Login     Help

7.21 - Der große Tag by Nadia, Anna Lena, Mona

[Reviews - 0]   Printer Chapter or Story Table of Contents

- Text Size +
***

„Doug, soll ich dir nicht lieber helfen?“, rief Mrs. Witter nun schon zum dritten Mal und klopfte dabei an die Badezimmertür.

„Nein, ich komme schon zurecht“, erklang Dougs Antwort gedämpft durch die Tür. Im Inneren stand er vor dem Spiegel und band sich seine Fliege. Es war erst eine Viertelstunde vergangen, aber trotzdem schien seine Mom mit jeder Minute ungeduldiger zu werden.

Auch Gretchen lief im Wohnzimmer auf und ab. Während ihre Mutter vor der Badezimmertür stand und Doug nervte, machte sie derweil Jack auch etwas hibbelig, der sich im Schlafzimmer fertig machte.

Auch wenn es bei ihrer Hochzeit keine Braut gab hatten sie ausgemacht, dass sie sich vor der Trauung nicht sehen sollten.

„Doug“, wie lange brauchst du denn noch? In einer halben Stunde kommt die Limousine“, rief Mrs. Witter erneut ihre Bedenken heraus.

In dem Moment öffnete sich die Tür des Bads und Doug kam heraus. Der schwarze Anzug passte wie angegossen und sah zu seinen dunklen Haaren hervorragend aus. Auch seine Mutter schien für einen Moment ihre Nervosität zu vergessen und lächelte ihren ältesten Sohn an.

„Doug, du siehst wirklich gut aus“, brachte sie fertig zu sagen.

Auch der Sheriff lächelte sie an: „Danke, Mom.“

Für einen kleinen Augenblick sahen sie sich an und es schien fast so, als würde die spürbare Anwesenheit der Hochzeit die Familie wieder etwas näherbringen, oder jedenfalls für einen Moment die vielen Unstimmigkeiten vergessen lassen.

Schließlich riss sich Doug von dem Moment los und ging in die Küche, woraufhin seine Mutter ihm natürlich sofort folgte.

„Übrigens, Doug, ich habe mir die Gästeliste noch mal angesehen. Meinst du denn wirklich, dass es eine gute Idee war, die beiden einzuladen?“, hinterfragte die ältere Frau nochmals die gewissen Einladungen und Dougs Absichten.

Kopfschüttelnd sah Doug seine Mutter an und der vorherige Moment schien wie weggeblasen zu sein. „Mom, wie oft habe ich es dir jetzt schon gesagt? Sie verdienen es hierher zu kommen. Schließlich gehören sie irgendwie zur Familie.“

Dieser Satz schien Mutter Witter sehr zu treffen. Ihr Mund verzog sich mürrisch und sie sah ihren Sohn an: „Doug, vielleicht gehören sie irgendwie zu seiner Familie, jedoch nicht zu meiner. Daran solltest du auch denken.“

„Mutter!“, rief der Sheriff von Capeside ein bisschen entrüstet, aber auch zweifelnd aus. Er verstand seine Mutter ja, aber sie musste auch ihn verstehen, oder es jedenfalls versuchen.

„Ich habe die Gästeliste nun mal so gemacht wie ich es richtig fand. Niemand weiß wer sie sind, wenn sie überhaupt kommen. Ich verstehe ja, dass du nervös bist, aber das wäre jeder“, sagte er und seine Mutter blieb bei seinen Worten in der Tür stehen.

Langsam drehte sie sich um und sah ihn lange an. „Ich bin nicht nervös, sondern fürchte mich.“

Doug musste zweimal blinzeln bevor er verstand was seine Mutter sagte.

Plötzlich kam Gretchen in den Raum, mit einem großen Lächeln auf dem Gesicht und natürlich freute sie sich.

„Doug! Du musst unbedingt kommen! Du rätst nicht, was Amy gerade gesagt hat“, platzte es aus ihr heraus und sie zog ihren großen Bruder mit in Richtung des Kinderschlafzimmers.

Bevor er noch reagieren konnte oder etwas sagen konnte, war er schon von seiner Schwester aus dem Raum gezerrt worden.

Seufzend ging Mrs. Witter ins Schlafzimmer zu Jack. Dieser saß auf der Bettkante und trommelte mit seinen Fingern auf dem Nachtkästchen herum.

„Na, etwas nervös?“, erkundigte sich seine zukünftige Schwiegermutter.

Jack sah sie mit einem halben Lächeln an, wischte sich seine Hände in der schwarzen Hose ab und meinte dann: „Ein bisschen. Aber irgendwie mehr aufgeregt.“

„Ja, aufgeregt bin ich auch“, murmelte Mrs. Witter in ihren nicht vorhandenen Bart und schaute nach draußen auf den Strand hinaus.

***

„Bist du soweit?“ Doug sah auf die Uhr an seinem Handgelenk und blickte dann die Treppen hinauf.

Jack kam langsam herunter und der ältere der beiden Männer hielt einen Augenblick den Atem an. Er sah umwerfend aus. Doug reichte ihm bei den letzten Stufen die Hand und gab Jack einen Kuss als er neben ihm stand.

„Du bist der attraktivste Mann, der mir in meinem ganzen Leben begegnet ist“, sagte Doug zärtlich und küsste Jack abermals. „Und ich kann es nicht erwarten dich zu meinem Mann zu machen.“

Jack lächelte glücklich. „Ich kann es auch nicht erwarten dich zu heiraten, Doug. Du bist meine Konstante, mein Ein und Alles.“ Es stimmte. So wie Jen es ihm vor vielen Jahren auf dem Ski-Ausflug versprochen hatte, hatte er seine große Liebe gefunden. Den einen Menschen unter Milliarden, den er so sehr liebte wie seine Seelenverwandte.

Jack überlegte, ob er Doug von seiner Begegnung mit Jen erzählen sollte oder nicht. Er entschied sich dafür, denn er wusste in seinem tiefsten Innern, dass es ein Abschied gewesen war. Und das war gut. Er befand sich auf dem Weg der Besserung.

„Ich habe sie vorhin im Bad gesehen.“

„Jen?“, fragte Doug nervös und griff nach Jacks Hand.

Jack nickte und streichelte beruhigend mit seinem Daumen über Dougs Handrücken. „Wir haben uns verabschiedet. Ich weiß jetzt, dass es in Ordnung ist, wenn ich mein Leben ohne sie weiterlebe. Mit dir und Amy an meiner Seite. Ich weiß es, weil ich sicher bin, dass ich sie im nächsten Leben wiedersehen werde. Wir werden uns immer wieder sehen, wir sind schließlich seelenverwandt. Und auch wenn sie tot ist, wird sie immer ein Teil meines Lebens sein. Sie ist meine Vergangenheit …“ Er sah Doug tief in die Augen und drückte kurz seine Hand. „Du, Doug, bist meine Zukunft.“

„Sie wird in gewisser Weise immer bei dir sein, Jack. So wie jeder den wir lieben und der stirbt irgendwie bei uns ist. Nicht nur im Herzen. Ich weiß, dass wir nie darüber gesprochen haben, aber ich glaube daran, dass uns Geister beschützen. Und ich denke, dass sie immer über dich und Amy wachen wird. So wie mein Vater immer über mich wachen wird.“

Jack nickte und atmete tief durch. „Genau.“

Vor dem Haus hörten sie das Hupen eines Autos und sie sahen sich voller Vorfreude an.

„Es ist so weit“, meinte Jack und lächelte übers ganze Gesicht. „Lass uns heiraten gehen.“

„Nichts lieber als das, Jack“, erwiderte Doug.

Dann gingen die beiden Hand in Hand aus dem Haus.

Vor dem Haus standen zwei Stretch Limousinen und jeder stieg in eine davon ein. Es war abgemacht, dass sie getrennt fuhren, damit Doug noch ein paar Minuten allein mit seinem Bruder zum reden hatte. Und Jack hatte es nichts ausgemacht, denn er würde ja den Rest seines Lebens an Dougs Seite verbringen.

***

Doug klopfte an der Tür und wollte Pacey abholen. Als er seinen Bruder in seinem Anzug erblickte pfiff er anerkennend durch die Zähne.

„Wow, kleiner Bruder, du siehst gut aus!“, meinte er anerkennend.

„Na du aber auch, Dougie. Ob Jack dich so ganz ohne Uniform erkennen wird?“, neckte er seinen großen Bruder.

Zusammen stiegen sie in die Limousine, die sie zu ihrer Hochzeit bringen sollte. Pacey rutschte nervös herum während Doug sich entspannt zurücklehnte und den jungen Mann beobachtete.

„Pace, was ist los? So nervös kenne ich dich gar nicht!“

„Bist du denn gar nicht nervös?“, erstaunt blickten Doug zwei braune Augen an.

„Nein, warum sollte ich? Ich werde gleich den besten Mann dieser Welt heiraten. Ich liebe ihn über alles und ab heute werden wir offiziell zusammengehören. Nein, ich bin wirklich nicht nervös nur unsagbar glücklich. Aber du bist hibbelig. Warum? Du hast doch keine Zweifel bekommen, oder?“

„Nein, nein überhaupt nicht. Joey ist das Beste, was mir je passieren konnte. Sie hat das Beste aus mir herausgeholt. Wer weiß wo ich jetzt ohne sie wäre. Doch irgendwie habe ich Angst, dass ich doch wieder alles vermassle.“

„Ihr liebt euch. Pacey, Joey weiß auf was sie sich bei dir einlässt. Sie erträgt dich ja nicht erst seit gestern.“ Doug war froh diese Minuten mit Pacey alleine zu sein. Er wollte seinem Bruder eine Frage stellen, die nur sie beide was anging.

„Sag mal, Pacey, meinst du Dad wäre stolz auf uns?“

„Hm, keine Ahnung, aber überlegen wir doch mal. Ich, der Loser vor dem Herrn in Dads Augen, mache erst ein Kind und heirate dann ein Mädchen, von dem er noch nie viel gehalten hat. Und du? Der Sohn, der ihn nie enttäuscht hat, outet sich als schwul und heiratet einen Mann. Hm, nein ich glaube nicht, dass er auf uns sonderlich stolz wäre!“, kam es in Paceys unverblümter Art und Weise.

„Na super. Danke auch, Bruderherz, bau mich doch auf.“

Pacey legte die Hand auf Dougs Schulter und meinte: „Dougie, es ist total egal was unser alter Herr von uns gedacht hätte. Ich bin wahnsinnig stolz auf dich. Dass du es endlich geschafft hast diese Hürde zu nehmen. Und in Jack hast du die Liebe deines Lebens gefunden. Halte ihn fest und lass dir das von niemandem wegnehmen.“

„Tja das gleiche kann ich auch dir sagen, Pacey. Genießt euer Glück und freut euch auf das Baby. Und weißt du, was ich noch super finde?“

„Nein, was denn?“

„Dass wir zwei uns inzwischen so nahestehen. Wer hätte das wohl jemals gedacht.“

Lachend nahmen sich die Witter-Brüder in die Arme und drückten sich aufs Herzlichste. Dann waren sie am Strand angelangt. Als sie ausstiegen kam gerade der Wagen mit Joey und Jack an.

***

„Gott, ich bin so aufgeregt!“, meinte Joey, die unruhig auf der breiten Rückbank der Limousine saß und von Nervosität gepackt war.

„Und ich erst“, seufzte Jack. „Aber es wir schon alles klappen.“

Joey bewunderte Jacks Optimismus: „Um ehrlich zu sein ist meine größte Angst, dass der Pfarrer mich fragt, ob ich Pacey heiraten will und ich habe vergessen, wie man ‚Ja‘ sagt.“

„Das ist noch gar nichts“, schnaubte Jack. „Ich hoffe eigentlich nur, dass der Pavillon nicht einstürzt oder so.“

„Wir schieben hier voll Panik“, kicherte Joey nervös.

„Nein, du schiebst Panik, ich mach mich bloß über dich lustig“, widersprach Jack und grinste. Joey sah ihn böse an, also schlug Jack vor: „Lass uns über was weniger Beängstigendes wie unsere Doppelhochzeit reden.“

„Gute Idee. Hat Andie dir schon von ihren Südafrikaplänen erzählt?“, wollte Joey wissen, die erleichtert darüber war, für einen kurzen Moment über ein Thema zu sprechen, das nichts mit der Hochzeit zu tun hatte.

„Ich freu mich für sie“, meinte Jack nickend.

„Ich auch. Nachdem sie so lange nicht gewusst hat, wo es sie hinzieht, hat sie was gefunden, dass ihr gefällt. In Afrika ist sie gut aufgehoben“, bestätigte Joey.

„Ja. Schade, dass ich sie später nicht besuchen kann, wegen Amy“, erklärte Jack.

Joey nickte und sah nach draußen.

„Wir sind bald da“, murmelte sie.

Jack räusperte sich: „Wie schön ...“

„Gott, hoffentlich geht alles glatt.“ Joey verwandelte sich sofort wieder in ein Nervenbündel.

„Mit Sicherheit.“

„Weißt du, das beruhigt mich nicht im Geringsten. Es geht doch immer was schief. Wir sind ja hier nicht bei ‚Die Traumhochzeit‘ oder so“, meinte Joey.

„Ja, aber was soll denn schief gehen? Allen geht es gut, wir sind alle glücklich …“, widersprach Jack ihr.

„Du hast Recht.“ Joey sah ihren Freund an. „Es wird wunderbar, richtig?“

„Klar. Und wenn wir in ein paar Jahren zurückblicken, werden wir uns darüber ärgern, dass wir die Fahrt in der Limo damit verbracht haben, nervös zu sein, anstatt uns für uns zu freuen“, erwiderte Jack.

„Du bist so weise“, grinste Joey.

Jack musste lachen: „Ich weiß.“

„Also, ich freue mich schon für uns. Mein Herz ist erfüllt mit Freude - wenn da nicht die Angst wäre ... Fürchtest du dich denn nicht auch davor, was werden wird? Ich meine, in einer Stunde werden wir nicht mehr nur verlobt, sondern verheiratet sein!“, sagte Joey.

„Natürlich! Aber diese Erwartungen und Aufregungen sind doch das Spannende daran“, antwortete Jack.

„Meinst du? Ich finde diese Spannung ätzend. Ich bin so nervös. Ich würde ja gern an meinen Nägeln kauen, aber es geht nicht wegen des Nagellacks. Und rauchen geht nicht, weil das nicht gut fürs Baby ist, ich stinken und meine Lungen wohl sofort ihren Dienst versagen würden“, erklärte Joey.

Jack lachte: „Du bist ja wirklich voll durch den Wind!“

„Was hast du denn gedacht?“

***

Langsam näherten sich die beiden Limousinen dem Strand von Capeside. Oben am Straßenrand war eine Spur und der Parkplatz des großen Supermarktes gesperrt worden. Dieser Platz war schon festlich geschmückt, doch das war noch gar nichts im Gegensatz zum eigentlichen Ort der Zeremonie. Die wenigen Steinstufen zum Strand waren weiß eingekleidet worden und dann führte ein schmaler Holzsteg zum Platz der Trauung. Dieser selbst bestand aus einer großen Holzplatte auf dem Sand. Zum Sonnenschutz stand dort das Gestell von einem Zelt, jedoch ohne Plane, sondern geschmückt mit Blumen, Efeu und weißen Bändern. Selbst die Stühle waren in weiß gehalten. Durch das Sonnenlicht wurde die Szene in warmes Licht getaucht und jeder, der nicht wusste wessen Hochzeit es war, hätte wahrscheinlich auf die eines Stars getippt.

Eigentlich hatten die Freunde sich ja geeinigt eine Doppelhochzeit zu feiern, da sie beide im Moment nicht so viel Geld hatten, andererseits natürlich auch aus Freundschaftsgründen. Doch die Zeremonie hatte Dawson organisiert und dieser hatte es sich nicht nehmen lassen eine richtig schöne und auch ausgefallene Hochzeit zu gestalten oder zu gestalten lassen.

Dawson selbst stand noch oben an der Straße, während die Gäste schon auf den eleganten weißen Stühlen im Schutze des Pavillons Platz genommen hatten. Der Geistliche stand auch schon an seinem Platz und eigentlich warteten sie nur noch auf die Hochzeitspaare.

Bodie stand am Ende der Steintreppe, um Joey zum Altar zu führen. Sie hatte den Freund ihrer Schwester gefragt, denn ihr eigener Vater saß wieder im Gefängnis und der Kontakt war seit einiger Zeit endgültig abgebrochen.

Schließlich erschienen die beiden Autos am Horizont und ein „Ah“, ging durch die Menge, die natürlich gespannt gewartet hatte und insgeheim wohl auch schon ein bisschen ungeduldig war.

Aus der ersten Limousine stiegen Doug und Pacey aus. Als sie das Szenario sahen verschlug es ihnen erst mal die Sprache, doch dann blickte Pacey Dawson an und schickte ihm ein dankbares Lächeln.

Eigentlich hatte er die Zeremonie planen sollen, doch sein Freund hatte ihm diese Aufgabe liebend gerne abgenommen. Schließlich war er immer schon der größere Künstler und Direktor gewesen. Die beiden Brüder und Dawson stiegen die Treppenstufen hinunter und begaben sich zum Altar, als das Auto mit Jack und Joey auf dem Parkplatz hielt.

Auch diese beiden stiegen aus und mussten erst mal schlucken als sie den Strand sahen. Tränen der Rührung bildeten sich hinter Joeys Augenlidern und auch Jack musste schlucken.

„Ist es nicht wunderschön?“, fragte Joey ihn leise, als sie gemeinsam die Treppenstufen hinunter traten. Jack nickte ihr zu, ein Lächeln auf dem Gesicht.

Im nächsten Moment war auch schon Bodie an ihrer Seite und reichte ihr seinen Arm. „Du siehst wundervoll aus, Joey“, flüsterte er als die Musik erklang.

Alle Hochzeitsgäste erhoben sich von ihren Sitzen und blickten der Braut entgegen. Joey trug ein schlichtes weißes Kleid und nur einen kleinen Schleier. Alles andere war in ihren Augen zu pompös gewesen und hätte auch nicht ihrem Stil entsprochen.

Ein Lächeln lag auf ihren Lippen als sie Pacey erblickte, der ihr vom Altar aus mit einem gerührten Blick entgegensah. Irgendwie konnte er es immer noch nicht fassen, dass seine große Jungendliebe bald tatsächlich seine Frau werden würde.

Einige Minuten später kamen sie am Altar an und Bodie verschwand von Joeys Seite, an die sich nun Pacey gesellte.

„Es ist wirklich wunderschön hier, Pace. Ich wusste, dass du einen perfekten Platz finden würdest“, flüsterte Joey ihrem baldigen Ehemann zu, als nun auch Jack den Mittelgang entlang ging.

Pacey schenkte seiner Braut nur ein Lächeln, genau wie Dawson. Natürlich würde er ihr nachher erzählen, dass Dawson dies alles organisiert hatte. Aber nun sollte die Zeremonie erst mal richtig beginnen.

***

Bessie stand zwischen den beiden Paaren und blickte zu den Hochzeitsgästen hinab. Sie räusperte sich und besann sich der Worte, die sie zu diesem Anlass zu einer kleinen Rede geformt hatte.

„Liebe Gäste und vor allem liebe Hochzeitspaare.“ Sie machte eine kleine Pause und sah zu erst ihre kleine Schwester Joey und Pacey, dann Jack und Doug an. „Schon als Joey noch sehr klein war, habe ich mir Gedanken darüber gemacht, was ich ihr wohl mal am Tag ihrer Hochzeit sagen würde.“

Joey konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen, denn sie wusste, dass Bessie schon immer so verrückt gewesen war. Vor allem nach dem sie beide ihre Mutter verloren hatten und Bessie in deren Rolle geschlüpft war.

„Ich wollte ihr immer sagen“, fuhr Bessie schließlich fort, „dass sie eine wunderschöne Braut ist und dass unsere Mutter an diesem besonderen Tag anwesend ist, auch wenn wir sie nicht sehen können. Und das triff nicht nur auf sie zu, sondern auch auf Evelyn Ryan, Jen Lindley und John Witter, die sehr früh von uns gegangen sind und deshalb heute leider nicht hier sein können. Und das, obwohl es gerade an Tagen wie diesen von so großer Bedeutung wäre …“

Alle Anwesenden lauschten aufmerksam, als Bessie ihre kleine, gefühlvolle Rede hielt. Sie sprach von Verlusten, davon wie sie die Paare geformt hatten und die Basis für ihre Beziehungen waren. Vor allem hatte der Verlust der gemeinsamen Freundin in dieser Hinsicht viel bewirkt. Und wäre John Witter nicht vor ein paar Jahren gestorben, so wäre Doug nicht Sheriff geworden und Pacey nicht zurück nach Capeside gezogen. Dann sprach sie noch von der Liebe, die beide Paare fest zusammenhalten und jene schweren Zeiten überstehen ließ und vielleicht noch kommende. Als sie fertig war sah Bessie ihre kleine Schwester lange an, die ihren Blick mit Tränen erfüllten Augen erwiderte, ehe sie sich in den Arm nahmen und einige Momente drückten.

Langsam stieg Bessie schließlich die wenigen Stufen von der Kanzel herab und ging zurück zu Bodie und ihrem Sohn Alexander, die in der ersten Reihe saßen, neben Mrs. Witter, Gretchen und den Leerys.


***

Nach Bessies liebevoller Gelegenheitsrede kehrte eine besondere Stimmung ein. Der Pfarrer wandte sich zuerst Joey und Pacey zu, die mit dem Strahlen gar nicht mehr aufhören konnten.

„Wollen Sie, Pacey Witter, die hier anwesende Josephine Potter zu Ihrer Frau nehmen, sie lieben und ehren, in guten wie in schlechten Zeiten, bis dass der Tod euch scheidet?“, fragte er.

Pacey lächelte: „Ja, ich will.“

Mit einem innigen Blick steckte Pacey Joey den Ehering an.

„Und wollen Sie, Josephine Potter, den hier anwesenden Pacey Witter zum Mann nehmen, ihn lieben und ehren, in guten wie in schlechten Zeiten, bis dass der Tod euch scheidet?“, wiederholte der Pfarrer seine Frage.

Auch Joey lächelte: „Ja, ich will.“

Nun steckte Joey Pacey den Ring an und lächelte gerührt.

„Dann erkläre ich Sie nun Kraft meines Amtes, das mir von Gott und dem Staat Massachusetts gegeben ist, zu Mann und Frau.“ Der Pfarrer sah Pacey an. „Sie dürfen die Braut jetzt küssen.“

Die ganze Gesellschaft jubelte, als Joey ihren Schleier lüftete. Pacey küsste Joey leidenschaftlich und während die Gäste noch Joey und Pacey zu jubelten, sahen Jack und Doug sich schon erwartungsvoll an.

Der Pfarrer wandte sich nun den beiden Männern zu und begann unsicher: „Wollen Sie, Doug Witter, den hier anwesenden Jack McPhee zum Mann nehmen, ihn lieben und ehren, in guten wie in schlechten Zeiten, bis dass der Tod euch scheidet?“

Doug nickte: „Ja, das will ich.“

Mit einem Lächeln auf den Lippen steckte Doug Jack den Ehering an.

„Und wollen Sie, Jack McPhee, den hier anwesenden Doug Witter zum Mann nehmen, ihn lieben und ehren, in guten wie in schlechten Zeiten, bis dass der Tod euch scheidet“, fragte der Pfarrer, dem anzumerken war, wie komisch die Situation für ihn war, zwei Männer zu trauen.

Jack antwortete lächelnd: „Ja, ich will.“

Auch Jack steckte Doug den Ring an. Die beiden lächelten sich an.

Der Pfarrer räusperte sich: „Dann erkläre ich Sie nun Kraft meines Amtes, das mir von Gott und dem Staat Massachusetts gegeben ist, zu Mann und ... äh ... Mann.“

Er räusperte sich erneut: „Und auch Sie dürfen sich nun küssen.“

Was die beiden auch sofort taten. Erneut brach Jubel los.


„Love, love, love, love, love...“, stimmte der Chor an. Die beiden frisch vermählten Paare standen an der Kanzel und lächelten glücklich.

Der Chor sang mit klassischen, wunderschönen Stimmen den Beatles-Song „All You Need Is Love“: „There’s nothing you can do that can’t be done. Nothing you can sing that can’t be sung. Nothing you can say but you can learn how to play the game - it’s easy. There’s nothing you can make that can’t be made. No one you can save that can’t be saved. Nothing you can do but you can learn how to be in time - it’s easy.“

Als der Chor zum Refrain kam, küsste Andie ihren Sasha plötzlich. Nach dem Kuss sah Sasha Andie fragend an, doch die meinte nur: „Afrika.“

„There’s nothing you can know that isn’t known. Nothing you can see that isn’t shown. Nowhere you can be that isn’t where you’re meant to be - it’s easy.“

Dawson sah lächelnd zu Joey und Pacey hinauf. Für sie hatte es ein Happy End gegeben. Und dasselbe dachten sich die beiden auch gerade, genau wie Jack und Doug ...

„All you need is love, love, love is all you need.“


***

Justin stieg aus seinem Wagen und schlenderte den Weg zum Strand hinab. Die Feier fand unter einem großen Sonnendach am Strand statt. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung, es wurde laut gelacht und deshalb beeilte Justin sich, hinunter zu kommen.

Die frisch vermählten Paare waren umringt von Leuten und die restlichen Gäste scharrten sich um das Buffet. Justin musste zugeben, dass Ashley und ihr Team ganze Arbeit geleistet hatten.

Wo war eigentlich seine Ashley?

Justin ließ den Blick schweifen, doch konnte sie nirgends entdecken. Also ging er zuerst zu den beiden Paaren und beglückwünschte Joey, Pacey, Jack und Doug, die kaum Zeit hatten, ihm zu antworten, weil alle auf sie zustürmten.

Grinsend bewegte Justin sich wieder weg von ihnen und machte sich auf die Suche nach seiner Frau.

„Hey Justin!“, hörte er plötzlich von hinter sich.

Justin fuhr herum und erblickte Andie.

„Andie, hi. Hast du Ashley gesehen?“, fragte er geistesabwesend und sah sich weiterhin um.


Andie überlegte kurz und meinte dann: „Gerade noch war sie beim Buffet und unterhielt sich mit einem der Kellner. Vielleicht ist sie noch dort.“

„Danke, ich werde nachsehen. Aber wenn du sie siehst, sag ihr bitte, dass ich sie suche“, bat Justin sie.

„Klar!“, hörte er noch, dann war er schon auf den Weg zu den Tischen mit dem Essen.

Und tatsächlich fand er Ashley dort, doch sie unterhielt sich nicht mit einem der Kellner, nein ganz und gar nicht. Ihr Gesprächspartner war vielmehr ein dunkelhaariger Mann, der ein Polohemd trug und sich gerade reichlich Essen auf den Teller lud. Er sagte irgendetwas und Ashley lachte. Der Typ fiel ebenfalls in das Lachen über seinen eigenen Scherz ein. Das herzliche Lachen der beiden versetzte Justin einen Stich.

Justin fühlte, wie sein Magen sich zusammenzog. Einige Momente blieb er bewegungslos stehen und beobachtete seine Frau mit diesem gut angezogenen Kerl. Ashley sah diesen Mann die ganze Zeit an, sprach mit ihm und lachte über seine Witze, die wahrscheinlich total idiotisch waren. Kurz überlegte er einzuschreiten und mit Ashley zu sprechen, aber dann entschied er sich zum Rückzug. Er wollte die beiden nicht stören, anscheinend hatte Ashley ihren Spaß. Seufzend machte er kehrt. Natürlich war Justin enttäuscht und er hoffte, dass es ein Kunde oder so jemand war und nichts weiter. Seine anfänglich gute Laune war wie weggeblasen.

Andie stand noch immer dort, wo er sie das letzte Mal gesehen hatte, doch diesmal war Sasha an ihrer Seite. Die beiden unterhielten sich genauso angeregt, wie Ashley und der komische Typ.

Als Justin versuche unbemerkt an Andie vorbeizuschleichen, um in Selbstmitleid zerfließen zu können, bemerkte diese ihn jedoch und sprach ihn unmittelbar an: „Hast du sie gefunden?“

„Nein“, schwindelte er in einem Anflug von Frustration, schüttelt den Kopf und ging einfach weiter.

***

Mit Argusaugen beobachtete Ashley, wie die Bediensteten das Essen auf den langen Tisch platzierten. Heute musste einfach alles perfekt aussehen. Bis jetzt war noch alles gut gegangen und hoffentlich würde es auch so weitergehen. Vorsichtig rückte sie eine Platte zurecht und überprüfte die Dekoration. Hauptsächlich gab es leichte Kost. Salat, frisches Gemüse, Nudeln, ein bisschen Fleisch.

Am stolzesten war sie jedoch auf die Torte. Der Koch hatte sie wirklich hervorragend hinbekommen. Schließlich war ein Koch kein Konditor. Und für diese Maßstäbe war die Torte wirklich sagenhaft gelungen.

Plötzlich räusperte sich jemand hinter ihr und Ashley drehte sich um, ein Lächeln auf ihren Lippen. Doch wen sie da erblickte, überraschte sie. Insgeheim hatte sie mit Justin gerechnet, doch jemand ihr Unbekanntes stand vor ihr.

„Entschuldigung, für die Störung. Bruce Tate“, stellte der elegant gekleidete Mann sich schließlich vor.

Da klingelten die Glocken bei Ashley. Der Bürgermeister stand vor ihr. Das Lächeln wurde noch herzlicher. „Aber das macht doch nichts. Ashley Harper.“

Ein kleines Lachen entrann der Kehle des Bürgermeisters. „Ich weiß. Ich habe versucht heraus zu bekommen, wer das Catering für die Hochzeit übernommen hat und so bin ich an Ihren Namen gekommen“, erklärte er dann.

„Oh“, war der einzige Kommentar, der Ashleys Lippen entkam.

Doch der braunhaarige Mann ließ erst gar keine peinliche Pause aufkommen, schließlich kannte er sich mit Gesprächen aus. „Keine Angst, ich verfolge Sie jetzt nicht“, meinte er mit einem Grinsen, „ich wollte Ihnen nur sagen, wie beeindruckt ich bin.“

„Dankeschön“, freute sich Ashley über das Kompliment, wurde aber sogleich bescheiden. „Aber es war ja nicht mein alleiniges Werk. Ich habe nur alles organisiert. Den größten Teil hat der Koch geleistet und ohne so ein ausgezeichnetes und professionelles Personal bekommt man so etwas Großes auch nicht fertig.“

Bruce lächelte. Die Frau gefiel ihm. Das Lächeln auf seinem Gesicht wuchs in die Breite als er sagte: „Seien Sie doch nicht so bescheiden. Natürlich kommt es auch auf das Personal an, aber wenn es nicht jemanden gibt, der alles delegiert und koordiniert, dann hilft das beste Personal nichts.“

„Da haben Sie vielleicht Recht. Sie kennen das sicher auch von Ihrem Beruf“, meinte die Blondine schließlich.

„Stimmt. Wo wir gerade von meinem Beruf reden; hätten Sie vielleicht Lust das Catering für die nächste Gemeinderatssitzung zu organisieren?“, fragte er dann gerade heraus.

Völlig überrumpelt stand Ashley da, ihre Augen wurden groß, doch schnell fing sie sich wieder.

„Ich weiß, es ist nicht so groß wie diese Hochzeit, aber es würde sicher viel bedeuten und wenn es all den wichtigen Herren schmeckt, werden Sie sicher noch ein paar Jobs bekommen, die so groß sind wie dieses hier“, gab Bruce Tate dann zu bedenken.

„Aber sicher würde ich es gerne machen. Es wäre mir eine Freude“, erwiderte Ashley schließlich schnell, denn sie wollte diese einmalige Chance beim Schopf packen.

Ein Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Bürgermeisters aus. „Das freu mich zu hören. Ich werde Sie dann anrufen, um Ihnen alle Details mitzuteilen, in Ordnung?“
„Selbstverständlich. Hier ist meine Karte“, sagte Ashley und überreichte ihm eine Visitenkarte von sich.

„Okay. Vielleicht sehen wir uns nachher ja noch mal!“, meinte Bruce Tate dann und verabschiedete sich mit einem Handschütteln und einem Lächeln.

„Ja. Dankeschön“, meinte auch Ashley und blickte ihm dann nach, wie er in der Menge der Hochzeitsgäste verschwand.

***

In deutlichem Abstand von den übrigen Hochzeitsgästen standen zwei Personen und beobachteten die Szenerie. Unten am Strand herrschte eine ungezwungene Stimmung, doch die beiden Personen standen still auf dem erhöhten Berg und betrachteten einfach die Menschenmenge. Sie waren etwa in selbem Alter wie die Clique, sahen einander sehr ähnlich, trotz unterschiedlicher Geschlechter.

Nachdenklich sah besonders die Frau aus. Auf ihrer Stirn erschienen dünne Falten und die Augen waren zu engen Schlitzen geformt. „Siehst du wie glücklich sie aussehen?“, fragte sie schließlich den Mann an ihrer Seite leise, ohne ihre Augen von den Gästen abzuwenden.

„Audra, es wird nicht unbedingt schlimm enden, nur weil wir hingehen“, meinte Zach, ihr Bruder. Mit einem vorsichtigen Lächeln sah er sie an.

„Vielleicht wird es nicht schlimm werden, aber es wird schwer werden. Es wird nicht nur Doug da sein, nein, auch Mrs. Witter wird da sein“, sagte sie beklommen und sah ihren großen Bruder eindringlich an.

„Aber meinst du denn, dass sie irgendwas daran ändern wird? Sie kann uns doch nicht rausschmeißen. Es ist nicht ihre Feier.“

Vorsichtig nahm Audra die Hand ihres Bruders. „Sie wird uns nicht rausschmeißen, aber es werden Fragen der Gäste auftauchen, es wird unangenehm werden“, erwiderte die junge Frau.

Seufzend sah Zach sie an. In seinem Blick lag Führsorge und Liebe. Langsam strich er ihr die Haare aus dem Gesicht: „Aber haben wir nicht auch mal das Recht glücklich zu sein, selbst wenn es angenehm wird?“

„Natürlich haben wir das Recht glücklich zu sein, aber sollen wir ihnen deshalb den ganzen Tag versauen?“, sagte Audra nun wiederum und zwar ziemlich heftig.

„Ich weiß, dass es für dich besonders schwierig ist, aber meinst du dieser eine Tag wird dich umbringen?“

Abermals seufzte Zach und schaute dann wieder auf den Strand hinunter. Würde dieser eine Tag ihn umbringen? Ein Tag im Gegensatz zu fast dreißig Jahren? Wohl eher nicht.
„Vielleicht hast du wirklich recht. Wie immer, liebste Schwester“, lächelte er dann. Ein ähnliches Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.

„Klar hab ich recht, Bruderherz.“

Beide lächelten sich an und die alte Zusammengehörigkeit machte sich wieder bemerkbar. Obwohl sie an einem fremden Ort waren, fühlten sich die beiden nicht allein. Ihre Mutter hatte immer damit gescherzt, dass sie sich in allem wie Eineigezwillinge ähnelten, obwohl sie es nicht waren.

Im nächsten Moment wurden ihre Gesichter wieder ernster. Die beiden Hochzeitspaare begaben sich zu der großen Torte und schnitten sie gemeinsam an.

Die Zwillinge schauten wieder nach unten und ein Lächeln lag auf ihren Gesichtern als sie sahen, wie die vier frisch verheirateten jungen Menschen lächelten und sich freuten.

„Wahrscheinlich ist es doch besser, wenn wir hier oben bleiben“, meinte Zach schließlich und sah seine Schwester an, die seinen Blick erwiderte.

„Bestimmt. Unsere Zeit wird noch kommen und dann werden wir sehen, wohin uns all dies führt. Aber heute sollen die Vier einen schönen Tag haben.“

Nickend lächelte Zach ihr zu und die beiden Geschwister verschlangen die Finger ineinander und schauten weiter dem Hochzeitsgeschehen zu. Auch wenn sie heute nicht dabei waren, sie würden irgendwann ihre Chance bekommen und Teil dieser Familie werden, wie es ihr Geburtsrecht war.

***

Die Freunde hatten sich zu einem abschließenden gemeinsamen Abend im Strandhaus von Jack und Doug eingefunden. Alle waren sie da, Joey und Pacey, natürlich Jack und Doug, Dawson und Andie zusammen mit Sasha. Nur Ashley und Justin hatten sich früh von der Feier verabschiedet, um zu reden. An diesem Abend war ihre vergleichsweise schlechte Stimmung fehl am Platz. Sicherlich würden sie zu einer Übereinkunft kommen. Das hofften zumindest Andie und Dawson, die im Grunde am besten mit den beiden befreundet waren und als einzige wussten, was zurzeit mit dem Paar vor sich ging.

„Worauf wollen wir noch anstoßen?“, fragte Joey und hielt ihr Champagnerglas hoch. Sie hatte sich zu einem Glas überreden lassen, nachdem Bessie und Gale ihr versichert hatten, dass ein Glas dem Baby nicht schaden würde.

„Auf abwesende Freunde“, sagte Jack und dachte dabei vor allem an Jen, aber auch an Grams und Mitch Leery, die viel zu früh gestorben waren.

„Auf abwesende Freunde“, wiederholte Dawson und alle anderen folgten seinem Beispiel. Dawson fragte sich, ob er selbst jemals heiraten würde. Für ihn hatte es eigentlich immer nur Joey gegeben und die war nun mit Pacey verheiratet. Er freute sich wirklich für die beiden, denn in seinem Leben gab es im Grunde keinen Platz für eine Ehe, eine Familie, ein normales Leben. Und genau das war es, was Pacey ihr geben konnte. Sie passten viel besser zueinander. Und er war einfach nur glücklich, dass er trotz aller Streitigkeiten in den vergangenen Jahren, trotz aller Höhen und Tiefen, immer ein Teil ihres Lebens sein würde.

Doug dachte an seinen Vater und daran, wie er Pacey früher behandelt hatte, nur um seinem Vater zu imponieren. Der sollte ja niemals sehen, dass er homosexuell war. Er hatte immer um die Aufmerksamkeit seines Vaters gekämpft. Sogar so sehr, dass er seinen eigenen Bruder dafür wie den letzten Dreck behandelt hatte. Doug war in gewisser Weise froh, dass sein Vater gestorben und er danach der Sheriff von Capeside geworden war. Das Schicksal hatte ihm auf diese Weise Jack ins Leben geschickt und ihm auch Pacey nähergebracht, der trotz allem zu seinem älteren Bruder aufsah und ihn liebte. Er hatte die Liebe seines Bruders nicht verdient, aber er war froh, dass er sie bekam und noch glücklicher war er darüber, dass er sie ihm seit einiger Zeit erwidern konnte. Ihm gefiel sein Leben, so wie es sich nach seinem Coming-Out entwickelt hatte. Er war rundum glücklich.

Jack stellte sich vor, wie Jen ihm vom Himmel aus zusah und ihn anlächelte. Dann fiel sein Blick auf Joey. Sie war eine umwerfend schöne Braut gewesen, trotz der anderen Umstände. Und er erinnerte sich an das Jahr, in dem er all diese Leute kennen gelernt hatte. Er sah Dawson an, mit dem er nicht gerade einen guten Start gehabt hatte, Pacey, der zu dieser Zeit mit Andie gegangen war und letztlich wieder Joey. Er musste lächeln, als er sich an den Abend erinnerte, als er ihr Model gestanden hatte. Dann fiel ihm wieder der Abend ein, an dem Andie das Ecstasy geschluckt hatte und beinahe gestorben wäre. Er hatte Jen die Schuld dafür gegeben. An die Zeit erinnerte er sich nur ungern zurück. Viel lieber erinnerte er sich an den Indian Summer Abend, den er mit Jen auf der Wiese unter den Sternen verbracht hatte.

Joey saß zwischen Dawson und Pacey, Jack ihr gegenüber. Die drei wichtigen Männer in ihrem Leben. Jeder von ihnen hatte sie auf eine gewisse Weise geprägt, sie stärker gemacht und sie ein Stück weit im Leben begleitet. Und sie wusste, dass, obwohl sie nun Paceys Ehefrau war, vor allem Dawson, jedoch auch Jack, ebenfalls für alle Zeit einen Platz in ihrem Herzen haben würde. Als sie Andie ansah, musste sie auch automatisch an Jen denken. Diese beiden Frauen waren die einzigen richtigen Freundinnen in ihrem Leben gewesen. Eine von ihnen war nun tot und die andere würde bald nach Afrika auswandern.

Pacey gab Joey einen Kuss und bemerkte kurz darauf, dass Andie ihn warm anlächelte. Er war froh, dass sie zu diesem Ereignis hatte kommen können. Sie war seine erste große Liebe gewesen. Sie hatten so viel zusammen durchgestanden. Dawson rempelte ihn versehentlich an, als er sich anders hinsetzen wollte. Und Pacey dachte an die Jahre zurück, in denen sie kaum mehr als das Nötige miteinander gesprochen hatten. Und er war mehr als froh, dass diese Jahre nun hinter ihnen lagen. Diese Hochzeit hätte er sich ohne seinen ältesten Freund Dawson als seinen Trauzeugen überhaupt nicht vorstellen können. Er war und würde es immer sein, der beste Freund in seinem Leben.

Andie saß auf Sashas Schoß und hob ein weiteres Mal das Glas an: „Auf Freunde fürs Leben!“

Alle stießen sie daraufhin an und wiederholten den Trinkspruch. Sie alle wussten, dass egal wohin die Wege des Schicksals sie führten, sie ein Leben lang die besten Freunde bleiben würden. Es spielte keine Rolle, ob sie verstreut in Amerika, in Europa oder sogar in Afrika lebten. Kein Ozean war zu groß, kein Berg zu hoch, keine Strecke zu weit. Sie würden für immer miteinander verbunden sein.

Sie waren eben wirklich Freunde fürs Leben.


Fade to black …

Chapter end notes

Im Namen des gesamten Teams bedanken wir uns für euer Interesse an dieser virtuellen Staffel, für das Feedback, das uns immer wieder Auftrieb gab, wenn wir dachten es nicht zu Ende bringen zu können, und vor allem für eure Geduld!

Wir hoffen, dass ihr ab dem kommenden Februar (2008) wieder mit dabei seid, wenn The Creek in sein zweites und somit Dawson’s Creek in sein – wenn auch nur virtuelles – achtes Jahr geht.

Alles Liebe bis dahin,
Nadia, Anna und das gesamte Autorenteam
You must login (register) to review.