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Weihnachten und andere Katastrophen by Anna Lena

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Die Straßen der malerischen Stadt Capeside waren von einer weißen Decke aus feinem Schnee bedeckt. Die Menschen schaufelten mühsam den Zentimeter hohen Schnee von ihren Einfahrten weg und öfters sah man sie stöhnen, wenn der freie Weg am nächsten Tag wieder völlig zugeschneit war. Auch Dawson und sein Vater waren dabei ihre Einfahrt von dem Schnee zu befreien.
„Ich glaube das ist der schlimmste Winter seit langem“, sagte Mitch, der sich auf die Schneeschaufel stützte, um eine kleine Verschnaufpause einzulegen.
„Ja, das haben sie auch in den Nachrichten gemeldet“, stimmte Dawson zu.
„Langsam bezweifle ich, dass das ganze hier etwas bringt. Morgen früh ist es eh wieder total zugeschneit!“, sagte Mitch. Dawson runzelte die Stirn und nickte, er war der gleichen Meinung. Aber auch wenn es viel Arbeit war so fand er es doch schön, dass es zur Weihnachtszeit schneite, es gehörte einfach dazu und machte die Vorweihnachtszeit noch romantischer und gemütlicher. Als Dawson zu Jens Haus guckte, sah er sie und Pacey, der ihr wohl half, die gleiche mühsame Arbeit verrichten.
„Wenn du willst, kannst du rüber gehen“, sagte Mitch.
Dawson drehte sich um und stellte die Schaufel in eine Ecke. „Das lass’ ich mir nicht zweimal sagen! Danke Dad.“ Dawson sah noch mal zu Jen und Pacey hinüber und stampfte über den Rasen, den man kaum noch sehen konnte. Als er ankam konnte er sich ein „Fleißig, fleißig“ nicht verkneifen worauf Jen einen Schneeball formte, diesen auf Dawson warf und ihn am Arm traf.
„Weiße Weihnachten schön und gut aber das ist wirklich dumme Arbeit, die sich nicht mal lohnt. Morgen wird es wieder genau so aussehen!“, stöhnte Pacey, stützte sich auf seine Schaufel und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
„Sag das meiner Grams. Und außerdem kann ich es ja auch nicht verantworten, dass sie sich den Hals bricht“, sagte Jen zu Pacey.
„Wir könnten doch einfach dieses Salz Zeug hier verstreuen“, schlug Pacey vor.
„Dies ist im Hause Ryan und Lindley nicht vorhanden, da Grams meint es würde bei dem starken Schnee eh nichts nützen und die Körner würden nachher nur überall herum fliegen, was weitere Aufräumarbeiten bedeuten würde. Ich habe es aufgegeben sie zu überreden, aber wenn ihr wollt lade ich euch auf einen schönen heißen Kakao ein, sozusagen als kleine Stärkung.“
Dawson und Pacey nickten und folgten Jen ins Haus. „Wenn ich daran denke, dass in meinem Zimmer ein warmes Bett wartet, könnte ich schwach werden, irgendwie bin ich durch das ganze schaufeln ziemlich k.o.“, gähnte Jen und stellte einen Topf mit Milch auf die Herdplatte.
„Oh ja nimmst du mich mit?“, fragte Pacey mit einem schelmischen Grinsen.
„Nein“, antwortete Jen kurz.
„Hm…, na gut“, sah er es ein, obwohl allen bewusst war, dass es nur Spaß war. Jen schüttete den Kakao in drei Tassen und setzte sich zu den zwei Jungs an den Tisch.
„Ich habe eine Idee. Was haltet ihr davon, wenn wir heute Abend auf den Weihnachtsmarkt gehen?“, fragte Jen.
„Das ist wirklich eine gute Idee!“, sagte Dawson und sah Pacey fragend an, dieser trank gerade einen Schluck von dem heißen Kakao und nickte dabei. „Dann fahre ich gleich bei Joey vorbei und frage sie, ob sie nicht Lust hat mitzukommen.“
„Ist ok“, sagte Pacey, auch Dawson nickte.
Joey stand auf der Leiter und probierte krampfhaft nicht auf den Boden zu sehen. Diese Leiter war alles andere als neu und wenn man sie ansah, sah es so aus als würde sie jeden Moment in alle Einzelteile zerfallen, dennoch hatte Bessie, Joey dazu verdonnert die Lichterketten draußen am Haus anzubringen. Sie stellte sich auf die oberste Sprosse der Leiter und hämmerte einen Nagel an die Hauswand. Die Leiter begann gefährlich zu schwanken und beinahe wäre Joey auf dem Boden gelandet, wenn Bodie nicht aus dem Haus gekommen wäre und schnell die Leiter festgehalten hätte.
„Wieso muss ich das eigentlich machen? Das ist Männerarbeit“, stöhnte sie und warf Bodie einen vielsagenden Blick zu.
„Ich würde es ja machen, aber ich muss jetzt ins Restaurant und mit Gale besprechen, was zum großen Weihnachtsessen serviert wird.“ Bodie arbeitet im Restaurant von Dawsons Eltern, dem „Leerys Fresh Fish“ als Chefkoch.
„Ach ja das traditionelle Weihnachtsessen für die Touristen, hatte ich ja schon ganz verdrängt, genauso wie die ganzen Gäste, die in spätesten zwei Tagen hier eintrudeln werden. Merry Christmas and a happy new Year!“, meinte Joey sarkastisch.
„Tja Joey, so ist das eben, wenn man eine Pension führt“, sagte Bodie.
„Führe ich sie oder meine ewig gestresste Schwester? Ich hatte nicht um den Job als Haussklave gebeten.“ Sie hörte wie jemand lachte und drehte sich um.
„Vielleicht bekommst du heute Abend ja ausnahmsweise frei und gehst mit deinen Freunden auf den Weihnachtsmarkt“, sagte Jen, die auf der Veranda stand.
„Wenn ich mir bis dahin nicht den Hals gebrochen habe, würde ich das gerne tun.“
Jen kam zu Bodie und hielt die Leiter fest. „Ich löse dich ab.“
Bodie lächelte sie an. „Sehr schön, danke! Ich muss sowieso dringend los“, verabschiedete er sich somit. Joey hämmerte einen weiteren Nagel an die Wand.
„Was wird das eigentlich?“, fragte Jen. Joey hielt ihr die bunte Lichterkette vor die Nase. „Ziemlich kitschig, he?“, meinte Jen.
„Zu Weihnachten ist ganz Amerika kitschig, müsste dir eigentlich schon aufgefallen sein. Meine Schwester steht drauf“, erklärte Joey.
Jen lachte. „Und wie viele Lichterketten hast du noch davon?“
„Nur diese, dann gehe ich und hohle den leuchtenden Weihnachtsmann mit den Rentieren deren Nasen ganz Capeside beleuchten werden.“
„Ist nicht dein Ernst, oder?“
„Noch nicht, würde mich aber nicht wundern, wenn Bessie so was anschleppen würde.“
Die Haustür ging zu und Bessie stand mit Alexander auf dem Arm auf der Veranda. „Was anschleppen?“, fragte sie.
Jen kicherte.
„Ach nichts, Bessie. Wohin gehst du?“
„Weihnachtseinkäufe erledigen.“
„Dann wünsche ich dir viel Spaß“, sagte Joey zynisch.

***

Die vier Freunde spazierten über den Weihnachtsmarkt und sie hatten das Gefühl als wenn ganz Capeside auf die gleiche Idee gekommen wäre. An allen Ecken standen Leute und tranken Glühwein oder aßen die verschiedensten Sachen, die an den Ständen angeboten wurden.
„Wieso sind Andie und Jack denn nicht mitgekommen?“, fragte Joey als sie ihr fehlen bemerkte.
„Die McPhees sind über Weihnachten bei ihren Großeltern in Providence“, klärte Jen sie auf. Joey ließ ein ‘aha’ erklingen. Manchmal wünschte sie sich sie hätte wenigsten noch Großeltern, wenn sie schon keine Mom mehr hatte und einen Dad der im Gefängnis saß, aber ihr einer Opa war im Krieg gefallen lange bevor sie geboren wurde und ihre anderen Großeltern hatten nacheinander das zeitliche gesegnet. Besonders viele Verwandte hatte sie nicht und die paar, die es gab, waren kreuz und quer in Amerika verstreut und soweit sie es wusste, war eine ihrer Großcousinen nach Italien ausgewandert. Nur sie war immer noch hier gefangen im kleinen langweiligen Capeside und wenn sie nicht die Stipendien für das College bekam, würde sie wohl auch ihr restliches Dasein hier verbringen.
„Wer will gebrannte Mandeln?“, riss Pacey sie aus ihren Gedanken.
„Ich!“, sagten die anderen drei fast gleichzeitig.
„Habe ich mir gedacht“, grinste Pacey und ging an den Stand wo noch mindestens zehn andere Leute anstanden.
„Und habt ihr schon etwas Besonderes für die Weihnachtstage vor?“, fragte Jen.
„Es wird wohl wie immer das traditionell feiern mit meinen Eltern sein, und ach ja, dieses Jahr muss ich im Restaurant helfen. Letztes Jahr konnte ich mich ja noch drücken“, sagte Dawson.
„Also da wäre Betten machen, für die Gäste kochen, die Gäste unterhalten, den Gästen einen Reiseführer besorgen, mit den Gästen Weihnachten feiern“, zählte Joey auf.
„Du bist wirklich nicht zu beneiden Jo!“, sagte Jen.
„Na ja was will man machen, wenn man schon kaum Familie hat, muss man sich eben mit Fremden zufrieden geben, ich hoffe nur, dass es nette Leute sind und nicht irgendwelche Quälgeister, die mir auch noch den letzten Nerv rauben.“
Pacey war inzwischen wieder aufgetaucht und legte Joey einen Arm um die Schulter. „Armes kleines Potterlein, ich kann dich ja besuchen kommen! Meine Familie wird mich sowieso nicht vermissen.“
Joey tätschelte Paceys Arm. „Du tust mir wirklich leid“, meinte sie sarkastisch und die anderen lachten.
„Hey, das sollte dir wirklich leid tun! In der Hölle ist es wirklich nicht witzig.“
„Ok, du darfst mal bei mir vorbei gucken, aber glaub mir, Pace, du wirst mir helfen.“
Pacey grinste. „Danke Joey! Ich glaube du magst mich doch.“
„Träum weiter Pacey!“, sagte sie, konnte sich ein Grinsen aber nicht verkneifen.
„Seid ihr fertig oder wollt ihr hier Wurzeln schlagen?“, fragte Dawson.
„Tja Dawson - Superbrain - was sollen wir denn jetzt befahren?“, fragte Pacey.
„Dich aber nicht befahren, sondern überfahren!“, konterte Dawson. Jen und Joey lachten.
„Wie wäre es mit Kettenkarussell?“, fragte Joey, nachdem sie sich wieder beruhigt hatte.
„Du das ist eine gute Idee!“, sagte Jen und sie machten sich auf den Weg zu dem Karussell, das nicht weit entfernt stand.


***

„Mom? Dad? Jemand zuhause?“ Dawsons Worte hallten durch das Haus, es kam keine Antwort.
„Sie sind bestimmt noch im Restaurant“, sagte Joey, die dicht hinter ihm stand.
„Ja, scheint so.“ Sie gingen in die Küche. „Hast du Hunger?“, fragte Dawson sie.
„Nach dem ganzen süßen Zeug, das wir gegessen haben, nee wirklich nicht.“
Er lachte. „Durst?“
Joey nickte. Er nahm zwei Gläser aus einem der Küchenschränke und stellte sie auf den Tisch. Joey ließ sich auf einen der Stühle gleiten und hielt ihren Bauch. „Wir werden zwar älter, aber irgendwie habe ich im Gefühl, dass wir nicht unbedingt klüger werden“, seufzte sie und nahm einen Schluck Wasser.
Dawson lachte. „Ja, da kannst du wirklich recht haben! Aber irgendwie gehört es dazu, ich meine hast du ein Weihnachten in Erinnerung wo Pacey, du und ich nicht auf dem Weihnachtsmarkt waren und wir nachher zu Hause mit vollen Bäuchen saßen und uns so schlecht war, dass das Wort Süßigkeiten schon zu viel war?“
Joey verdrehte die Augen und grinste. „Irgendwie ist das schon fast eine Tradition.“ Dawson nickte.
„Tradition schön und gut, aber manche sollte man vielleicht doch abschaffen! Dawson? Hat deine Mutter immer noch diese Magentabletten?“, fragte Pacey, der plötzlich im Türrahmen der Küche stand und sich ebenfalls den Bauch hielt.
„Wolltest du nicht nach Hause, dich aufs Ohr hauen?“, fragte Joey.
Pacey grinste schief. „Potter! Du hast einmal zugehört, als ich etwas gesagt habe?“ Joey sah ihn mit gefährlich funkelnden Augen an. „Na ja. Ich stand da so vor meiner Haustür und hörte das Geschrei meiner Eltern und meine plärrenden Cousinen und Schwupps ist mir in den Sinn gekommen, dass es bei Leerys doch eigentlich viel schöner ist und tja hier bin ich!“
Joey grinste.
„Ok, Pace, ich suche die Magentabletten und du kannst schon mal hoch in mein Zimmer gehen. Jo und ich kommen gleich nach.“
Pacey musterte Dawson. „Ihr wollt wohl noch knutschen, he?“, fragte er spöttisch.
Joey nahm das Sitzpolster, das auf dem Stuhl neben ihr lag und warf es Pacey an den Kopf.
„Potter! Dawson, jetzt kannst du mir gleich Kopfschmerztabletten mitbringen.“
Dawson lachte und Pacey verschwand in Richtung Dawsons Zimmer.
„Pacey ist schon ein Spinner“, sagte Dawson.
Joey lächelte. „Aber ein liebenswerter.“
Gerade als die Worte ihren Mund verlassen hatten, wollte sie sie schon wieder zurücknehmen.
Dawson zog die Augenbrauen hoch. „Habe ich mich gerade verhört oder kamen diese Worte wirklich aus Joey Potters Mund?“
Joey verdrehte die Augen. „Ich habe heute eben meinen sozialen Tag!“
Dawson lachte.
„Hey Leute, das habe ich alles gehört!“, kam es aus dem Wohnzimmer.
„Du solltest doch in mein Zimmer gehen“, sagte Dawson, der mit Joey nun im Wohnzimmer stand.
Pacey lümmelte sich auf der Couch herum. „Ja Daddy! Aber ich habe es nicht mehr die Treppen hochgeschafft.“
„Du bist aber auch ein Fresssack“, sagte Joey.
Pacey sah sie mit offenem Mund an. „Ach ja, Potter? Wer hat denn zwei Portionen Zuckerwatte, eine Tüte Popcorn, einen Hot Dog und den ganzen anderen Süßkram verdrückt?! Manchmal frage ich mich, wo du das alles hinsteckst.“
Joey setzte sich neben Pacey auf die Couch. „Tja im Gegensatz zu dir, arbeite ich auch den ganzen Tag in der Pension!“
Dawson stöhnte. „Also ich verdrücke mich jetzt in mein Zimmer, ich muss mich dringend hinlegen“, sagte er und verschwand.
Joey und Pacey saßen einige Minuten schweigend nebeneinander. „Du magst mich ja doch“, sagte Pacey auf einmal.
Joey sah ihn von der Seite an. „Von mögen kann gar keine Rede sein“, sagte sie.
Nun sah Pacey sie auch an und grinste. „Ach, es geht über das mögen hinaus?“
„Nein! Damit wollte ich sagen, dass ich dich in Ordnung finde, was für mich aber nicht gleich mögen ist.“
Pacey lachte. „Wenn du meinst.“
„Was soll das heißen?“
Pacey zuckte mit den Schultern.
„Pacey!“
„Joey!“
Sie knuffte ihn in die Seite, worauf er sie mit einem Kissen bewarf.
„Na warte!“ Joey nahm sich zwei Kissen und warf sie zurück.
Die Kabbelei endete darin, dass Joey über Pacey lag und seine Handgelenke festhielt. Sie sahen sich tief in die Augen, bis Joey seinem Blick auswich.
„Und was willst du nun tun?“, fragte Pacey mit ruhiger Stimme.
Joey sah ihn wieder an. Pacey hob den Kopf und wollte sie küssen, doch sie sprang auf. „Ich denke wir sollten hoch gehen.“
Pacey setzte sich auf. „Joey.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, wir sollten jetzt wirklich hoch!“, meinte sie ein bisschen energischer und ging in Richtung Treppe.
Pacey schüttelte den Kopf und folgte ihr. Als sie die Tür zu Dawsons Zimmer öffneten, fanden sie diesen schlafend vor. Joey machte den Fernseher aus.
„Wir sollten auch ins Bett gehen, es ist schon spät“, flüsterte sie. Pacey zog die Augenbrauen hoch. „Nicht zusammen! Du bei dir zu Hause und ich bei mir.“
Sie ging zum Fenster. „Gute Nacht Pacey.“
Er ging ihr hinterher.
„Was machst du?“, fragte Joey ihn.
„Ich nehme auch die Abkürzung!“
Joey seufzte. Sie kletterten zusammen die Leiter runter. Joey ging in die Richtung ihres Bootes und ließ Pacey einfach stehen. „Soll ich dich nicht lieber fahren?“, fragte Pacey.
Joey blieb stehen und drehte sich um. „Nein, ist schon in Ordnung!“, entgegnete sie und drehte sich wieder um, um ihren Weg fortzusetzen.
„Joey!“
Sie blieb erneut stehen und drehte sich um. „Was ist denn, Pacey?”
Er ging auf sie zu. Joey merkte, wie ihr unbehaglich wurde. „Wenn ich dich jetzt küssen würde, würdest du mich wieder zurück weisen?“, fragte er mit sanfter Stimme.
Joey blickte auf den Boden und sah ihn dann wieder an. „Es gibt keinen Grund wieso du mich küssen solltest.“
„Bist du dir da sicher?“
Joey nickte. Pacey verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. „Wenn du das wirklich denkst, dann gute Nacht Potter.“ Er drehte sich um und machte sich auf den Weg zu seinem Auto.
„Gute Nacht, Pacey“, sagte Joey leise und machte sich ebenfalls auf den Weg.
‚Was ist nur los mit diesem Mädchen?’, fragte sich Pacey. Erst blickte sie ihm in die Augen und zwar diesen bestimmten Moment zu lange. Und dann war sie wieder abweisend. Tausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf und alle drehten sich um Joey.
‚Was war nur mit ihm los?’, fragte Joey sich, während sie über den See ruderte. Wieso machte er immer diese Anspielungen? Und vor allem was war speziell heute mit ihm los. Er hätte sie beinahe geküsst und eigentlich war sie kurz davor gewesen es zuzulassen, aber dann war sie doch wieder zur Besinnung gekommen oder hatte sie einfach nur Angst davor ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen? Hatte sie überhaupt irgendwelche Gefühle für Pacey, die über Freundschaft hinaus gingen? Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf und alle drehten sich um Pacey.

***

Bessie lief wie ein wild gewordenes Huhn durch die Küche und fluchte leise.
Joey die am Frühstückstisch saß und an ihrem Kaffee nippte sah sie an. „Was ist los?“
„Nichts, nichts“, entgegnete Bessie.
„Ach und deshalb läufst du wie von der Hummel gestochen durchs ganze Haus?“
Bessie blieb stehen und warf Joey einen giftigen Blick zu. Wenn das nicht wieder Streit gibt, dachte Joey.
„Ich suche meine verdammten Autoschlüssel! Morgen kommen die ersten Gäste und ich muss noch einkaufen!“ Joey stand auf und ging zur Garderobe. „Was machst du denn?“, fragte Bessie.
Joey zog einen Bündel Schlüssel aus Bessies Jackentasche. „Wie wäre es denn mir denen?“, fragte sie und wedelte damit vor Bessies Nase, diese schnappte sich das Bündel.
„Wenn ich dich nicht hätte“, seufzte sie und verschwand eilig aus dem Haus.
Joey schüttelte den Kopf und ging zurück zur Küche. Sie hatte sich ihren Kaffee heute besonders stark aufgebrüht, da sie die ganze Nacht über kaum ein Auge zugemacht hatte. Die ganze Zeit hatte sie über Pacey und sein komisches verhalten nachgedacht. Im Endeffekt hatte sich damit beruhigt, dass er wohl einfach nur auf einem seiner Hormontrips war.
Gerade als sie die Zeitung lesen wollte, klingelte es an der Tür. Sie seufzte und ging zum Flur. Als sie die Tür öffnete, stand ein gutaussehender Typ vor ihr, der sie wie gebannt anstarrte. „Kann ich was für dich tun?“ Er war so ungefähr in ihrem Alter.
„Joey?“
Sie sah ihn prüfend an. „Muss ich dich kennen?”
Er nickte. „Erkennst du deine eigenen Verwandten nicht mehr?“ Sie sah noch einmal genauer hin. „Jason Potter! Der Sohn von dem Bruder deines Vaters.“
Joey schlug sich mit der Hand vor die Stirn. „Oh Gott! Wir haben uns doch bestimmt zehn Jahre nicht mehr gesehen“, sagte sie.
„Darf ich rein kommen oder soll ich noch länger hier draußen stehen bleiben?“
Joey schüttelte mit dem Kopf. „Quatsch, komm rein!“
Jason nahm zwei große Koffer, er wollte also länger bleiben, dachte Joey, und trat ein. Sein Blick wanderte über die Bilder an den Wänden und durch das Wohnzimmer.
„Möchtest du Kaffee?“, fragte Joey als sie in der Küche waren.
„Ja gerne, schwarz und schön stark.“
Die einzige Person, die Joey kannte die ihren Kaffee auch schwarz und stark trank wie sie, war Jen Lindley. Sie stellte ihm die Tasse hin und schüttete Kaffee ein. Jason nahm einen großen Schluck. „Was verschlägt dich nach Capeside?“, fragte Joey interessiert.
„Na ja ich wollte meine lieben Verwandten besuchen.“ Joey zog eine Augenbraue hoch. „O.k. du hast mich erwischt“, er lachte, „meine lieben Eltern sind gerade dabei sich zu trennen und ich glaube sie wollten mich aus ihrem Beziehungskram raushalten.“
Joey nickte. „Tut mir leid für dich.“ Jason sah auf seine Tasse und nickte. Es schien ihm nahe zu gehen. Joey kannte diesen Blick von Dawson. Als seine Eltern sich trennten, hatte er genau den gleichen verletzten Ausdruck in den Augen.
„Und wie geht es Bessie und dir?“
„Am Anfang war es nicht so leicht, also ich meine mit der Pension und na ja eigentlich überhaupt aber jetzt läuft es recht gut. Über Weihnachten haben wir wieder ziemlich viele Gäste.“
„Freut mich zu hören, wow.“
Joey sah ihn verdutzt an. „Was?“
„Du hast dich sehr verändert.“
„Ich denke es ist ein normaler Prozess, dass man sich im laufe der Zeit verändert.“
Jason lachte. Du hast dich auch verändert, dachte Joey. Sie konnte sich daran erinnern, dass er als kleiner Junge ziemlich pummelig war und schiefe Zähne hatte und nun war er sehr groß, was bei den Potters in den Genen lag, denn sie selbst war auch recht groß geraten, er war schlank und hatte ein strahlendes Lächeln. Seine Haare, waren wie Joeys selbst, dunkelbraun und dick, seine Augen waren strahlend blau und sein Gesicht hatte sehr markante Züge, aber das machte ihn noch attraktiver.
„Bessie wird sich ganz schön wundern, wenn sie dich hier sieht“, sagte Joey.
„Hat sie dir nicht gesagt, dass ich komme?“
„Sie weiß bescheid?“ Jason nickte. „Sie hat mir kein Wort gesagt.“
Er zog die Augenbrauen hoch. „Vielleicht sollte es eine Überraschung werden.“
„Na dann ist sie ihr gelungen.“
Jason nahm die Kaffeekanne und schenkte sich etwas ein. „Und was machst du heute Abend?“, fragte er.
Sie lachte. „Betten überziehen?“
„Meinst du nicht, dass Bessie dir frei gibt? Ich meine schließlich sieht man sich nicht alle Tage.“
„Das mit den Betten war nur ein Scherz. Ich bin heute Abend mit meinen Freunden verabredet, wir wollen bei Jen, sie ist eine Freundin von mir, kochen und uns dann vor dem Kamin lümmeln.“
„Klingt nett.“
„Das wird es auch und wenn du willst nehme ich dich gerne mit.“
„Das wäre cool.“
Joey nickte und lächelte ihn an.

***

Jen, ihre Großmutter und Dawson gingen durch den Supermarkt und kauften für den Abend ein. „Also Grams du erstaunst mich immer wieder“, sagte Jen.
„Weshalb?“
„Na ja, du kommst extra mit, um uns Alkohol zu kaufen.“
„Na ja ihr seid siebzehn Jahre alt und schließlich ist es nur Glühwein.“
„Wir hatten uns auf Glühwein und die Zutaten für die Weihnachtsbowle geeinigt.“
Ihre Grams seufzte. „Ja, ja ich weiß!“
Jen lachte. „Sind Sie den heute Abend mit von der Partie, Mrs Ryan?“, fragte Dawson.
„Ach nein, ich will euch ja nicht zur Last fallen und außerdem habe ich heute mein alljährliches Weihnachtsessen bei einer alten Freundin von mir.“
Jen grinste. „Ja, ja, ich kann mich noch an letztes Jahr erinnern wo du gut angetrunken um, man bemerke, zwei Uhr nachts nach Hause gekommen bist!“
„Jennifer!“
Jen lachte. „Ist doch wahr und außerdem ist das doch gar kein Vorwurf. Ich finde es gut, wenn du dich amüsierst.“ Sie gingen an den Regalen entlang. Jen schnappte sich zwei Packungen Marshmallows und drei Tüten Chips. Dawson sah sie entgeistert an. „Du musst bedenken, das Pacey auch dabei ist.“
Dawson lachte. „Na, so schlimm ist er auch wieder nicht“, nahm er seinen Freund in Schutz.
„Stimmt und eigentlich bist du genauso verfressen“, lachte Jen.
„Stimmt gar nicht.“
Jen machte große Augen. „Stimmt ja wohl, du hast gestern genauso viel wie er verdrückt!“
Ihre Grams schritt ein. „Kinder, hört auf euch zu streiten!“
„Das ist kein Streit“, warf Jen ein.
„Wie auch immer, haben wir alles?“
„Ich denke schon“, sagte Jen nachdem sie noch einmal in den Einkaufswagen sah.
„Dann lasst uns zur Kasse gehen.“
„Dawson, hast du die 10 Dollars von den anderen?“, fragte Jen.
„Ja, habe ich.“ Den Weihnachtsabend machten die Freunde seit zwei Jahren, also seitdem Jen nach Capeside gezogen war und den Vorschlag gemacht hatte. Die Freunde backten zusammen Pizza, machten eine Weihnachtsbowle, spielten die verrücktesten Spiele wie z.B. Wahl, Wahrheit oder Pflicht und Pantomime und sie tranken Glühwein. Eigentlich waren Andie und Jack sonst auch von der Partie, aber da sie dieses Jahr nicht zu Hause waren, bestand die Gruppe nur aus Dawson, Pacey, Joey und Jen. Mindestbeitrag für das Essen und die Getränke war zehn Dollar. Der Weihnachtsabend war immer ein großer Spaß und bei allen sehr beliebt geworden, da Joey und Pacey langsam genug davon hatten immer nur Weihnachtsfilme bei Dawson zu sehen. Ein Grund dafür war, dass sie bestimmt jeden Weihnachtsfilm, den es gab, mindestens schon zwei oder dreimal gesehen hatten. So hatte Jen eine neue Tradition eingeführt.

***

Pacey stand vor Jens Herd und leerte die Glühwein Flaschen in einen großen Topf. „Oh Mann Leute! Habt ihr dieses Jahr mehr Glühwein gekauft oder kommt mir das nur so vor?“, fragte er Jen, die die Bowle zubereitete und Dawson, der den Hefeteig für die Pizza machte.
„Nee, eigentlich nicht“, sagte Jen.
„Natürlich! Wir haben eine Flasche mehr gekauft!“, sagte Dawson.
„Na ja, ob neun oder neunzig, was macht das schon?“, meinte Pacey und lachte.
„Wann kommt Joey?“, fragte Jen die Jungs.
„Keine Ahnung“, kam es fast synchron von beiden. Kurz nachdem sie gefragt hatte öffnete sich die Tür, die Capesider verschlossen ihre Türen grundsätzlich nicht, und Joey kam herein, doch sie war nicht allein.
Als erstes war es Pacey aufgefallen, dann Dawson und letztendlich Jen, die direkt Gefallen an dem jungen Typen fand.
„Hi Leute! Ich habe jemanden mitgebracht“, sagte Joey fröhlich, da sie sich wie die anderen auf den Abend freute.
„Kaum zu übersehen“, kam es von Pacey eine Spur zu mürrisch.
Joey ignorierte das einfach. „Darf ich vorstellen; mein Cousin Jason Potter aus Kalifornien.“
„Noch ein Potter?“, fragte Pacey und musste lachen.
„Jason das sind Pacey, Jen und Dawson“, stellte sie die anderen vor.
„Hallo allerseits“, kam es schüchtern von Jason.
Jen kam mit ihrem breitesten Lächeln auf Jason zu und reichte ihm die Hand. „Fühl dich wie zu Hause.“
Joey warf ihr einen viel sagenden Blick zu. „Was können wir tun?“, fragte Joey.
„Also du kannst mit Pacey schon mal den Kamin anmachen und Jason, hm... du könntest schon mal den Käse für die Pizza raspeln“, sagte Jen.
„Kein Problem“, sagte Jason.
Für Joey war es schon ein Problem, wieso hatte Jen sie unbedingt mit Pacey zum Feuer anmachen geschickt? Ahnte sie etwas, aber was sollte sie schon ahnen schließlich war da gar nichts.
„Dann wollen wir mal, Potter!“, sagte Pacey fröhlich und kam auf sie zu. Sie gingen in den Garten und holten das Holz. „Wie kommt es, dass wir gar nichts von deinem Cousin wissen?“, fragte Pacey während er Joey das Holz reichte.
„Ich hatte ihn selbst nicht wieder erkannt!“, sagte Joey.
„Wenn er ein richtiger Potter ist, ist er bestimmt in Ordnung. Das gute Aussehen der Potters hat er auf jeden Fall“, bemerkte Pacey.
„Was sollen diese doofen Anspielungen, Pacey?“
Er sah sie verdutzt an. „Komm schon, Potter, du willst mir doch nicht erzählen, dass du ihn nicht attraktiv findest?! Das würde sogar jeder Junge, der so wie ich nicht schwul ist, zugeben!“
Joey zuckte mit den Schultern. „Mag sein, dass er gut aussieht, aber er ist schließlich mein Cousin.“
„Na und? Cousins und Cousinen können sogar heiraten.“
„Ich habe weder vor meinen Cousin, noch jemand anders zu heiraten“, meinte Joey zynisch.
„Gut.“ Pacey ging zur Tür, doch Joey blieb stehen. „Was ist?“, fragte Pacey.
„Nichts!“, entgegnete Joey schnippisch.
„Dann können wir ja wieder reingehen.“
Joey zuckte erneut mit den Schultern und folgte Pacey ins Innere des Hauses. Die anderen waren noch immer in der Küche beschäftigt. „Habt ihr erst einen Wald gesucht, wo ihr Bäume fällen könnt. Oder was?“, fragte Dawson.
„Nee“, sagte Pacey und ging ins Wohnzimmer. Joey folgte ihm. Sie stapelten das Holz aufeinander. „Ich zünde an und du bläst“, sagte Pacey.
„Wieso soll ich denn blasen?“, fragte Joey aufgebracht.
Pacey lachte. „Und da soll noch einmal jemand sagen Männer denken nur an Sex.“
Joey sah ihn entrüstet an. „Ich denke überhaupt nicht an Sex!“
Pacey sah sie an. „Können wir jetzt das Feuer machen oder willst du mit mir herum diskutieren?“
Joey nahm Pacey die Streichhölzer ab. „Na gut, Potter.“ Sie zündete das Holz an und Pacey fing an zu pusten. Langsam aber sich fing das Holz an zu brennen, bis die Flammen schließlich hoch genug waren. Die anderen kamen ins Wohnzimmer. Jen stellte die Bowle auf den Tisch und Dawson den Topf mit dem Glühwein, Jason trug die Gläser.
„Mit welchem Spiel sollen wir anfangen?“, fragte Jen während sie aus ihrem Glas mit Bowle die Früchte fischte.
„Also ich bin für Wahl, Wahrheit oder Pflicht!“, sagte Pacey.
„Lass uns das lieber später machen“, sagte Dawson, die anderen stimmten mit ein.
„Ich bin für: wer bin ich“, sagte Joey und nahm einen Schluck Glühwein. Die anderen waren einverstanden.
„Ähm... und wie genau geht dieses Spiel?“, fragte Jason.
Joey begann zu erklären: „Also du musst dir für mich, da du neben mir sitzt, eine berühmte Person ausdenken. Schauspieler, Sänger, Comicfigur, was auch immer. Dann schreibst du die Person auf den Block und klebst mir den Zettel, natürlich ohne, dass ich ihn sehe, auf die Stirn und ich muss dann Fragen stellen wie z.B. ob ich männlich oder weiblich bin.“
Jason nickte. „Gut, habe ich verstanden.“
„Okay, ich fange an“, sagte Jen. Sie musste sich eine Person für Dawson, der neben ihr saß, ausdenken. Als sie eine Person wusste, schieb sie den Namen auf den Block und klebte Dawson das Papier auf die Stirn.
„Okay, bin ich weiblich oder männlich?“, fragte Dawson.
„Weiblich!“, kam es von den anderen, die sich ein Lachen nicht verkneifen konnten.
„Bin ich Schauspieler?“ Die anderen nickten. „Was für Arten von Filmen mache ich?“
„Früher erotische Sachen, heute bist du seriöser“, sagte Pacey.
Dawson überlegte. „Okay, okay. ich glaube ich weiß wer ich bin! Pamela Anderson?“ Die anderen lachten laut los. „Alles klar”, sagte Dawson. Die Stimmung wurde während des Spiels immer lockerer.
„Also ich gehe mal nach der Pizza gucken, währenddessen könnt ihr euch ja ein neues Spiel überlegen.“
Die anderen entschlossen sich für Pantomime. Jen kam mit einem Blech Pizza zurück. Die anderen stürzten sich hungrig darauf. „In Ordnung, Joey zieh eine Karte!“, sagte Dawson.
Joey lass sich den Begriff durch und seufzte. Sie stand auf und stellte sich vor die anderen.
„Okay, es kann los gehen!“, sagte Jason, der die Zeit stoppte. Joey ließ sich auf den Boden plumpsen und begann auf dem Boden herum zu kriechen.
„Aschenputtel!“, kam es von Pacey, doch Joey schüttelte den Kopf und kroch weiter auf dem Boden herum, dann tat sie so als würde sie an etwas riechen.
„Kriechblume!“, sagte Jen.
„Richtig!“, sagte Joey.
„Was ist eine Kriechblume?“, fragte Pacey, die anderen lachten. Als er an der Reihe war, war das Gelächter, der angeheitertem Gruppe groß, er machte Stoßartige Bewegungen.
„Sex?“, kam es von Dawson. Pacey zeigte mit dem Daumen hoch und deutete an, dass dies das zweite Wort war, dann zeigte auf die Freunde.
„Gruppensex?“, kam es von Joey.
„Potter! Der Punkt geht an dich.“
Die Freunde waren schon leicht angetrunken als sie mit Wahl, Wahrheit oder Pflicht begannen. „Ich bin als erstes dran!“, sagte Jen und wandte sich an Jason. „Wahl, Wahrheit oder Pflicht?“, fragte sie.
„Wahrheit!“ sagte Jason.
„Alles klar. Hast du eine Freundin?“
Joey verdrehte die Augen. „Nein, habe ich nicht“, kam es von Jason.
„Also ich nehme, Joey. Wahl, Wahrheit oder Pflicht?“
Joey überlegte kurz. „Wahl!“, sagte sie schließlich.
„Na gut du hast es nicht anders gewollt. Entweder du küsst Pacey oder Jen.“ Alle lachten außer Joey. „Oder du trinkst ein volles Glas Bowle auf ex.“
„Das ist nicht dein Ernst, oder?“
Jason lachte. „Klar!“
„Na gut!“ Joey ging zu Jen und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
„Hey! So war das aber nicht gemeint!“, sagte Jason. Die Jungs lachten. „Du hast nicht gesagt was für einen Kuss. Ich bin dran und nehme Dawson! Wahl, Wahrheit oder Pflicht?“
„Pflicht!“ Joey überlegte. „Okay. Also… sing Sex Bomb von Tom Jones.“
Dawson verzog das Gesicht. „Na gut aber du bist selbst schuld, Jo!”
Dawson stand auf und begann zu singen, die Gruppe konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Als er fertig war sah er in die Runde.
„Jen!“
„Schon wieder?“, fragte Jen.
Dawson nickte. „Wahl, Wahrheit oder Pflicht?“
„Pflicht.“ Dawson lachte. „Na gut.... Führe uns einen sexy Tanz vor.“ Jen seufzte.
Die Jungen pfiffen als sie begann zu tanzen. Als sie fertig war, fiel ihre Wahl auf Pacey. „Wahl, Wahrheit oder Pflicht?“
„Wahl.“ Jen grinste. „Also, entweder du küsst Dawson, Jason oder Joey! Aber richtig!“
„Vergiss’ es Jen! Das mach ich nicht!“, sagte Pacey energisch.
„Komm schon, das ist doch nur ein Spiel!“, sagte Jen.
„Entweder ich steige aus oder ich darf ein Kleidungsstück ablegen“, sagte Pacey, er warf einen flüchtigen Blick zu Joey.
Natürlich hätte er sie gerne geküsst, aber dann, wenn er mit ihr allein gewesen wäre und nicht unter Einfluss von Alkohol, außerdem war da immer noch Dawson, der es bestimmt alles andere als gut gefunden hätte, wenn Pacey Joey geküsst hätte.
„Na gut, dann leg ein Kleidungsstück ab“, gab Jen schließlich auf.
Pacey legte seine Uhr auf den Tisch. „Ich bin dran!“, sagte Pacey. „Und nehme Joey. Wahl, Wahrheit oder Pflicht?“
„Wahrheit“, sagte Joey etwas gelangweilt, sie war müde und angetrunken und sie sehnte sich nach ihrem Bett.
„Bist du verliebt?“, fragte Pacey, ohne lange zu überlegen.
Joey merkte wie sich ihr Magen umdrehte, sie wusste nicht ob sie verliebt war oder nicht. „Nein bin ich nicht“, sagte sie und versuchte entschlossen zu wirken.
Pacey sah sie enttäuscht an.
„Hallo?“, kam es aus der Küche.
„Hier sind wir, Grams!“ Jens Großmutter kam in das Wohnzimmer.
„Ihr seid ja immer noch da, also ich will ja nichts sagen, aber es ist schon drei Uhr morgens.“ Joey stand auf. „Stimmt und ich werde mich jetzt auch verabschieden, morgen kommen die ersten Gäste und ich bin Hunde müde.“
„Na gut, dann bis morgen, Joey“, sagte Jen.
Jason stand ebenfalls auf und verabschiedete sich von den Freunden. Nacheinander waren alle gegangen und auch Jen ließ sich nur noch ins Bett fallen, das Chaos würde sie morgen beseitigen.

***

Das laute Klingeln des Weckers riss Joey aus ihren süßesten Träumen. Als sie sich aufrichtete, merkte sie erst wie ihr Kopf brummte. Sie hatte bei Jen wohl doch mehr getrunken als sie dachte. Langsam schlürfte sie zu ihrem Kleiderschrank und holte ihren Morgenmantel heraus. Der Duft von frischem Kaffee und Croissants stieg ihr in die Nase als sie die Treppen zum Flur runter ging. Joey ging in die Küche und sah Jason der am Frühstückstisch saß und die Zeitung las. Er war im Gegensatz zu Joey frisch gewaschen und angezogen, plötzlich war es ihr peinlich im Bademantel vor ihm zu stehen.
„Guten Morgen, Joey.“
„Morgen“, begrüßte sie Jason knapp. Sie ging öffnete eine der Küchenschuppladen und nahm eine Packung Kopfschmerztabletten daraus.
„Von denen habe ich mir auch schon eine gegönnt“, sagte Jason.
Joey setzte sich an den Tisch und nahm die Tablette mit einem Schluck Wasser. „Und wie hat es dir gefallen?“, fragte sie ihn.
„Gut. Deine Freunde sind wirklich nett.“
„Ja, das sind sie.“ Joey nahm ein Croissant und schmierte Butter darauf.
„Sag mal, Joey, bist du dir eigentlich sicher, dass du nicht verliebt bist?“
Sie sah ihn an. „Wieso?“
„Na ja du hast Pacey immer solche Blicke zugeworfen, ganz besonders als es um das Küssen ging.“ Erwischt! Eins musste man Jason lassen, er hatte einen scharfen Verstand, nicht weniger als Joey.
„Das hast du dir nur eingebildet.“ Er zuckte mit den Schulter und konzentrierte sich wieder auf seine Zeitung, ohne weiter nachzuhaken.
„Und hast du heute etwas Besonderes vor?“, fragte sie.
Jason sah wieder zu ihr auf. „Ich werde mir die Stadt ein bisschen ansehen.“
Joey lachte. „Du wirst keine Chance habe dich zu verlaufen.“
„Das werde ich so oder so nicht“, meinte Jason.
Joey zog die Augenbrauen hoch. „Ach ja?“
„Ja. Jen hat angeboten, mir die Stadt zu zeigen.“
Joey nickte. Das war typisch Jen, einerseits nervte Joey dieses Verhalten, andererseits wünschte sie sich manchmal auch einfach so auf Jungs zugehen zu können. Wieso musste bei ihr immer alles so kompliziert sein?
„Oder hast du etwas dagegen?“, fragte Jason.
„Nein wieso sollte ich?“ Er zuckte mit den Schulter. „Hätte ja sein können.“
Joey stand auf und stellte ihr Geschirr in die Spülmaschine. „Ich gehe mich jetzt fertig machen. Schließlich gibt es hier noch Einiges zu tun, hurra hurra!“, meinte sie trocken.
Jason lachte. „Ich bin dann gleich weg.“
Joey machte eine Handbewegung das sie verstanden hatte und ging ins Bad. Sie warf einen Blick in den Spiegel und war wenig begeistert unter den Augen hatte sie zwar kleine aber dennoch erkennbare Ränder und ihre Haare standen in alle Richtungen. Sie seufzte und stellte die Dusche an. Es klopfte an der Badezimmertür. „Jetzt nicht!“
„Joey?“ Oh Gott! – Sie kannte diese Stimme nur allzu gut.
„Was willst du hier, Pacey?“
„Ich muss dich sprechen, Potter.“
Joey ließ wieder einen lauten Seufzer erklingen. Sie stellte das Wasser ab und schlüpfte in ihren Bademantel. Langsam öffnete sie die Tür.
„Guten Morgen!“, sagte Pacey freudestrahlend. Joey kam ganz aus dem Badezimmer.
„Was gibt’s denn so Dringendes, dass du mich von einer wohltuenden Dusche abhältst, he?“ Pacey scharrte mit dem Fuß über den Boden. „Pacey!?“
„Ich wollte dir nur guten Morgen sagen“, log er. Joey verdrehte die Augen und ging wortlos zurück ins Bad, um endlich zu duschen.
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