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Leben und lieben in Capeside by Nadia, julianna2luv

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Notes

Wir wollten eine Geschichte darüber schreiben, wie Jack und Doug zusammengefunden haben. Daher spielt diese Erzählung VOR dem Serienfinale!
*Nicht schon wieder*, war sein erster Gedanke, als er die Polizei-Sirene hinter sich hörte und bremste den Wagen sanft ab. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er annehmen, dass Sheriff Witter es auf ihn abgesehen hatte. Resignierend stellte Jack den Motor ab, warf einen flüchtigen Blick in den Rückspiegel, nur um zu sehen, wie der Sheriff aus dem Dienstwagen stieg und mit festen Schritten zu ihm aufschloss.

"Fabelhaft", raunte er und umschloss das Lenkrad so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten, um seinen Missmut über seine neuerliche Verspätung zu unterdrücken.

"Jack McPhee", erklang es direkt hinter ihm und eine seltsame Tonlage hatte die strenge und warnende Stimme vom letzten Mal ersetzt. Hörte Jack tatsächlich Amüsement aus der Stimme des Gesetzeshüters heraus? "Das ist das dritte Mal, innerhalb von nicht ganz zwei Wochen, dass ich dich erwische."

"Sheriff Witter", grüßte Jack süßlich und blickte zu dem gutaussehenden Uniformierten auf. "Ich habe verschlafen, weil die Batterie von meinem Wecker über Nacht leer ging und nun bin ich verdammt spät dran." Eine lahme Ausrede, aber Lügen war noch niemals seine Stärke gewesen. Er wusste das. Doch er hoffte, dass es dem Mann ihm gegenüber nicht auffiel.

"Offensichtlich", war die schlichte Antwort.

Aus dem Augenwinkel sah Jack, dass sein Gegenüber die muskulösen Arme vor der Brust verschränkte, wohl um seine Position zu untermauern und die Warnung, die mit diesem Anhalten einherging.

"Warum gibst du mir nicht einfach den Strafzettel und lässt mich dann weiterfahren, Doug?" Jack sah flüchtig auf und in die blauen Augen des anderen Mannes. Verdammt schöne blaue Augen, wie er zugeben musste, auch wenn dies ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt für eine solche Feststellung war. "Mein Unterricht hat schon vor fünf Minuten begonnen." Eine einfache Tatsache, die hoffentlich den Grund für sein Rasen triftig erklären und Doug Witter zu Gnade veranlassen würde.

"Das ist das letzte Mal gewesen, Jack. Erwische ich dich nochmals", sagte Doug und bemühte sich streng zu klingen, obgleich er sich schwer tat ein Lächeln ob des grimmigen Gesichtsausdruck Jacks zu unterdrücken, "...wirst du eine Nacht im Hotel Witter hinter schwedischen Gardinen verbringen, um dir darüber klarzuwerden, dass gerade du als Lehrer ein gutes Vorbild für die Jugend sein solltest."

Jacks Wangenknochen zeichneten sich von seinen sonst sanften Zügen ab und ließen sein Gesicht hart erscheinen, als er hoch und Sheriff Witter fest in die Augen blickte. "Gut, von mir aus, solange ich jetzt endlich weiterfahren darf."

Doug nickte, füllte zum Trotz in aller Beamtenruhe einen Strafzettel aus und reichte ihn seinem Gegenüber. "Wir sehen uns, Jack." Damit tippte er sich mit Zeige- und Mittelfinger an die Stirn, was wie eine Art kleines Salutieren aussah und wandte sich zum gehen.

"Ganz der Vater", brummte Jack voller Gereiztheit und startete den Motor. Und ohne auch nur einen weiteren Blick in den Rückspiegel werfen, setzte er seinen Weg fort.

~*~

"Das ist lächerlich."

Douglas Witter hatte keine Ahnung, wie oft Jack diesen Satz noch wiederholen wollte, aber ihm war ebenso klar wie Jack, dass es etwas Lächerliches hatte.

Doug lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück und warf seinem Gefangen, der immer noch in Mitten der Zelle stand, einen kurzen Blick zu, den Jack mit einem trotzigen und herausfordernden Ausdruck erwiderte. Doug griff nach der Zeitung, die er eben noch gelesen hatte und versuchte sich darauf zu konzentrieren.

Aber er musste zugeben, dass es schwer war das amüsierte Lächeln, das seine Lippen umspielte, zu unterdrücken.

Doug versuchte wirklich seine Zeitung zu lesen. Ernsthaft. Aber nach zehn Minuten in denen er mehr zuhörte, wie Jack in der Zelle 2a auf- und abging, und dabei den gleichen Satz an die fünfzehn Mal gelesen hatte, ohne auch nur ein Wort in Erinnerung zu haben, geschweige denn zu verstehen, dass es eine Anzeige für Kloreiniger war, schaute er wieder auf und wurde prompt von Jack beim, nun ... Starren erwischt.

"Was?", fragte Jack etwas gereizt und wischte sich einen imaginären Staubfusel von seinem schwarzen Jackett. "Noch nie einen Mann in einem Anzug gesehen?"

Doug musste zugeben, dass er schon einige Männer in einem Anzug gesehen hatte, aber keiner hatte bis dato so gut in einem ausgesehen. Er hatte nie gewusst, dass ein Mann in einem Anzug so ... Stilles Räuspern ... So verdammt gut in einem Anzug aussehen konnte. So elegant und--

"Das ist es eigentlich nicht, nein", sagte Doug wahrheitsgemäß und fragte sich nicht zum ersten Mal, wie lange er das noch durchhalten würde. Und nicht nur das: Was sollte er die ganze Nacht machen, solange Jack hier war? Er hatte bestimmt nicht damit gerechnet, dass er ihn gegen Abend erneut beim Überschreiten der Höchstgeschwindigkeit erwischen würde.

Er wollte ihm zeigen, dass ... nun ... dass ...

Er wollte ihm gar nichts zeigen.

Er war ein Cop. Nicht nur ein einfacher Cop – er war verdammt noch mal der Sheriff von Capeside!

Jack war ein Lehrer, der es mit dem Gesetz nicht zu genau nahm.

Dies war nun mal sein Job.

"Aber ich sehe, dass du diese ganze Situation nicht ebenso lächerlich findest, wie ich", meinte Jack und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper.

"Nun ... Ich kann nicht sagen, dass das alles nicht etwas ... Amüsantes hat."

Jack blinzelte.

"Du hast mich eingelocht, wo es ein einfacher Strafzettel auch getan hätte und das obwohl ich in die Oper wollte, obwohl ich ein Date hatte und du findest das amüsant?"

Jack schaffte es mit der Betonung, die er auf das letzte Wort legte, ihm ein ganz schön schlechtes Gewissen zu machen. Als hätte er etwas falsch gemacht. Als wäre er derjenige, der hier in der Zelle gehöre.

Doug lächelte kühl.

"Jaah."

Jack blinzelte erneut, bevor er etwas murmelte und sich von Doug wegdrehte und wieder begann auf- und abzugehen, während Doug noch einmal den Versuch startete seine Zeitung zu lesen.

"Carmen. Es war Carmen. Und ich hatte Glück, dass ich die Karten bekommen hatte. Gute Karten. Und jetzt sitze ich stattdessen hier im Knast. Im Anzug. Lächerlich."

Doug hatte gar nicht bemerkt, dass er die Zeitung hatte sinken lassen und Jack ansah, der offensichtlich mit sich selbst redete. Ihm war klar, dass er keine Antwort erwartete, wahrscheinlich würde ihn das sogar noch viel wütender machen.

"Dein gutes Aussehen ist ja nicht verschwendet, Jack."

Jack hielt in seinem Schritt inne und starrte diesmal seinerseits Doug an.

"Wie bitte?"

"Ähm ... nichts."

Doug konnte nicht nur Jacks forschenden Blick auf seinem Gesicht spüren, sondern auch wie die Röte in sein Gesicht krabbelte.

Schaum ...

Sauber ...

Glänzend ...

Badezimmer ...

Es dauerte beinahe zehn Minuten und zwei weitere von Jacks Bahnen durch die Zelle, bis Doug wieder aufsah. Jack saß nun endlich und hatte sich seines Jacketts entledigt.

"Es ist dir klar, dass es ziemlich unfair ist, dass du mich hier eingesperrt hast, ja?"

Doug schürzte die Lippen und war schon sehr gespannt auf diese Ausführung. Nicht, dass es etwas nutzen würde.

"Nein, klär mich auf."

"Ich bin Lehrer." Jack drehte seinen Kopf in Richtung Doug und sah ihn aus seinen durch den Schatten nun dunklen Augen an. "Was werden die Eltern denken? Die Schüler? Du hast mein Image kaputt gemacht."

Doug zog seine Augenbrauen hoch und legte die Zeitung langsam auf den Tisch.

"Ich glaube, dass du dein Image kaputt gemacht hast", erwiderte Doug ruhig und bemerkte zum ersten Mal, wie still es war. "Ich tue nur meinen Job, Jack, und so leid es mir auch tut, dass deine Fahrgewohnheiten und mein Job immer wieder aneinandergeraten und ich damit einen gewissen Einfluss auf deinen Job habe. Aber du musst auch zugeben, dass wenn du--“

"O bitte", stöhnte Jack nun und sah wieder hoch zu dem Fenster seiner Zelle, "erspare mir deine Predigt. Ich bin kein Kind mehr."

Doug musterte ihn einen Moment und wollte sagen, dass er dann aufhören sollte, sich wie ein Kind zu benehmen, aber das wären die Worte seines Vaters gewesen. Und er erinnerte sich gut daran, dass er diese Worte gehasst hatte. Dass er es heute noch hasste, wenn sein Vater so tat als ob er ... Als ob er ...

"Nein, das bist du nicht. Aber ich denke, dass dies hier mit einer Erziehungsmaßnahme zu vergleichen ist." Jack sah ihn wieder an, zuerst verwirrt, schließlich, als er weitersprach, neugierig. "Was würdest du denn tun, wenn einer der Schüler immer wieder etwas tun würde, was er nicht tun darf? Wie zum Beispiel einen schwächeren Schüler ärgern?"

Doug sah in Jacks Gesicht, dass er begriff was Doug sagen wollte, blieb aber still.

"Du würdest ihn ermahnen, oder? Wie viele Male? Zwei, Dreimal? Höchstens Viermal, oder? Und dann würdest du ihn nachsitzen lassen, nicht wahr?"

Jack sah ihn wieder aus dunklen Augen an, nickte aber nicht. Nicht sofort.

"Ja, das würde ich wohl tun", gab Jack widerwillig zu.

"Und es ist ja nicht so, dass du das zu deiner eigenen Belustigung tun würdest. Aber du weißt auch, dass es richtig ist was du tust und du musst auch Autorität zeigen.“

Jack lockerte seine Fliege und nickte. Er sah nun in die Dunkelheit, die sein Gesicht beinahe verschluckte. So saßen sie eine ganze Weile da. Jack, der in die Dunkelheit und Doug, der auf die Zeitung starrte. Unter normalen Umständen hätte Doug vielleicht über sich selbst gelacht, aber es fühlte sich nicht so an, als wäre er gerade in der Lage dazu. Es fühlte sich ... seltsam an.

So als würde etwas gerade überhaupt nicht stimmen.

Als übersehe er das Offensichtlichste.

Als würde etwas an diesem großen Hügel stehen, ganz oben und dies hier wäre die kleinste Erschütterung, die dieses Etwas ins Rollen bringt. Und Doug war sich nicht sicher, ob er es aufhalten konnte. Dies war Schwerkraft.

Dagegen konnte selbst er nichts tun.

"Nicht, dass ich mich über den Service beschweren würde, aber gibt es hier keine Musik?" Jacks Stimme war beinahe milde.

"Wenn du gerne Barbara Streisand hörst?", gab Doug scherzend zurück.

"Welches Album?", fragte Jack und Doug glaubte so etwas wie ... nun ... wie Interesse zu hören.

"Das Achte", gab Doug zurück.

"Colour me Barbara? Klar."

Doug sah wie Jack lächelte und es dauerte einen Moment die Mund-Hand Koordination so einzustellen, dass sein Lächeln nicht wie das Grinsen eines Psychos aussah und er nicht in die Kaffeemaschine griff. Schließlich schaffte er es aber doch seinen altmodischen Kassettenrecorder anzustellen und das aufkommende Schweigen wurde ersetzt durch Barbara Streisands Stimme.

Doug fragte sich wieder, wie er diese Nacht nur überstehen sollte?
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