geben."

"Vielleicht ist es ja genau das, was ich will. Einfach morgens neben ihm aufzuwachen und spontan sein. Ich bin noch jung, und will mich noch nicht an einen festen Alltag binden. Und mit Pacey ... er ist so spontan, es ist einfach so, dass er mich jeden Tag aufs Neue überrascht und es nie langweilig wird. Er ist einfach anders. Etwas Besonderes."

"Das war es dann wohl, Joey. Wie sagtest du noch so schön zu mir? Du wüsstest nicht, ob du dir verzeihen kannst und deinem Vater, aber ganz genau, dass du mir nicht verzeihen könntest? Dann will ich dir mal was sagen. Ich weiß nicht, ob ich mir jemals verzeihen kann, dass ich Pacey gebeten habe sich um dich zu kümmern, aber ich weiß ganz genau, dass ich euch beiden nie verzeihen kann, was ihr mir angetan habt", sagte Dawson bitter.

Joey versuchte die Tränen aufzuhalten, die sich hinter ihren Augenliedern bildeten, doch die Tränen fanden ihren Weg. "Dawson, sag so was nicht, du wirst es bereuen, genauso, wie ich es getan habe. Und ich hoffe, dass du uns irgendwann noch mal verzeihen kannst", flüsterte Joey mit tränenerstickter Stimme.

"Ich hoffe schon, aber ich denke nicht. Das war's, Joey."

Als Dawson hinter der nächsten Ecke verschwunden war, konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten und rutschte auf den Boden.

Pacey schlang seine Arme um sie und erlaubte es ihr, ihren Kopf auf seine Brust zu legen. "Schhhh ..., ist ja gut", flüsterte Pacey mit beruhigender Stimme und streichelte Joeys Haare.

Als die Tränen versiegten und das Schluchzen weniger wurde, hob er ihren Kopf und sah sie mit besorgtem Blick an. Ihre Schminke war verwischt und ihr Gesicht ganz nass von den Tränen. Am liebsten würde er all ihren Schmerz von ihr nehmen und wollte sie beschützen, damit keiner sie mehr verletzen konnte.

"Joey, er wird uns wieder verzeihen. Das wird er. Ansonsten haben wir ja auch noch uns. Ich brauche nur dich zum Leben. Du bist alles. Du bist die klügste, wunderschönste Freundin, die man sich überhaupt wünschen kann. Ich liebe dich, Joey! Ich hoffe, das bleibt dir bei all dem immer im Gedächtnis. Ich liebe dich, und ich werde dich immer beschützen."

Sie lächelte ihn ein kleinwenig an, und sah im tief in die Augen. "Ich liebe dich auch, Pacey! Ich liebe dich von ganzem Herzen! Und ich hoffe, das vergisst du auch nie."

Wie zur Bestätigung küsste sie ihn zärtlich auf den Mund.

Es war ein ziemlich zerrupftes, verweintes Paar, das wenig später die Turnhalle als "Klassen Paar" betrat, aber alle sahen ihnen an, wie glücklich sie miteinander waren.

Allein die Gesten und Blicke, die sie sich zuwarfen. All das beobachtete Mr. Green mit einem zufriedenen Lächeln. Vielleicht gab es ja doch so was wie Schicksal.


ENDE
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