Es ging mir nie besser by Aimee
Summary: Während Pacey und Joey gemeinsam ein Wochenende verbringen und sich über den nächsten Schultag sorgen, plant Matt Caufield einen Racheakt gegen beide, weil sie für dessen Suspendierung verantwortlich sind. Seht selbst wie sich der Schultag für alle Beteiligten entwickeln wird.
Categories: Romance > Joey/Pacey Characters: Joey Potter, Matt Caufield, Pacey Witter
Language: Deutsch
Tags: Angst, Friends to Lovers, Friendship, Hurt/Comfort, Romance, Translation
Challenges: None
Series: None
Chapters: 5 Completed: Yes Word count: 13636 Read: 61796 Published: 18-05-16 Updated: 18-05-16
Story Notes:
OT: Never been better

Nach 3.15 Tabula Rasa [Crime and Punishment]

Übersetzung: Coni (shadowgirl18@hotmail.com) und Chrissy (christiane.schissler.cs@bayer-ag.de)

1. Chapter 1 by Aimee

2. Chapter 2 by Aimee

3. Chapter 3 by Aimee

4. Chapter 4 by Aimee

5. Chapter 5 by Aimee

Chapter 1 by Aimee
Matt Caultfield schlug die Tür der Dachwohnung seines Vaters im 14. Stockwerk hinter sich zu, die für dieses Wochenende sein Zuhause sein sollte. Er verwünschte die Capeside Highschool und alle die gezwungen waren, unter dem strengen Regime der Schule zu leiden. Wütend warf er seine Schultasche, die er von nun an nicht mehr benötigen würde, auf den Fußboden und marschierte geradewegs in die Küche. Dort angekommen öffnete er die Türe des Kühlschrankes, zog eine Flasche Budweiser Bier heraus, drehte die Verschlusskappe auf und erlaubte dem beruhigenden Geschmack von Alkohol tief in seine Kehle zu sickern.
Nachdem er die Flasche auf den Glastisch gestellt hatte, der laut der Aussage seines Vaters nur als Ausstellungsstück diente, fuhr er sich mit zitternden Händen durch sein braunes Haar.
Vor weniger als vierundzwanzig Stunden war er von der Schule verwiesen worden und gerade die Tatsache, dass man nur eine Stunde für diese Entscheidung gebraucht hatte, war der Grund für seinen immer noch anhaltenden Schock. Die Wand hinab gleitend, kauerte er sich auf den Keramikfußboden und hielt seine Beine fest gegen seine Brust gedrückt. Es fühlte sich falsch für einen Mann seines Alters an, getröstet und gehalten zu werden ... aber genau dieses Gefühl verspürte er in diesem Moment. Er wollte hören, dass sich alles wieder bessern würde, und dass sein Vater nicht die Scheiße aus ihm rausprügelte, wenn er von einem harten Arbeitstag im Büro heimkam. Um das zu vermeiden wollte er einfach nicht zu Hause sein wenn sein Vater es war. Sein Vater würde annehmen, dass er nicht erschienen war, um ihm an diesem Wochenende zu besuchen und wenn er sich an das Ende der Ehe zwischen seinen Eltern erinnerte, war er sich ziemlich sicher, dass sein Vater nicht bei seiner Mutter anrufen würde. Diese Tatsache beruhigte jedoch nicht seine Sehnsucht nach Trost und Beistand.
Niemand könnte einem so niederträchtigen Wurm, wie er es war, diesen Wunsch erfüllen ... in diesem Punkt war er sich absolut sicher. Wäre er doch bloß nicht in die Nähe dieser Wand gegangen, dann wäre alles in Ordnung gewesen. Mit Sicherheit gäbe es dann noch immer Streitigkeiten, mehr Drogen, mehr Probleme und Sorgen ... aber all dies hätte nie seinen Verweis verursacht.
Aus diesem Grund sollten Josephine Potter und ihr Spielzeug Junge Pacey Witter dafür bezahlen: mit deren Namen, deren Ehre und alles anderem an das er denken konnte. Plötzlich begann er zu grinsen und in seinem Kopf entwickelte sich ein teuflischer Plan.

***

"Also ich persönlich mag ... ähm ... ich glaube ... Matt Caulfield wisst ihr? Er hätte niemals verwiesen werden sollen. Ich meine wie unreif ist es den heißesten Jungen der ganzen Schule zu verweisen nur weil er ... hmm ... weil er ein blödes Gekritzel übermalt hat. Und ... uh ... er ... sollte... ähm... zurückkommen, weil die Capeside High ihn braucht! Ach ja, ... uhm... los Minutemen vor!" Dalsie Peterson kaute einige Male an ihrem Kaugummi herum, bevor sie der begeisterten Menge im Auditorium einen Kuss zuwarf. Als sich der Applaus etwas gelegt hatte rannte sie zu der Gruppe von Cheerleaderinnen, die an der Seite der Bühne Platz genommen hatte, und ein wenig kichernd setzte sie ein Gespräch fort, das hauptsächlich von aktuellen Freunden oder einer neue Sorte von Make-up handelte, auf das eine von ihnen zufällig aufmerksam geworden war.
Am anderen Ende des Auditoriums stand Pacey Witter, alleine, und betrachtete empört diese Verrücktheit, die sich vor seinen Augen ereignete. Gerade als er sich umdrehte und den Raum verließ, prallte er gegen Joey.
"Oh ... ich meine, hi. Ich bin nur gekommen um dich abzuholen, was ist denn da los...?" Sie hob ihren Kopf und versuchte über seine Schulter zu spähen, um die Ursache des Lärms herauszufinden, der aus dem Raum drang von dem sie nur wenige Schritte entfernt waren. Ihr verblasster Overall war voller Farbe von der Wand, welche beide schon den ganzen Nachmittag und den frühen Abend mühsam wieder übermalt hatten.
"Oh, das?", er stellte sich dumm, "das ist nur so eine Art von ... schwungvoller Versammlung. Ja, lass uns wieder zurückgehen und die Wand fertig stellen. Ich möchte von hier verschwinden bevor die fertig sind; auf diese Weise werden wir nicht von zuviel Verkehr gestört."
Sie reagierte ein wenig verärgert und versuchte erfolglos an ihm vorbei zu gehen. "Eine schwungvolle Versammlung? Um 20:00 Uhr abends? Oh, und der Verkehr in Capeside, huh? Komm schon Pacey, was ist der wahre Grund wieso du mich nicht nachsehen lässt was da drinnen vor sich geht?"
"Joey, tu es einfach nicht okay."
"In Ordnung ... alle bitte wieder hinsetzen ... wir haben heute Abend eine besondere Überraschung ... einen weiteren Sprecher." Pacey drehte sich um, überrascht von dieser plötzlichen Unterbrechung. Joey nützte diese Gelegenheit, um an ihm vorbei in den Raum zu schlüpfen und sich neben ihn zu stellen. Er wusste, dass es keinen Weg gab sie davon abzuhalten oder sie zu überzeugen, dass es besser für sie wäre, wenn sie nicht hier blieb, also griff er nach unten und hielt ihre Hand fest.
"Du wirst mich später dafür schlagen, dass ich dir erlaubt habe hier zu bleiben", flüsterte er kurz bevor der Sprecher fortsetzte.
"... Meine Damen und Herren ... Matt Caultfield!"
Das Publikum, welches größtenteils aus Cheerleaders und reichen Freunden von Matt bestand, jubelte. Sie klatschten so lange, dass Joey hoffte ihre Hände würden gefühllos werden. Dann ging der Mann persönlich zum Mikrophon und sie fühlte, dass sich ihr Magen ein wenig senkte. Der Mann, der das zerstört hatte, was einen Monat lang ihre ganze Zeit beansprucht hatte; jetzt stand er vor ihr und zum ersten Mal in ihrem Leben kam sie sich absolut hilflos vor. Sie wusste, dass es nichts gab wovor sie sich fürchten musste. Nach all den Geschehnissen war er doch nur ein Mensch. Sie hielt Paceys Hand ein wenig fester als sie es eigentlich vor gehabt hatte und suchte nach den Worten, die ihr helfen würden sich von diesem flauen Gefühl zu befreien. Pacey drückte ihre Hand. Sie beobachtete ihn, als er versuchte seinen Blick starr geradeaus zu richten, so als ob er Angst davor hätte den Schmerz in ihren Augen zu sehen. Der Schmerz zusehen zu müssen, wie alle Freunde einem Mann zujubeln, der ihre Selbstachtung zerstört hatte und der daran Schuld war, dass sie für immer mit Narben übersät war, welche ihr die Erinnerungen an diesen Tag zufügen werden. Zuerst die Herz brechende Szene der Enthüllung eines zerstörten Meisterwerkes und dann das. Eine Versammlung welche hinter dem Rücken der Schulbehörde abgehalten wurde, und die es sich zum Ziel gesetzt hatte gegen einen Verweis zu protestieren, den er als absolut gerechtfertigt sah. Dann begann er zu sprechen und damit wurde alles noch viel schlimmer.
"Hey, heute Abend ist ja eine riesige Gruppe hier. Wie geht es euch allen denn?"
Die Menge jubelte wieder, wie dumme programmierte Roboter.
"Das wird interessant", flüsterte Pacey sarkastisch und versuchte ein bisschen Humor in diese Situation zu bringen. "Mach dir keine Sorgen Potter, dieser Mann ist ein Dummkopf, der nicht die geringste Ahnung hat, wie man mit Worten umgeht." Sie lächelte ein wenig und nickte.
"Ich denke ihr habt alle davon gehört, dass Pacey Witter mich verpfiffen hat und ihr seid bestimmt schon über das Resultat seiner Tat informiert, oder?"
Stille. Matt lächelte und legte seinen Kopf zur Seite, wie ein kleiner unschuldiger Welpe.
"Was? Ihr wollt mir sagen, dass keiner von euch etwas davon gewusst hat? Ja, ... es ist wahr. Capesides zukünftig einziger Tankwart ist an meinem Verweis schuld."
Von den Sitzen, welche unmittelbar in ihrer Nähe waren, ertönte ein kleines aber nicht zu überhörendes "Buh". Alle die ihn gesehen hatten, stimmten mit ein. Pacey stand einfach nur steif da; jetzt konnte er verstehen wie es Joey mehr als nur einmal ergangen war. Leute die er nicht einmal kannte, glaubten plötzlich ihn irgendwie zu kennen und obwohl sie nicht einmal die ganze Geschichte wussten, gaben sie ihm die Schuld an Matts Misere und warfen boshafte Blicke in seine Richtung. Endlich fand auch Matt heraus warum die Menge so aufgebracht und wütend war und nützte diese Gelegenheit, um jeden über Paceys Anwesenheit in Kenntnis zu setzen.
"Ahh, meine Freunde die Dinge haben sich soeben verbessert. Der Mann der Stunde beehrt uns mit seiner Anwesenheit! Willkommen, Mr. Witter, wir freuen uns sehr dass du heute hier bist ... oh und schaut! Er kauft - ich meine bringt - sein eigenes Date für den heutigen Abend mit ... Ihr fragt euch bestimmt wer denn diese junge Lady ist, oder? Niemand geringeres als Joey Potter welche, wenn ich hinzufügen darf, auch an meiner Suspendierung beteiligt war. Ihr seht meine Damen und Herren..."
Er holte tief Luft und schaute Joey so gut er eben konnte in die Augen. "...was Joey gemalt hatte, hat mich beleidigt ... und jetzt bin ich derjenige, der die Strafe erhalten hat."
Sein Lächeln war das was sie am meisten nervte, die Flockigkeit die dahinter steckte, die Lügen und die Beschuldigungen die er festhielt. Je mehr er plauderte umso mehr Arbeit bekam er, denn er musste seinen Lügen glaubhaft Nachdruck verleihen. Bald redete er so schnell, dass er begonnen hatte Wörter zu vermischen und diese dann durch den Raum zu plärren, sodass es keinen gab der sie nicht hätte hören können. "Wenn auch nur einer von euch es gesehen hätte, bevor ich es zerstört habe, dann hättet ihr mir zugestimmt. Ich habe eure Herzen von dem Schmerz gerettet, der euch alle erwartet hätte, wenn niemand dazu bereit gewesen wäre es zu zerstören. Versteht doch Schüler der Capeside High, dass ich diese Eintragung für jeden von euch riskiert habe! Und jetzt sind diese beiden Verräter immer noch unter uns! Ich sage, dass wir etwas dagegen tun sollten!"
Die Menge, die inzwischen noch aufgewühlter war, stimmte Matts Vorschlag mit Gebrüll zu und begann ein Protestgeschrei, das aus Phrasen bestand, von denen beide froh waren diese nicht zu verstehen.
Joey und Pacey, die sich immer noch an den Händen hielten, standen geschockt da. Menschen, die sie nicht einmal kannten, waren plötzlich zu ihren schlimmsten Feinden geworden.
"Es ist alles nur ein schlechter Traum, das passiert nicht wirklich, es ist nur ein Traum." Sie flüsterte hauptsächlich zu sich selber, aber Pacey konnte sie hören und er wusste, dass es nicht helfen würde, wenn er ihre Hand noch ein wenig fester halten würde. "Gott, bitte lass mich endlich aufwachen..." Sie zitterte und um weitere Peinlichkeiten zu vermeiden hielt sie ihre Tränen zurück, die sich inzwischen schon gebildet hatten. Das einzige was sie wollte war laufen... aus dem Auditorium, aus der Schule, zur Hölle noch mal raus aus Capeside. Die Menge schien ein wenig lauter zu werden, falls das überhaupt noch möglich war. Sie hatten sich alle in ihre Richtung gedreht und aus ihren Augen heraus schienen sie kleine Dolche zu werfen. Dann überkam es sie wie einen Schlag. Die gesamte Schule war plötzlich gegen Pacey und sie. Sie sah Leute die sie bereits aus dem Kindergarten kannte und mit denen sie, wenn auch nur kurzfristig, befreundet gewesen war. Leute denen sie in Mathematik und Geschichte Nachhilfe gegeben hatte. Denen sie im Icehouse das Essen serviert hatte. Leute, die ihr jetzt das Gefühl gaben, dass sie nicht mehr willkommen war. Das ... das war wahre Ablehnung ... etwas das Joey immer gefühlt hatte, aber von dem sie niemals auch nur gedacht hätte, dass es wahr werden könnte. Sie war sich nicht mehr sicher wie viel sie noch ertragen konnte und wollte ... Plötzlich ließ sie Paceys Hand los und rannte aus dem Raum. Pacey warf noch einen letzten Blick zu den Hunderten von Menschen die weiter ihre Protestrufe schrieen. Er wollte sie alle attackieren, sie alle verprügeln, wie er es mit dem einen getan hatte, der diese ganze Versammlung begonnen hatte. Am liebsten hätte er sie alle angeschrieen. Er wollte, dass sie alle versuchen würden zu verstehen, was sie im Grunde geworden waren ... einfach nur Anhänger. Stattdessen wählte er lieber den anderen Weg und rannte der einzigen Person nach, die sich immer noch um ihn sorgte, die einzig wahre Person auf die er sich immer verlassen konnte.
"Ihr habt schon recht ihr Feiglinge ... lauft nur. Aber merkt euch: Rache ist süß!"

***

Der bewölkte Nachthimmel versetzte einen geradezu in das Gefühl einer depressiven Stimmung oder zumindest in etwas ähnliches, dachte Pacey. Joeys Stimme erhob sich von ihr während er sich ihr näherte.
"Lügner. Das war keine schwungvolle Versammlung." Er fand sie auf einer Bank sitzend, nur wenige Meter außerhalb der Schule. "Und wenn es doch eine war, dann möchte ich nicht zu einer weiteren gehen." Als er näher kam, sah er dass ihre Augen von Tränen feucht waren, aber ihre Stimme noch immer nicht zitterte. Er wünschte sich nur die Hälfte ihrer Selbstbeherrschung zu besitzen.
"I- Ich weiß...", stotterte er.
"Und warum hast du dann gesagt, dass es eine wäre?" Er versuchte sich daran zu erinnern, dass sie nicht auf ihn wütend war. Jetzt war kein günstiger Zeitpunkt für ein sarkastisches Comeback. Nur ein einziges Mal musste er versuchen ernst zu sein, ein falsches Wort würde den weiteren Verlauf der Situation verändern ... welche möglicherweise ohnehin nicht gerade gut war.
"Jo, es tut mir leid ... Ich wollte nicht, dass du verletzt wirst."
"Die hassen mich Pacey ... sie hassen uns. Wir haben nichts getan und sie alle hassen uns! Glaub mir, ich bin verletzt." Ihre Hände hielten die Rückseite ihres Halses und erlaubten ihren Handgelenken sich auf ihren Schultern auszuruhen. Er setzte sich neben sie und umschlang sie mit seinen Armen, überrascht davon dass sie sich nicht dagegen wehrte. "Alles was ich jemals für diese Leute getan habe war der Versuch... Ich versuchte so zu sein, wie sie es von mir erwarteten. Ich wollte vor ihnen verstecken, wer ich wirklich war, die wahre Joey Potter ... die Tochter des einzigen Sträflings von Capeside und das einzige Kind, das zu niemandem am Muttertag "Ich liebe dich" sagen kann. Ich bin so verschieden, Pacey ... ich hasse mich selbst auch."
Es war wie ein Schlag in sein Gesicht, nur das es noch mehr schmerzte. Er hob ihren Kopf von seiner Schulter, schob eine lose Strähne ihres Haares hinter ihr Ohr und starrte in ihre mit Tränen gefüllten Augen. Er fühlte wie sich seine eigenen Augen mit Wasser füllten und sein Magen sich zusammenzog. Wie konnte sie sich selbst nur nach deren Darstellung erniedrigen? Sie konnte vielleicht nicht wissen wie wichtig es für ihn war, dass sie wusste wie falsch es war was sie sagten.
"Josephine Potter, sag so etwas niemals wieder. Du bist so besonders, mehr als jeder einzelne von denen da drinnen." Er fühlte sich wieder wie ein Kind mit all dem Zittern, welches in seiner Stimme war. Ihr Gesicht wirkte zerknittert als sie versuchte die Tränen zurückzuhalten, die sich bereits zum zwanzigsten Mal gebildet zu haben schienen. So sehr sie sich jedoch dagegen versuchte zu wehren, schlussendlich gab sie sich den Tränen geschlagen. Sie schluchzte in seinen Armen und er hielt sie noch einmal gegen sich gedrückt. Der Moment fühlte sich perfekt an, wenn man den Grund ignorierte, der ihn verursacht hatte.
"Du und dein gefühlsduseliges Gerede. Hör auf damit, du bringst mich noch zum weinen", murmelte sie.
"Okay", flüsterte er, obwohl er wusste, dass sie nur gescherzt hatte. Er streichelte ihr Haar, um sie ein wenig zu beruhigen.
"Es tut mir leid ...", ihre Stimme klang etwas brüchig.
"Schh ... es gibt nichts wofür du dich entschuldigen müsstest." Sie bewegte ihre Wange zu seiner Schulter, nachdem sie genickt hatte und legte ihre Arme um seinen Nacken.
"Ja, das habe ich ... ich habe ein Fülle davon. Ich möchte mich für alles entschuldigen. Es tut mir leid, dass ich das Wandbild gemalt habe, es tut mir leid, dass ich mich nicht für mich selbst einsetzen konnte, es tut mir leid, dass du alles hören musstest was heute gesagt wurde..." Sie konnte es nicht zu Ende führen. Ihre Gefühle ließen es nicht mehr zu und schlussendlich brach sie zusammen. Er erlaubte es sich an ihrer Schulter dahin zu schmelzen, ihren Körper so nahe wie möglich an seinem gedrückt zu halten.
Chapter 2 by Aimee
***

Als sie ein klein wenig keuchte um nach Luft zu schnappen, wusste er dass seine Umarmung zu fest war und löste diese ein wenig. Seine Liebe zu ihr war so stark, dass egal welche Schmerzen er gerade empfand, er wollte sie vor ihr verstecken um ihre Schmerzen verschwinden zu lassen. Sie zu halten und ihr zuzuhören, war alles was er im Moment für sie tun konnte. Es war als würden sie dieselbe Seele teilen.
Wenn er die Chance dazu hätte, dann würde er das auch wirklich tun wollen. Niemand anderes, außer sie konnte wissen welche Schmerzen sie beide jetzt fühlten, hervorgerufen durch Matts Lügen und Beschuldigungen. Er wusste, dass dies nicht etwas war das sie oder er
schon morgen vergessen hatten. Wie auch immer, es war etwas, das ihre Freundschaft sogar noch stärker machte und wenn dies das einzige war, das es bewirken konnte, so war er bereit es zu akzeptieren.

"Weißt du, mein erster Gedanken nachdem was heute passiert ist, war Selbstmord."
"Joey, bitte..."
"Nein, es ist wahr. Ich weiß, dass es verrückt klingt, aber ich dachte dies wäre der einzige Ausweg. Ich bin hier raus gelaufen, weil ich erwartet habe, dass ich allein bin und friere. Die Wahrheit ist Pacey, dass ich mir nicht sicher war ob du heute mit mir hier draußen bleiben würdest."
"Was...?" Er war mehr als nur geschockt.
"Ich weiß ... ein weiterer dummer Teil an mir ... es tut mir leid. Es ist nur, weil ich dachte du willst nichts mehr mit mir zu tun haben, weil diese ganze Sache meine Schuld war und ich dich mit rein gezogen habe. Sag nicht, dass es nicht so war, denn ich weiß, dass es so war und du weißt es auch."
Er drückte sie ein wenig und bestätigte damit ihre Aussage. "Joey, wenn ich dich verlieren würde, ... dann glaube ich nicht, dass ich fähig dazu wäre in dieser Hölle, welche wir Existenz nennen, weiter zu leben. Versuch es doch endlich zu verstehen, es war nicht dein Fehler. Wenn man jemanden dafür die Schuld geben müsste, dann mir ... weil ich mit Matt gekämpft habe."
Joey ließ die Worte für einen Moment in sich einsinken und nickte dann. "Ich wüsste auch nicht, was ich ohne dich tun würde. Ich habe nicht vor das Spiel "Wer ist hier Schuld?" zu spielen. Ich möchte nur, dass du weißt, dass ich dir sehr dankbar dafür bin, dass du mit mir heute hier bist."
Er lächelte. "Danke ... ich finde es auch sehr schön heute mit dir hier zu sein."

Beide saßen Arm in Arm da und es kam ihnen wie Stunden vor, als plötzlich neue Tränen kamen, verursacht durch die Wut. Sie löste sich von seiner Umarmung, stand auf und warf ihre Arme in die Luft.

"Warum?" Sie schrie so laut wie sie nur konnte. "Wieso ist nichts was ich tue gut genug für andere? Wieso versuche ich es immer wieder? Egal was ich auch mache, ich falle immer wieder auf den Boden. Gibt es denn niemanden da draußen, der sich um mich sorgt?" Plötzlich fühlte sie eine Hand auf ihre Schulter und sie wusste es gibt jemanden. "Ich habe solche Angst, Pacey. Ich weiß nicht, was ich machen soll, ich weiß nicht wie ich ihn stoppen soll. Ich fühle mich verloren."
"Ich weiß Joey. Ich weiß."

***

"Was wäre, wenn wir das niemals gehört hätten?" Obwohl sie es schon seit einigen Stunden nicht besprochen hatten, wusste er genau was sie meinte.
"Dann wäre es auf jeden Fall leichter am Montag zur Schule zu gehen, meinst du nicht?" Es war beinahe Mitternacht, vor fünf Stunden hatten sie diese so genannte "schwungvolle Versammlung" verlassen. Die Menge hatte die Versammlung kurz nach ihnen verlassen. Niemand hatte die sich umarmten Gestalten auf der Bank bemerkt welche nur einen Meter von ihnen entfernt waren. Jetzt nutzten sie den Vorteil des Grases aus. Pacey lag auf seinem Rücken, während Joey ihren Kopf auf seine Brust gelegt hatte, ihren dünnen Körper fest an seinen gedrückt. Ihre Hand lag quer über seinem Bauch und beide fühlten sich in dieser Position sehr wohl. Der Himmel war nun klar und sie hatten schon seit mindestens
einer Stunde die verschiedenen Sternenkonstellationen am Himmel benannt nach deren Erscheinungsbild oder an was es sie erinnerte.
"Ernsthaft, Pacey. Was wäre, wenn wir nicht geblieben wären, um den Hintergrund des Wandbildes fertig zu übermalen? Was wäre, wenn wir nach Hause gegangen wären, so wie ich es tun wollte? Glaubst du, irgendetwas wäre anders?"
Wenn der Himmel nicht so hell erleuchtet wäre und sie ihn nicht sehen würde, hätte er jetzt gelächelt. Es war als würde Joey sich darüber wundern, was hätte passieren können, wenn dies und das nicht passiert wäre. Da war kein einfacherer Weg ihr zu sagen, dass er irgendwie zufrieden darüber war, dass alles so passierte. Er war nicht so verletzt wie sie es war, er hatte das alles schon oft genug gehört. Von seinem Vater, von Doug, zum Teufel noch mal sogar von Dawson ... aber Joey, sie hatte niemals verstanden woher er kam und was mit ihm wirklich passiert war. Er war froh, dass es so gekommen war, weil es auch etwas zu ihrer Freundschaft beigetragen hatte. Es gab nichts, das er ändern oder aufgeben wollte für diesen kleinen Fortschritt den ihre Freundschaft heute Nacht gemacht hatte. Gott, er wollte ihr von allem erzählen, was er in diesem Moment fühlte. Wie froh er darüber war sie jetzt in seinen Armen zu halten, als Freund oder mehr ... es war egal. Das einzige, was jetzt zählte war, das Gefühl sie bei sich zu haben. Heute vertraute sie ihm völlig mit ihren Gefühlen und ihrem Herzen ... etwas, das sie sonst nur mit Dawson teilte.

Er drückte sie näher an sich und es schien als würde sie es ihm erlauben. Plötzlich klickte etwas in ihm. Jetzt war es an der Zeit es ihr zu sagen. Jetzt war es perfekt … er hoffte es zumindest.
"Ehrlich gesagt, Potter ... ich weiß es nicht. Wir hätten es auch auf einem anderen Weg herausgefunden."
Stille. Sein Herz verlangte danach es ihr zu sagen. *Sie hat ihre Gefühle die ganze Nacht mit dir geteilt, nun bist du an der Reihe deine Gefühle mit ihr zu teilen.* Aber war er das auch? War er wirklich dazu bereit ihr zu sagen, dass er sie liebte? Nein, aber er würde es sonst vielleicht niemals tun. "Joey, es gibt etwas, das ich dir sagen muss."
"Ich weiß ...", flüsterte sie.
Er hob seinen Kopf, um einen besseren Blick auf ihr Gesicht zu bekommen. "Du weißt es?"
"Ja, ich weiß es schon seit einer Weile."
"Wirklich ... warum hast du mir nichts gesagt?"
"Ich wollte nicht, dass es aufhört. Diese Nacht war so perfekt, zumindest die letzten drei Stunden waren es, und ich weiß, dass wir nach Hause gehen müssen oder Bessie wird mir meinen Kopf ... Noch zehn Minuten Pacey okay?"
Er stieß einen leichten Seufzer der Erleichterung hervor und schüttelte den Kopf. "Klar, sicher..."
"Deinen Dad wird es doch nicht stören, oder? Oh, Pacey ich habe vergessen daran zu denken!" Sofort rollte sie herüber und sprang hoch. Er blieb an seinem Platz liegen und vermutete, dass sie sich an seine Vergangenheit mit seinem Vater erinnert hatte und deswegen begonnen hatte sich zu sorgen. Mit der Hand klopfte er auf den Platz neben sich und sehnte sich danach ihre Wärme noch einmal an seiner Seite zu spüren.
"Mach dir keine Sorgen, Joey. Ich bin ein großer Junge. Nebenbei gesagt besuchen alle gerade einen Onkel von mir, den ich niemals kennen gelernt habe, in Chicago. Komm her und leg dich zu mir."

Sie zitterte aus verschiedenen Gründen. Vielleicht hatte, ihn von da aus anzusehen wo sie gerade stand, diese Art von Reaktion verursacht ...oder es war vom Wind. Er sah so entspannt aus. Seine Beine, eines über das andere geschlagen, glücklich blickend. Sie wollte mehr als nur neben ihn liegen und mit ihm kuscheln und genau dieses Gefühl nervte sie. Das war Pacey Witter. Derselbe arrogante Flirt, den sie mit fünf Jahren kennen gelernt und mit dem sie aufgewachsen war. Sie hatte kein Recht dazu dieses Gefühl zu verspüren in seinen Armen sein zu wollen. Schlussendlich gab sie der kleinen Stimme in sich nach, die ihr sagte sie solle in seine Arme zurückkriechen. Als sie seine Arme um sich spürte, realisierte sie wie zufrieden sie war auf ihr Gewissen gehört zu haben. Er seufzte und atmete den Geruch ihres braunen Haares ein.

"Joey..."
Sie schluckte laut und flüsterte ein einfaches "Was?".
"Schau mich an..." Sie tat es. Seine Lippen zitterten und seine Atmung wurde intensiver. Plötzlich wusste sie, was er vorhatte.
"Pacey…", wimmerte sie beinahe, "bitte nicht ... nicht jetzt".
"Joey, ich liebe dich."
"Du bist nur von diesem Moment befangen. Es war ein langer Tag, Pacey. Lass uns einfach gehen, okay? Bitte." Sie erhob sich, wurde aber von ihm zurückgehalten. Er setzte sich auf seine Knie und zwang sie ihn anzusehen.
"Lass uns gehen." Sie versuchte sich zu befreien, um endlich gehen zu können, aber er hielt sie noch etwas fester. Sie wollte ihm glauben. Gott, sie wünschte es sich so sehr, dass er sie liebte. Sie war einfach noch nicht bereit gewesen für einen neuen Mann. Sie hatte das nach A.J. bemerkt. Wie sehr hatte sie es sich gewünscht einfach in seine Arme zurückzusinken und ihm zu sagen, dass sie ihn auch lieben würde. Was sie in Wahrheit nicht tat. Sie konnte es nicht. *Du verliebst dich nicht einfach in jemanden nur wegen eines Ereignisses, das an einem Tag geschehen ist.* Sich in jemanden zu verlieben und jemanden zu lieben waren zwei völlig verschiedene Dinge. Du kannst deine Schwester lieben, deine Mutter, den Bruder oder einen Freund ... aber wirklich verliebt bist du nur in deinen Seelenverwandten. Es war verrückt, unpraktisch und von Grund auf einfach falsch. Pacey Witter war nicht ihr Seelenverwandter.
Als sie Dawson gesagt hatte, dass sie ihn liebte wurde es zu einer immer stärker wachsenden Liebe. Es war nicht einfach so über Nacht hervorgesprudelt, wie Paceys scheinbare "Liebe". Sie konnte ihm an allem die Schuld geben, aber tief in ihrem Inneren wusste Joey, dass er die Wahrheit gesagt hatte.
"Joey, ich war noch niemals in meinem Leben so ernst wie heute. Ich bin schon seit dem ersten Tag auf der Junior High in dich verliebt. Hast du das gewusst?"
Sie schüttelte ihren Kopf und Tränen begannen sich erneut in ihren Augen zu bilden. Wenn er sich nicht dazu verpflichtet gefühlt hätte in ihre Augen zu sehen, während er ihr das alles sagte, dann hätte er das mit Sicherheit nicht getan. "Aber es ist wahr. Und ich weiß, dass jetzt kein günstiger Zeitpunkt ist, dir davon zu erzählen. Es tut mir leid."
Er pausierte und wartete einen Moment, um darüber nachdenken zu können, was er als nächstes sagen wollte. Er lockerte seine Umarmung ein wenig, wissend dass sie blieb. "Joey, ich fühlte mich dir heute Abend so nahe. Du hast mir so offen von allem erzählt was du fühlst, so dass ich wollte, dass du auch von allem weißt, was ich fühle. Ich fühlte, dass ich keine Geheimnisse mehr vor dir verstecken brauche ... Erinnerst du dich als wir vor einer Weile zu den Sternen hoch schauten ... Selbstverständlich erinnerst du dich ... Erinnerst du dich als wir bei einer Konstellation sagten, sie würde einem Paar ähneln, das sich an den Händen hält? Ich wünschte mir, dass wir eines Tages dieses Paar wären. Es ist mir klar, dass es sich abgedroschen anhört und ich gebe zu, dass ist es auch. Aber Joey jedes Mal, wenn ich etwas sehe – etwas, das in irgendeiner Form und Gestalt perfekt ist - dann denke ich an dich." Er stoppte wieder und fühlte wie ein gemischter Fluss an Gefühlen ihn überwältigte.

Joeys Augen waren geschlossen, sie waren es seitdem er angefangen hatte über die Sterne zu sprechen. Es war als würde sie das alles in sich aufnehmen um sich an jedes einzelne seiner Worte erinnern zu können. Eigentlich hatte sie die ganze Zeit versucht ihn zu ignorieren. Aber es war kein Traum. Er lehnte sich zu ihr hinüber und küsste sie sanft auf der Stirn. Dann stand er auf.

"Du musst mir nicht glauben. Aber ich liebe dich, Potter. Erinnere dich nur daran, dass ich dich niemals vorher angelogen habe und ich habe auch nicht vor jetzt damit zu beginnen." Er drehte sich um und begann davon zu gehen.
Ein Teil von ihm erwartete, dass sie ihn stoppen würde. Dass sie seinen Namen rufen würde, zu ihm laufen würde um ihn leidenschaftlich küssen ... etwas ... irgendetwas. Aber er war enttäuscht als sie nichts von alle dem tat. Sie hob ihre Knie an ihre Brust und weinte leise. Es war das schwierigste, das er jemals getan hatte, aber er ging weg und ließ sie in diesem Zustand alleine. Er wusste, dass sie nun Zeit benötigen würde um darüber nachzudenken und wenn er ihre Meinung über diese Situation haben wollte ... musste er ihr einfach die Zeit geben alles selbst herauszufinden.


Es war zwei Uhr morgens ... wahrscheinlich auch später. Sie hatte sich nicht darum gekümmert. Bessie konnte sich Sorgen machen soviel sie nur wollte. Vermutlich war Bessie eingeschlafen während sie auf sie gewartet hatte oder sie nahm einfach an, dass sie bei Dawson war. Wenn es irgendwelche Fragen gab, war Dawson immer da um ihr zu helfen. Sie hoffte es.

Während sie durch die Stadt ging, dachte sie über die Ereignisse nach die heute den ganzen Tag geschehen waren. Mehr noch über all das, was im letzten Monat passiert war. Selbstverständlich war das die Art wie es in Capeside zuging. Impulsiv und vieles mehr gerade dann, wenn man es am wenigsten gebrauchen konnte. Sie betrachtete sich selbst in einer Fensterscheibe im Geschäftsviertel. Immer noch trug sie ihren von Farbe verschmierten
Overall, ihre Haare gekräuselt von den Zöpfen, die sie den ganzen Tag gehabt hatte. Mascara lief teilweise in einer schmalen Linie von ihrem Gesicht herunter. Joey konnte sich nicht an das letzte Mal erinnern als sie so sehr geweint hatte. Sie wollte sich auch nicht daran erinnern. Es war der Tag an dem ihre Mutter gestorben war. Einen Tag, den sie am liebsten aus ihrem
Gedächtnis löschen würde, wenn sie die Möglichkeit dazu hätte. Je mehr sie sich daran erinnerte umso mehr wollte sie diese Fensterscheibe einschlagen, um ihre Adern mit einem Stück des zerbrochenen Glases aufzuschlitzen.

Plötzlich erinnerte sie sich an Paceys Worte.
'Joey, wenn ich dich verlieren würde, ... dann glaube ich nicht, dass ich fähig dazu wäre in dieser Hölle, welche wir Existenz nennen, weiter zu leben.'
Seine Worte hallten immer und immer wieder in ihrem Kopf. Sie schloss ihre Augen und erinnerte sich an einfache Wörter, Phrasen oder Bewegungen die er gemacht hatte. Er bewirkte, dass ihr ganzer Körper zitterte und sie sehnte sich wieder nach seinen Berührungen. Langsam hob sie ihre Hand zu ihrem Oberschenkel; an die Stelle wo vorher seine Hand gewesen war. Sie fühlte sich pathetisch, aber genau aus diesem Grund wollte sie ihn umso mehr. Etwas das sie niemals bei Dawson gefühlt hatte. Ein wütender Seufzer brach zwischen
ihren Lippen hervor und sie wusste was sie zu tun hatte. Sie musste ihn sehen. Er wusste wie er alles wieder in Ordnung bringen konnte. Sie öffnete ihre Augen und begann in Richtung seines Hauses zu gehen als sie bemerkte, dass es schon 2:00 Uhr morgens war, wahrscheinlich schon später, und obwohl es ihr egal war, war es ihm wahrscheinlich nicht egal. Das war ein Problem. Joey musste das in den Griff bekommen, ohne ihren allseits bekannten Helfer ... auch bekannt als Dawson Leery.
Die Frage war, wie?
Sie schüttelte die Gedanken davon und spazierte weiter. Vorbei an den gepflasterten Straßen von Downtown Capeside, durch die verwinkelten Seitenstraßen, am Fluss entlang, an ihrem eigenen Haus vorbei ... schließlich stand sie vor dem Haus, welches der einzigen Person gehörte auf die sie sich völlig verlassen konnte egal was auch passieren würde. Die einzige Person, die wirklich die Antwort hatte. Und das war Pacey.
Chapter 3 by Aimee
***

Das Haus war dunkel. Mit Ausnahme von einem einzigen gelben Schimmer, welcher vom oberen Eckzimmer herzukommen schien. Keine Autos in der Einfahrt, was sie als ein gutes Zeichen sah. Sie erinnerte sich, dass er ihr erzählt hatte, alle wären außerhalb der Stadt und dennoch zögerte sie bevor sie zur Tür ging. Einen Schritt nach dem anderen erreichte sie schließlich ihr Ziel. Sie hob ihre Hand, um zu klopfen, aber hielt wenige Zentimeter vor der Tür inne.
Ängstlich vor dem was selbstverständlich als nächstes folgen würde, rollte sie ihre Hand zu einer Faust zusammen, als ob sie es nötig hätte die Türe als erstes k.o. zu schlagen. Sie atmete tief ein bevor sie zweimal an die Tür klopfte und auf seine Antwort wartete. Das Licht im oberen Schlafzimmer erlosch. Anfangs begann sie sich zu fragen, ob er sie wohlmöglich mit
Absicht ignorieren würde, bis sie sah dass ein anderes Licht im Haus anging. Möglicherweise das Licht in einem Saal. Sie hörte das Hämmern als er die Stufe hinunterging. Es war immer noch Zeit um weg zu laufen...
Die Türe öffnete sich und er begrüßte sie mit blutunterlaufenen Augen und einem verlegenen Lächeln. Ihr Herz schlug schneller als sie ihm dabei zusah wie er die Schutztüre öffnete und sie hereinbat. Seine Stimme war tief und barsch, aber dennoch so weich. Gott, er konnte wahrscheinlich gar nicht wissen wie lange sie darauf gewartet hatte seine Stimme noch einmal zu hören. Es waren erst wenige Stunden vergangen, oder vielleicht auch ein paar mehr, seitdem sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Sie hatte ihn so sehr vermisst. Etwas war falsch daran und sie wusste genau was dieses etwas war.

Sie liebte Pacey Witter.
"Joey...?"
Sie zuckte aus ihrer Träumerei heraus und schüttelte ein wenig mit dem Kopf: "Ja...?".
"Ist alles okay." Er fragte mit einem Ausdruck von Sorge im Gesicht.
Ihr Herz flatterte. "Danke, es geht mir gut." Sie starrte in seine Augen, als wären diese mystischen Schlüssel zu seiner Seele und zu dem worüber er nachdachte.
"Möchtest du dann reinkommen?"
"Oh. Danke." Sie schob sich durch den kleinen Spalt, welchen er zwischen der Außenwelt und der Schutztüre gelassen hatte und bewunderte das gemütliche Haus. "Du meine Güte, Pacey. Ich habe mir immer vorgestellt du würdest in einer Hütte leben, nach der Art wie du dein Haus beschrieben hast.“
An den blauen Pastellwänden waren Familienbilder seiner älteren Geschwister und von der Familie aber kein einziges von ihm.
"Wo bist du auf all diesen Bildern?"
Er zuckte mit den Schultern. "In der Schule." Joey schaute verwirrt. "Sie haben sie gemacht während ich in der Schule war. Weil sie auf diese Weise...", er schluckte und schaute zufällig auf ein Portrait, "... auf diese Weise konnte Dad mich nicht als ein Familienmitglied in Erwägung ziehen."
Joeys Mund stand offen. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie jemand das auch nur seinem eigenen Kind antun konnte. Dann hängten sie diese Bilder auch noch vor sein Gesicht, als ob sie eine Art von Gedächtnisstütze wären und ihn erinnerten, dass er nicht zur Familie gehörte. Und hier war Joey, die sich auf ihn stürzen wollte.
Seine braunen welpenähnlichen Augen, sexy wie ein mit Farbe angestrichener Hafenarbeiter ... oh, was wäre es doch für eine süße Hölle. Wie auch immer, sie musste sich zurückhalten, ganz egal wie sehr es beide auch genießen würden ... Jetzt war es an der Zeit ernst zu sein. Er war schließlich bereit gewesen seine Gefühle offen vor ihr preiszugeben und auf keinen Fall wollte sie ihn damit beleidigen, indem sie rief "Nimm mich jetzt!" und ihm in die Arme springen. Das wäre jetzt einfach falsch.
"Oh mein Gott, es tut mir so leid, Pacey." Er zuckte mit den Achseln und begann zu murmeln.
"Was kannst du denn dafür? Das ist meine Familie für dich."
Sie ging zu ihm hinüber, schlang ihre Arme um seine Hüfte und hielt ihn fest als wäre er die einzige Möglichkeit, um überleben zu können; diesen Eindruck hatte sie auch manchmal. Er hielt sie auch fest und atmete schwer als sie sich wegzog.
"Was hat dich überhaupt hier her gebracht?" Er hatte alles Recht danach zu fragen, aber es wirkte beleidigend. War sie nicht willkommen ohne einen bestimmten Grund dafür zu haben? Sie ignorierte ihre egoistischen Gedanken.
"Eigentlich habe ich ... ich habe dir etwas zu sagen. Hast du etwas Zeit?"
Er lächelte: "Immer".
Zum Teufel mit seinem romantischen Wesen. Es machte das Ganze sogar noch schwerer. Im Vergleich zu ihm konnte sie schlecht mit Worten umgehen. Besonders wenn sie ihre Gefühle über die Liebe ausdrücken musste und all das andere Mus.
Sie atmete einmal tief ein. "Okay." Sie atmete aus. "Ich denke ... ich bin bereit."
Ein schüchternes Grinsen huschte über sein Gesicht. "Potter ... du liebst mich."
Ihre Augen bekamen die Größe von Ping Pong Bällen. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich es nicht tue!"
"Du tust es nicht…" Er täuschte ein Schmollen seiner Lippen vor, aber er konnte es in ihren Augen sehen. Er wusste es.
Beide waren ziemlich gut in diesem Spiel. "Nein." Sie verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust und richtete den Kopf auf eine Seite. "Ich liebe dich überhaupt nicht."
"Mm, okay... Und warum bist du dann hier?"
Verdammt. "Uhm ...weil ... ich mir ... ich mir Zucker ausborgen möchte. Ja, Zucker."
Er leckte seine Lippen und nickte: "Zucker, hm?".
Als Antwort nickte sie.
"In Ordnung ... ich habe Zucker." Bevor sie protestieren konnte, griff er nach ihren Wangen und zog ihre Lippen an seine. Sie öffnete leicht ihren Mund wartete darauf seine Lippen endlich spüren zu können… Er war so weich, so sanft. Es fühlte sich an wie eine Million Dollar, und als er aufhörte wollte sie mehr davon haben.
Er beobachtete sie mit Belustigung als sie schnell blinzelnd versuchte in die Realität zurückzukehren. "Ich habe eine Menge Zucker", flüsterte er sanft in ihr Ohr. "Und alles was du dafür tun musst ist vier kleine Worte zu sagen."
"Ich möchte bitte mehr?"
"Vier andere Worte."
Sie kaute mit ihren Zähnen an ihrer Unterlippe herum und wünschte sich seine Lippen wieder an ihren zu spüren. Sie wusste wovon er sprach und sie wusste, dass die Worte, welche er hören wollte auch wahr waren.
"Ich liebe dich, Pacey Witter. Ich liebe dich wirklich. Du bist die einzige Person, die mir in meinem ganzen Leben je die Menge an Vertrauen, Fürsorge und Respekt gegeben hat, von der ich fühlte, dass ich sie brauche. Du bist immer da wenn ich eine Schulter zum anlehnen brauche und besonders heute ... Ich kann noch nicht einmal anfangen zu beschreiben wie wichtig es für mich war, dass du heute bei mir warst. Meine Hand gehalten hast, mit mir
geweint hast, zugelassen hast, dass ich nicht den Verstand verliere ... Ich schulde dir mein Leben für alles was du für mich getan hast, Witter. In diesem Moment hoffe ich das meine Liebe für dich ausreichend ist."
Seine Augen leuchteten auf und er stand bewegungslos auf seinem Platz… Seine Augen hatten den Ausdruck eines kleinen Jungen, der alles zu Weihnachten bekommen hatte, was er sich wünschte. Nach ein paar Augenblicken räusperte er sich und zerrte am Kragen seines T-Shirts herum. "Das waren wahrscheinlich 50 Wörter mehr als das, was ich erwartet hatte zu hören ... aber ich weiß es immer noch nicht, Potter."
Sie blickte nach oben, zog in zu sich herunter und küsste ihn leidenschaftlich. Als er alles unter Kontrolle gebracht hatte, erlaubte sie es sich, sich bei ihm anzulehnen. Mit ihren Händen fuhr sie durch sein Haar und wollte ihn immer näher bei sich haben. Sie stöhnte, plötzlich glitt seine Zunge in ihren Mund und sie konnte die Wärme spüren. Er rieb sie gegen ihre und sie konnte ein überwältigendes Gefühl verspüren. Offensichtlich war das nicht alles was Pacey vorhatte, denn er hatte nicht vor aufzuhören. Er hob sie hoch, was sie darauf hinwies, dass er sich wünschte sie würde seine Beine um ihn schlingen. Das tat sie auch sofort.
Ohne eine Warnung zog Pacey seine Lippen weg. Er verließ Joey, welche mehr wollte, mit geschwollenen Lippen die sie schnell leckte. An ihrem Hals herab gleitend, schubste er sanft ihren Kopf auf eine Seite um besser an den Platz zwischen ihren Schultern und ihrem Hals heranzukommen. Sie schnappte ein wenig nach Luft als er anfing die Stelle zu küssen, an der sie begonnen hatte Gänsehaut zu bekommen. Seine Hände schienen magisch zu sein, denn ohne das sie bemerkt hatte, waren sie an den Seiten des Overalls vorbei gelitten und nun unter ihrem T-Shirt. Sanft streichelte er ihren Rücken und begann an ihrem BH herumzuziehen ... was bei ihr den Gedanken hervorrief, dass dieser Versuch wohl eben genau das bleiben könnte.
"Gott, Joey ... ich habe mir das schon so lange gewünscht..."
Sie schloss ihre Augen und versuchte soviel von dem Gefühl in sich aufzunehmen, wie sie nur konnte. "Pacey ... ich weiß nicht -", sagte sie mit einem kleinen Stöhnen. "Wie weit ich ... ich gehen möchte", fuhr sie schwerer atmend fort.
Er schob einen Riemen ihres Overalls zur Seite, zusammen mit dem Riemen ihres Tops, welches sie darunter anhatte.
"Sag mir nur wann...", murmelte er zwischen seinen Küssen. Langsam ließ er seine Zunge entlang der Falte zwischen ihrem Hals und ihrer Schulter gleiten, bis er bei der anderen Seite ankam. Er saugte zuerst sachte, dann stärker. Er nahm sich soviel Zeit, wie möglich um soviel von ihrem Körper zu spüren wie er nur konnte, ohne gleich zuviel von ihr zu nehmen. Sie wimmerte leise, was ihn ein wenig erregte.
Als sie bemerkte, dass sie ihre Hände auch benützen könnte, griff sie über seine Schultern und begann an seinem T-Shirt zu ziehen bis sie einen Großteil davon in ihren Händen hielt. Um nicht seine zarten Küsse zu beenden zog sie es langsam über seinen Kopf und schmiss es nachlässig auf den Boden.
Währendessen hatte er die anderen beiden Riemen ihres Overalls und Tops hinunter geschoben. Ihr Overall fiel auf die Seite und zog das Top mit sich… Er hielt ihre Brüste mit beiden Händen fest und küsste sie sanft durch den Textilstoff des BHs hindurch.
"Joey … möchtest du auf..."
"Nein...", war sie noch in der Lage zu murmeln, während sie ihre Beine von seinen Hüften löste. Sie legte ihre Hände auf seinen Brustkorb und spielte mit einem seiner Brusthaare herum. Um seinen Brustkorb ein wenig mehr befühlen zu können bewegte sie ihre Hände auf und ab. Sie wollte sich an jedes Detail erinnern.
Ihre Hand haltend ging er in Richtung Couch, um sich hinzulegen und zog sie auf sich. Ihre Haut an seiner zu spüren erweckte in ihr noch mehr Gefühle. Als wolle er sich für das bedanken, was sie bereit gewesen war zu tun, griff er nach ihren Händen, um sie zu küssen und ließ sie danach los. Lächelnd nahm sie seine Hände in ihre. Auf der nicht gerade geräumigen Couch lag sie auf ihm und bewegte seine Hände zu ihrem Rücken mit der Absicht, dass er ihren BH öffnen sollte. Mit einem fragenden Blick sah er sie an und stellte sich vor, dass dies weiter ging als das, was sie bereit gewesen war zu tun.
"Bist du dir sicher?"
"Nein … tu es aber trotzdem."
Er löste ihren Griff und berührte ihr Gesicht. "Nicht bevor du wirklich dazu bereit bist..." Ihr Herz konnte diese Ansicht nicht vertreten, obwohl ihre Hormone mit Sicherheit das eine oder andere Wort dagegen sagen konnten. Er küsste sie… Ein kurzer und angenehmer Kuss und nickte ihr zu. Sie legte sich auf seine Brust, wie sie es auch schon vorher getan hatte ... schmiegte sich an ihn und atmete seinen Geruch ein. Ihre Stirn küssend hielt er sie so fest wie er es nur konnte. In diesem Gefühl der Perfektion spürte er, dass etwas falsch war…
"Bist du okay?"
"Du bist von mir enttäuscht, hab ich recht?" Ihre Stimme zitterte, so als wollte sie versuchen nicht zu weinen.
Enttäuscht? Gott, er war nicht einmal in der Nähe davon. "Zum Teufel, nein Joey. Ich liebe dich. Ich kann so lange warten, wie du es möchtest okay?" Sie nickte. "Nebenbei gesagt habe ich nicht erwartet, dass du zu alle dem bereit wärst, das du bis jetzt heute Nacht getan hast."
"Was meinst du damit?", murrte sie erschöpft.
Er konnte nichts anderes tun als leise zu lachen. "Das bedeutet, dass ich nicht erwartet habe, dass du mit mir schläfst bei unserem ersten Date. Wenn man das hier als Date bezeichnen kann."
"Ich würde es nicht als Date bezeichnen. Was wäre passiert wenn ich mit dir geschlafen hätte?" Da war sie schon wieder mit ihren verteidigenden Comebacks zum Thema *was wäre wenn dies oder das*. Wenn er sie nicht so sehr lieben würde hätte sie ihn schon längst damit verrückt gemacht.
"Dann würde ich dich genauso lieben, Joey. Du weißt das." Sie nickte, atmete tief ein und gähnte.
"Ich liebe dich auch", flüsterte sie.
"Geht es dir jetzt besser?"
Er war so süß, wenn er sich selbst um die kleinsten Dinge Sorgen zu machen schien. "Ja, es ist mir noch niemals besser gegangen."
Er lächelte, was bedeutete dass dies die Antwort war, welche er gehofft hatte zu hören.
"Du kannst noch nicht einmal erahnen wie verdammt müde ich bin", murmelte sie und schmiegte sich etwas enger an seine Arme.
"Ich habe gehört, dass ich diesen Effekt habe." Sie antwortete nicht darauf, weil Josephine Potter in seinen Armen eingeschlafen war. Pacey grinste, und küsste sie noch ein letztes Mal bevor er seine Augen schloss und selbst einschlief.
Chapter 4 by Aimee
***

Cowboy, nimm mich mit
flieg mit mir weg
so weit du kannst ins unendlich Blaue
mach mich frei, bete ich
bring mich dem Himmel näher
und auch dir,
näher zu dir.


Es war Samstagmorgen. Joey wurde durch das Schreien von Paceys ältester Schwester geweckt, die ihn als „absolut dumm“ bezeichnete. Sie öffnete ihre Augen nur sehr langsam, sie sah gerade noch wie Pacey aus dem Bett sprang, sein T-Shirt vom Boden aufhob, hinter seiner Schwester herlief und sie ebenfalls anbrüllte. Sie seufzte und rieb sich die Augen. Sie war geblendet vom Sonnenlicht, das sich seinen Weg durch die Fensterläden gesucht hatte und vermutete, dass es schon nach Mittag sein musste, denn anscheinend war schon ein Mitglied der großen Witter-Familie im schönen Zuhause eingetroffen. Carrie. Obwohl sie Carrie eigentlich als gemütliches Familienmitglied in Erinnerung hatte, gab es doch immer irgendwie Streit zwischen den Witters und äußerst provokative Situationen. Joey zog ihr Trägerhemd und ihre Latzhose an und dann trat sie in den Raum, aus dem das Geschrei gekommen war, obwohl sie wusste, dass sie das eigentlich nicht sollte. Sie fühlte sich wie eine Bärenmutter, die ihr Junges verteidigen musste. Pacey war nun mal ihr Freund und niemand würde ihn mehr schlecht behandeln, wenn sie irgendetwas dagegen tun konnte.

„Carrie, du kannst das nicht mit mir machen! Dad würde ausflippen wenn er nur das Geringste über letzte Nacht herausfindet. Es geht ihn einfach nichts an! Außerdem haben wir gar nichts gemacht und erinnere dich bitte daran, wie oft ich deinen Arsch gerettet habe…“

Carrie starrte Pacey böse an, und blickte dann zu Joey hinüber. „Und was hat er dir so gezahlt?“

Joey zog ihre Augenbrauen zusammen und wollte dieser Hexe gerade die Meinung sagen, als Pacey ihr zuvorkam.

„Hey, ein bisschen Respekt ja. Du bist 23 Jahre alt und hast zwei Kinder. Was haben sie dir bezahlt? Hast du Extra-Gebühren dafür genommen, dass du neun Monate lang dieses Gewicht mit dir rumschleppen musstest, welches du übrigens bis heute nicht wieder losgeworden bist, oder bist du etwa wieder schwanger?“ Der Gesichtsausdruck seiner Schwester schien das zu bestätigen.

„Fantastisch… das ist wirklich unglaublich Car; dein drittes Kind und du bist nicht einmal in den 30ern. Hast du schon mal von Geburtenkontrolle gehört? Joey, gehen wir.“ Er zog sein zerknittertes T-Shirt von letzter Nacht über, nahm ihre Hand und führte sie aus dem Irrenhaus hinaus, das er sein Zuhause nannte.



Auf dem Weg zu Joeys Haus schwiegen sie. Es war nichts zu hören, außer dem Tapsen ihrer Füße und einem gelegentlichen Räuspern. Joey war verärgert. Nicht weil sie eine ganze Meile zu Fuß liefen, sondern weil Pacey nicht mit ihr redete. Sie hatten eine Menge zu bereden, alles was gestern Abend von acht Uhr an bis heute morgen passiert war.

„Kann es sein, dass du mich absichtlich ignorierst?“, fragte Joey. Er trat einen Stein auf die Straße und schüttelte seinen Kopf.

„Ich denke nur nach!“

„Oh!“ Sie machte eine ruckartige Bewegung mit ihrem Kopf und tat so als wäre sie mit der Antwort zufrieden. „Nun, könntest du vielleicht später nachdenken? Wir müssen reden. Über einiges. Und anfangen tun wir mit heute morgen!“

„Könnten wir das nicht… verschieben?“

Joey sah ihn irritiert an und zuckte mit den Achseln. „Klar! Wenn du meinst!“

Es war wieder still zwischen ihnen. Das erste Mal in ihrem Leben war Joey froh nach Hause zu kommen. Das Haus tauchte vor ihnen auf und Joey flüsterte ein stilles Gebet zum Dank. Er sah sie verwirrt an.

„Du möchtest dich so gern unterhalten, dass du schon mit dir selber sprichst? Joey… Süße, ist es wirklich schon so weit gekommen?“ Sie zwickte seinen Arm, um die Situation zwischen ihnen aufzulockern und ihn zum lächeln zu bringen, aber es klappte nicht. Sie hätte schwören können, es war eine Art Fluch.

„Dachtest du, ich würde auftauchen letzte Nacht?“ Erst dachte er sie machte Spaß, aber er blickte in ein sehr ernstes Gesicht. Er seufzte.

„Um ehrlich zu sein, nein. Ich dachte vielleicht am nächsten Tag oder du würdest anrufen, aber Joey, als es klopfte da wusste ich, dass du es bist. Ich habe diesen Instinkt dafür, wenn Josephine Potter kommt, um mir zu sagen, dass sie mich auch liebt, natürlich nachdem ich geträumt habe, dass wir tierisch heißen Sex hatten.“

Sie schlug nach ihm. „Hör auf rumzublödeln, ich meine es ernst. Ich dachte das verstehst du!“

Sie bestürmte ihn in der Erwartung, dass er sie anschreien würde. Sie wusste, dass sie sich an diesem Morgen nicht im Griff hatte, aber was hatte er erwartet? Seine Schwester taucht mysteriöser Weise auf, fängt unkontrolliert an zu schimpfen und zerstörte Joeys Vorstellung von dem, wie dieser Morgen hätte beginnen sollen. Nämlich mit vielen romantischen, zärtlichen Küssen, kuscheln, fernsehen gucken oder einem Spaziergang zu den Ruinen.

Er tat so als ob es nichts zu erklären geben würde, aber es war offensichtlich, dass er etwas verheimlichte. Etwas was an diesem Morgen passiert war… und was sie am meisten störte war, dass er es vor ihr verheimlichte. Er versteckte es nicht vor Joey Potter der guten Freundin, denn die wusste alles, er versteckte es vor Joey Potter seiner festen Freundin, denn das war eine ganz andere Geschichte.

Ihre Gedanken wurden dadurch unterbrochen, dass er ihr seinen Arm um die Hüfte legte. Sie wollte ihn wegstoßen aber es fühlte sich so vertraut und schön an. Er sah sie mit seinem verdammten Hundeblick an und sie wusste sie würde weich werden. Sie legte ihm ebenfalls ihren Arm um die Hüfte und ihren Kopf ganz eng an seine Schulter und so liefen sie weiter.

„Du weißt, ich kann nicht lange böse mit dir sein“, grinste er sie an.

„Nein, das kannst du nicht.“ Sie lächelte zurück. „Es wäre jetzt Zeit, Witter, mir Narzissen und eine Packung Jelly Belly’s zu schenken, das weißt du oder?“

„Narzissen und Jelly Belly’s… ich wusste es!“ Er zwinkerte ihr zu und verwies auf das Potter B&B, dem sie sich jetzt näherten. „Hey, hier wohnst du doch oder?“

Joey seufzte. „Yeah, muss ich jetzt gehen?“ Sie nahm ihren Kopf von seiner Schulter und sah ihn an. Er spielte an den Riemen ihrer Latzhose und zerrte sie hin und her über ihre Schulter.

„Ja, du musst. Bessie ist wahrscheinlich da drin und schlägt Bodie, weil... du einfach nicht da bist.“ Sie schmollte kurz, hob dann aber ihren Kopf für einen Kuss. Er lehnte sich zu ihr hinunter und küsste sie und dieser Kuss war so anders als alle die sie vorher von ihm bekommen hatte. Er war heftig, fordernd und voller Lust.

Und es gefiel ihr… sehr sogar.

„Oh je, sag mir, dass ich das nicht wirklich gesehen habe!“ Eine bekannte Blonde tauchte aus dem Nirgendwo auf, die Hände in die Hüften gestützt. Sie gab vor abgestoßen zu sein, aber es war offensichtlich, dass sie neugierig war. „Joey und Pacey… küssend. Ich muss sagen ich hätte mein Leben darauf verwettet, dass das nie wieder passiert. Leider wäre ich nicht hier, wenn ich das wirklich gesagt hätte, oder?“

Joey und Pacey ließen sich los und sahen mit einem unsicheren Lächeln im Gesicht Jen dabei zu, wie sie weiter über ihre neu entdeckte Leidenschaft füreinander schwafelte. Sie wussten, wenn keiner von ihnen etwas sagte, würde sie fortfahren. Aber plötzlich merkte sie, dass sie für ein Date mit Henry spät dran war. Sie stürmte davon und wünschte ihnen noch schnell viel Glück. Als sie weg war verdrehte Joey die Augen und sagte zu Pacey: „Das ist auch eine Sache über die wir reden müssen.“

„Was meinst du?“

„Wie sagen wir es den anderen? ...Abgesehen von Jen.“

Pacey zog die Augenbrauen hoch. „Ich habe das Gefühl, dass das Jen für uns übernehmen wird.“

Der Samstag war schneller rum gegangen, als sie gewollt hatte. Nachdem Pacey sie nach Hause gebracht hatte, hatte sie sich die „Wo zur Hölle warst du“- Predigt von Bessie anhören müssen, nur um das Gleiche ein paar Minuten später am Telefon von Dawson zu hören, der sie gedeckt hatte, indem er Bessie erzählte sie wäre auf seinem Bett eingeschlafen. Sie sagte, sie würde es ihm später erklären und hängte schnell auf, weil sie jetzt doch ein schlechtes Gewissen hatte. Dann ging sie schnell duschen. Als sie fertig war, war es ungefähr vier Uhr. Zeit genug, um noch etwas mit Pacey zu machen, aber dummerweise hatte sie Hausarrest bis Montag, wegen ihrer Rücksichtslosigkeit.

„Rücksichtslosigkeit, pah, wann hat es sie je interessiert wo ich bin?“, murmelte sie ins Telefon während sie ihre Nägel lackierte. Es war erstaunlich, was man so anstellte, wenn man in einen Raum gesperrt war, der gerade groß genug für die Möbel war. Es war mittlerweile Sonntagnachmittag und nachdem Joey fast den ganzen Tag am Telefon gehangen hatte, war sie jetzt gelangweilt.

„Joey, ich hab es jetzt kapiert. Alle verdammten Nachbarn haben es kapiert, nachdem du es ungefähr hundertmal gesagt hast. Lass es gut sein!“

„Pacey du verstehst das nicht…!“

„Ich verstehe das sehr gut. Also was hast du an?“

Sie ließ fast den kleinen Pinsel fallen, mit dem sie sich die Nägel lackierte. Das Telefon klemmte zwischen Ohr und Schulter und hatte sie gefragt was sie an hatte. Besser gesagt die Person am Telefon. Welche ihr bester Freund geworden war, um nicht zu sagen fester Freund. Alberte er herum? Gott, wie war Andie mit ihm umgegangen?

„Pacey! Ich kann es nicht glauben“, murmelte sie, während sie den Nagellack zudrehte bevor sie ihn noch verschüttete.

„Glaub es mit, Baby. Ist irgendjemand zu Hause?“

Joey lachte. „Glaubst du ich wäre hier, wenn niemand da wäre?“

„Stimmt auch wieder“, murmelte Pacey. „Ernsthaft Potter… was hast du an? Was heißes?“

„Eigentlich sollte ich jetzt auflegen, Pacey, jetzt sofort…!“

„Ach komm…“

Joey schaute auf ihre Flanellhosen und ihr GAP-Shirt. „Nein, und jetzt hör auf damit!“

Sein sexy Lachen echote im Telefon und zauberte ein Lächeln in ihr Gesicht.

„Okay, fein. Aber es ist dein Verlust!“

Sie schnaufte. „Ja, ja und irgendwann, wenn ich alt bin, werde ich bereuen, dass ich keinen Telefonsex mit dir hatte.“

„Hey, aber sag nicht ich hätte dich nicht gewarnt!“

„In Ordnung. Werde ich nicht! Was machst du so?“

„An dich denken!“

„Ich liebe dich, Pacey!“ Es kam aus dem Nichts und sie war sich auch nicht sicher warum. Sie hatte das Bedürfnis ihm zu sagen, dass sie ihn mehr liebte als sie Dawson geliebt hatte, oder Jack. Besonders in Anbetracht dessen, wie viel er über sie sprach. „Ich hoffe du weißt das!“

„Ja, Baby, ich weiß es.“ Ihr Herz machte einen Sprung. Er hatte all diese weichlichen Namen für sie. Baby, Süße, Sweetheart… Wäre sie nicht bis über beide Ohren in ihn verliebt, würde sie ihm regelmäßig einen Klaps für diese Wörter geben.

„Und…“, sie wartete. „Erwidere es du Schwein!“

„Okay, wie hört sich das an? Joey, ich liebe dich. Ich sehne mich nach dir. Der Geschmack deiner Haut, die Art wie sie sich auf meiner Haut anfühlt, deine Berührungen, dein Stöhnen… oh Joey, ich brauche dich so sehr. Ich vermisse dich wirklich und ja… ich bin total verliebt in dich. Und ich liebe nur dich!!!“

Wenn er ihr nach diesen Worten gesagt hätte, sie solle von einer Brücke springen, sie hätte es getan. Na ja, sie würde eher springen, als sich einzugestehen, dass sie diese Liebkosungen von Pacey mittlerweile absolut genießen konnte. Aber was sollte es.

„Mehr davon Witter?“

Was sollte er machen? „Sorry, ich vermisse dich. Ich gucke mit Hundeaugen…“

„Und der Grund dafür?“

„Weil du nicht hier bist!“

„Leck mich!“

„Dich lecken… Hmmm, das ist etwas was ich wirklich gerne probieren würde!“

Sie verdrehte die Augen. „Ich hoffe, du weißt wie erbärmlich du gerade klingst!“

„Ach, aber trotzdem willst du meine Freundin sein?“

„Nicht notwendigerweise!“

„Wie bitte?... zum Teufel damit!“

Sie lachte und wünschte sich, dass ihr Hausarrest vorüber wäre, so dass sie das Haus verlassen und sich irgendwo mit ihm treffen konnte. „Könntest du morgen etwas für mich tun…?“

„Ich kann jeden Tag etwas tun!“

„Nur um sicher zu gehen… wann hast du Schule aus?“

„Ich gehe morgen nicht in die Schule!“

Joey war sich nicht sicher was sie sagen sollte. Er würde sie doch nicht allein lassen in einer Schule voll mit Leuten, die alle dachten, dass sie eigentlich kein Recht hatte auf der Capeside High zu sein und schon gar nicht die gleiche Luft zu atmen wie sie. Sie fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. „Oh doch, du wirst!“

„Keiner von uns beiden wird da sein!“

Joey merkte wie ihre Hand anfing zu zittern. „Warum?“

„Weil wir in der Minute in der wir unseren Fuß in die Capeside Highschool setzen, gekillt werden. Kannst du dir vorstellen, wie sich die Gerüchte seit Freitag entwickelt haben könnten?“

„Pacey...“ Sie versuchte vernünftig mit ihm zu reden. „Ich kann nicht in die Schule gehen. Kannst du dich an das letzte Mal erinnern, als wir das versucht haben? Ich meine, deine Eltern würden es nicht herausfinden und wenn würde sie es nicht interessieren, aber kannst du dir vorstellen was Bessie tut, wenn sie es herausfindet?“

„Du musst dein Leben leben, Joey. Du hast nur dieses eine!“

Sie fauchte: „Na schön, aber wenn ich dich nie wieder sehen werde, ist es deine Schuld!“ Sie erinnerte sich noch an das letzte Mal Schule schwänzen mit Pacey. Damals waren sie Direktor Green höchstpersönlich in die Arme gelaufen. Beim ersten Mal war es lustig… aber jetzt. Das würde sie ihm nie verzeihen.

„Mach dir keine Sorgen Potter, ich liebe dich so sehr und ich lasse nicht zu, dass uns irgendetwas auseinander bringt. Oh verdammt!“

Joey wurde aus ihrer Träumerei gerissen. „Pacey?“ Sie hörte im Hintergrund eine Tür zuschlagen, gefolgt von lauten Schreien, beides männliche Stimmen, eine davon war Paceys. Es ging um irgendetwas wie Matt Caulfield ausschließen, mit einer Prostituierten geschlafen, mit einer süßen Potter reden. Sie vermutete jetzt schon, dass die Stimme die dieses ganze wirre Zeug von sich gegeben hatte, niemand anderem gehörte als Capesides Polizeichef, Mr. John Witter. Sie hörte gerade noch einen dumpfen Aufschlag und dann fiel der Telefonhörer zu Boden. Pacey brüllte, sie sollte sofort auflegen. Zu schockiert um irgendetwas zu tun, hörte sie einfach weiter dem Horror zu, der irgendwo passierte ohne, dass sie hingehen und ihn beschützen konnte. Das einzige was sie tun konnte, war weiterhin zuzuhören und zu hoffen, dass sie bald aufhören würden.

„Pacey? Pacey!... Bitte… Bitte komm zurück. Bitte, sag, dass du okay bist. Oh Gott, lass ihm bitte nichts passieren!” Sie weinte noch heftiger als in der Nacht zuvor und sie weinte noch mehr als Mr. Witter den Telefonhörer aufnahm um ihr mitzuteilen, dass sie nicht unnötig die Telefonrechnung erhöhen sollte und dann hängte er einfach auf.

Es gab nichts was sie tun konnte. Die Polizei würde nicht einmal einen Potter-Notruf ernst nehmen, wenn ihr Leben davon abhinge und schon gar nicht, wenn der Polizeichef höchstpersönlich involviert war. Auch nicht, wenn er sein Kind schlug. Alles was sie tun konnte, war warten und auf ein Wunder hoffen.

Sonntagabend hatte sie fünfmal probiert ihn anzurufen. Schließlich war sie an dem Punkt angekommen, wo sie aufgab. Bei jedem Versuch war es entweder besetzt gewesen, oder sie hatte Carrie am Apparat gehabt. Sie bevorzugte allerdings das Besetztzeichen, es irritierte sie weniger. Sie hatte sich noch nie so sehr um jemanden gesorgt, wie heute um Pacey. Sie hatte sogar Andie angerufen, um sie zu fragen wie Pacey sich nach einem Streit mit seinem Vater verhalten hatte, ob er sich distanziert hatte oder ob er ihr jemals am Telefon gesagt hatte, dass sie auflegen sollte. Aber Andie hatte verneint und gefragt, wie sie auf all diese Fragen kam. Joey war kurz davor ihr alles zu erzählen, hielt sich dann aber zurück und verharmloste es.

Ihr Plan war nun an seinem Haus vorbeizufahren, unter Berücksichtigung dessen, dass sie nie einen Platz ausgewählt hatten, um sich zu treffen, wenn sie Schule schwänzten. Sie warf sich ihren Rucksack über die Schulter, erzählte Bessie, dass sie sie nicht vor fünf zurückerwarten sollte und ging eine Stunde bevor die Schule begann aus dem Haus ohne bei irgendwem Verdacht zu erregen, außer vielleicht bei Alex, der aber sowieso noch viel zu klein war, um irgendetwas zu verstehen.

Sie nahm den gleichen Weg, den sie vor ein paar Tagen noch mit Pacey gegangen war. Sie wünschte er wäre da, um ihr zu erzählen, dass alles in Ordnung war. Sie war sich deswegen nämlich immer unsicherer. Dieser Schritt, Pacey Witter zu sagen, dass sie ihn liebte war wahrscheinlich ein Fehler gewesen. Sie würde es zwar jetzt um alles in der Welt nicht mehr zurücknehmen… aber wenn sie eine zweite Chance hätte…

Aber sie schüttelte entschlossen den Kopf und vertrieb diese Gedanken. Sie liebte Pacey. Sie war total verliebt in ihn. Aber die Tatsache, dass sie sich jeden morgen um ihn sorgen musste, ärgerte sie. Was sie außerdem ärgerte war, dass er die Brutalität seines Vaters so lange vor ihr verheimlicht hatte. Auch als sie gute Freunde wurden, hatte er es ihr nicht erzählt. Und das machte sie missmutig.

Sie sah die Straße hinunter und konnte das Haus der Witters schon erkennen. Ihr Herz fing an zu rasen, als sie sah, dass keine Autos in der Einfahrt standen. War er selber weggefahren oder hatten sie ihn irgendwo hingebracht. Vielleicht hatte er ja den LKW gestohlen… die Antworten lagen nur ungefähr hundert Schritte entfernt. Sie fing an zu rennen. Dafür gab es keinen Grund, höchstens, dass sie schneller bei ihm sein wollte. Dass sie endlich wissen wollte, was zum Teufel passiert war.

Sie lief hoch zur Haustür und fuhr mit der Handfläche darüber. Die Tür, die ihr schon vor zwei Tagen Angst gemacht hatte, rief heute die gleichen Gefühle hervor. Aber sie hatte keine Tränen mehr, das machte alles leichter. Sie hatte Angst vor dem was sie drinnen erwarten könnte... wenn sie daran dachte, was Leute manchmal in Horrorfilmen vorfanden. Gott nein… sie fing an gegen die Tür zu hämmern, seinen Namen zu rufen, flehte ihn an, die Tür zu öffnen. Sie drehte und zerrte an dem Türknopf und als niemand öffnete, ließ sie sich vollkommen fertig an der Tür hinunter rutschen und blickte auf die Straße. Sie beschloss zu warten, bis jemand nach Hause kam, um ihr zu erzählen was los war. Sie fühlte sich einfach mies wegen dieser ganzen Sache.

Dann öffnete sich plötzlich die innere Tür und eine gedämpfte Stimme flüsterte ihren Namen. Sie musste sich nicht herumdrehen. Sie wusste, dass er es war.

„Pacey, was ist los?“

Sie hörte ihn seufzen und dann öffnete sich die Zwischentür. Er kam heraus und setzte sich neben sie auf die Veranda. Etwas stimmte nicht, sie hatte keine Tränen. Ihr Ausdruck war kalt und sie starrte nur gerade aus, absichtlich den bläulichen Bluterguss auf seiner linken Wange ignorierend. Er wollte seinen Arm um sie legen und gab vor, dass er nicht wusste wovon sie sprach. Er tat so als würde es nichts zu reden geben.

Er war zu unbekümmert gewesen an diesem Tag, er hatte nicht einmal registriert, dass sich die Tür knarrend geöffnet hatte. Seine Stimme konnte leicht gehört werden, wenn jemand vorbei ging. Und er hätte es besser wissen sollen, den Namen Potter nicht in der Nähe seines Vaters auszusprechen. Zum Teufel, er hätte wissen müssen, dass es besser war, gar nichts in der Nähe seines Vaters zu sagen.

„Es war mein Fehler. Ich habe nicht nachgedacht...“

„Du solltest nicht dir die Schuld dafür geben, wenn dein Vater seine Wut an dir auslässt, Pacey.“

„Ich weiß, Jo.“ Er wusste es, aber was konnte er tun, damit das aufhörte?

„Ich glaube, du verstehst mich nicht richtig, Pace.“ Sie machte eine Pause, atmete tief durch. In Momenten wie diesen wünschte sie sich, dass sie rauchte und eine Zigarette zur Hand hatte. Irritiert dachte sie darüber nach, was sie sagen wollte. „Du hättest einfach was sagen können, du kannst mir vertrauen, Pacey. Gott, alles was du hättest tun müssen, war mir etwas zu sagen und ich hätte getan was ich konnte…“

„Joey, ich hoffe du weißt, dass es hier nicht um dich geht... es geht um mich. Das sind meine familiären Probleme. Ich bin für mein Verhalten verantwortlich. Nicht du.“

Er machte Anstalten aufzustehen, aber sie zog ihn sofort an seinem Hosenbein. „Pacey, bitte, wir müssen wirklich reden.“

Er setzte sich wieder hin, in der Angst sie wegen all dem hier zu verlieren. Er schluckte hart und verfluchte seinen Vater dafür, dass er so ein Arschloch war. „Es tut mir leid... ich...“

Sie hob ihre Hand, stoppte ihn mitten im Satz. „Sieh mal, ich weiß, dass wir beide in letzter Zeit erheblich unter Druck standen und vielleicht, nur vielleicht, hat unsere Beziehung darunter gelitten.“

Nein… das stimmte nicht.

„Vielleicht haben wir uns zu sehr darauf konzentriert, einen Ausweg aus all unseren früheren Problemen zu finden. Wir glaubten wir könnten uns gegenseitig vertrauen… denn dann würde alles leichter sein. Aber es hat die Dinge nur schwieriger gemacht.“

Er schüttelte seinen Kopf. „Da liegst du falsch, Joey!“

Sie sah ihn mit großen Augen an. „Ach ja?“

„Joey, ich habe dich schon vorher geliebt. Vor all den Problemen. Du bist diejenige, die plötzlich über ihre Gefühle für mich gestolpert ist. Joey, ich muss wissen...“ Seine energischen Augen sahen sie stürmisch an. Plötzlich hatte sie Angst, aber als sie sich daran erinnerte, wie zärtlich er sie immer küsste und liebevoll berührte… sie wusste er würde ihr nicht vorsätzlich wehtun.

„Nun, ich muss wissen, ob du mich auch schon vorher geliebt hast, Joey Potter? Oder war ich nur ein Ausweg, um nicht allein zu sein?“

Sie starrte mindestens zehn Minuten lang auf ihre Hände, bevor sie überhaupt über die Frage nachdenken konnte. Liebte Joey Potter Pacey Witter wirklich? Sie hatte sich diese Frage früher schon einige Male selbst gestellt. Sie sah ihn ein letztes Mal an, um sich daran zu erinnern, wie er ausgesehen hatte bevor sie ihm sagte, was sie ihm nun sagen wollte. Seine unschuldigen Grübchen, die nur erschienen, wenn er einmal nicht lachte, sein Sinn für Humor… das war es, was sie am meisten vermissen würde.

„Pacey, ich habe dich vorher geliebt... als einen Freund. Und ich gebe zu, dass ich mir in den ersten Momenten dieser Beziehung Hilfe von dir gewünscht habe. Aber das war nicht alles. Ich habe Freitagnacht viel nachgedacht, hauptsächlich über dich und darüber wie glücklich du die Leute um dich herum machst. Und ich wünschte mir nichts mehr, als einer von diesen Leuten zu sein, ohne zu realisieren, dass ich das schon bin. Dann habe ich über deine Beziehung zu Andie nachgedacht, und wie nah ihr euch zu sein schient. Ich wollte das auch. Ich wollte einen Jungen wie dich, Pacey, aber dann wurde mir bewusst, dass ich auch deine Freundschaft wollte. Ich konnte nicht beides haben, es kann nur das Eine oder das Andere sein. Und nun weiß ich nicht, was ich mehr will…“

Er hatte mehr erwartet. Man schenkt jemandem sein Herz, und derjenige trampelt darauf herum. Alles was er machen konnte war nicken. Jeder andere Kommentar würde ihn ausrasten lassen. Und das wollte er ihr nicht antun. Der ganze unterdrückte Ärger, den er gegenüber seinem Vater hatte, weil er gestern diesen Schaden angerichtet hatte. Ärger gegenüber Carrie, die seinem Vater erzählt hatte, er hätte eine Prostituierte engagiert, weil er angeblich sauer war auf Joey, die nur vorgab ihn zu lieben. Die Wahrheit musste ans Licht, Pacey Witter hatte nichts mehr wofür es sich lohnte zu leben. Er stand von der Veranda auf, öffnete die Tür und trat ein. Joey saß da, wusste das alles vorüber war.

„Machs gut Joey“, flüsterte er. „Ich werde dich immer lieben, aber ich will nicht ewig warten!“

Bevor sie antworten konnte, hatte er schon die Tür geschlossen. Und Joey Potter war ausgeschlossen von Pacey Witters Leben... fürs Erste!
Chapter 5 by Aimee
Diese ganze verdammte Welt könnte zusammenbrechen,
es ist okay wenn man seinem Herzen folgt,
du bist auf unheimlichen Wegen, aber ich bin direkt hinter dir,
Jetzt sag, dass du meins bist.



Er fühlte sich schrecklich, nachdem er Tür geschlossen hatte, aber jetzt konnte er nicht mehr zurück. Sie musste herausfinden, was sie wollte und ob er ein Teil davon war. Er hoffte, dass er ein Teil davon sein würde. Er wusste nicht was am Wochenende passiert war, das ihn zu einem komplett anderen Menschen gemacht hatte. Er hatte eine ganze Menge seines Sarkasmus verloren und seine gewöhnliche sorgenlose Haltung war zu einer Kümmer-dich-um-sie-Haltung geworden. Joey war sein ganzes Leben, und er hätte manche Dinge einfach gut sein lassen sollen. Vielleicht, wenn er nicht mit dieser ganzen Liebessache angefangen hätte… es hatte alles kaputt gemacht. Eines Tages könnte eine Person vor dir stehen und sich zu ihrer Liebe zu dir bekennen und im nächsten Moment bist du der niedrigste Abschaum, der Welt. Wenn das bei allen Freundschaften so endete, dann war er sich nicht sicher, ob er je wieder eine haben wollte. Als Joey ihm sagte, dass sie ihn liebte, hatte er sich als etwas Besonderes gefühlt. Die Art wie sie ihm sagte, wie wichtig er war und wie gut es ihr tat, dass er immer für sie da war. Pacey wunderte sich, wie sich das innerhalb von zwei Tagen ändern konnte. War es weil er ihr seine Familienprobleme verheimlicht hatte? Hatte sie wirklich nicht bemerkt, dass er über einen langen Zeitraum verletzt wurde oder hatte sie Angst gehabt es anzusprechen? Er würde es nie erfahren, denn wenn er jemals wieder das Glück haben sollte mit ihr zusammen zu sein, würde er diese Frage bestimmt nicht riskieren. Wenn er sie nur zurückhaben könnte, die Joey die er am Anfang hatte... diese erste Nacht in der alles perfekt war. Natürlich ist es Pacey Witter über den wen hier sprechen, das schwarze Schaf der Familie… für immer bekannt als... wie Matt es so höflich genannt hatte… Capesides zukünftiger Tankwart. Nichts würde je perfekt sein. Die einzige Chance, die er hatte, hatte er in den Wind geschlagen. Traurig war nur, dass er gar nicht richtig wusste, wie das eigentlich passiert war. Er ging die Treppen hinauf, bis ganz nach oben und landete wie immer in seinem Schlafzimmer. Und den einzigen Weg den er heute noch gehen würde, war der ins Badezimmer.

Er wusste nicht was über ihn gekommen war, dass er über etwas nachdachte, wovon er Joey erzählt hatte, dass er es nie in Erwägung ziehen würde. Es war nichts was man mit einem Fingerschnipsen rückgängig machen könnte. Da müsste er sich schon das Handgelenk brechen.

Einen Schlussstrich ziehen. Das war etwas, was er die ganze Zeit versuchte. Das Blut stoppen, bevor er keinen Schmerz mehr fühlte. Diesmal hatte er das Gefühl, er würde es nicht stoppen können. Er dachte über viele Möglichkeiten nach einen Schlussstrich ziehen: eine Überdosis Drogen, sich eine Stichwunde verpassen, sich erschießen. Irgendwie schien es, dass Liebeskummer immer auf das Gleiche hinauslief. Er dachte darüber nach einen Abschiedsbrief für die Familie zu schreiben. Vielleicht etwas Geld zurücklassen, damit sie ein Putzteam bezahlen konnten, die den Dreck wegmachten, den er hinterlassen würde. Würden sie auch Blut beseitigen? Und wenn ja, würde es extra kosten? Er dachte, dass es durch den JonBenet Ramsey Fall vielleicht ein Gesetz dagegen gäbe. Er war sich nicht sicher.

Er zog eine quietschende Schublade auf, in der er gewisse Utensilien aufbewahrte. Sehr gute blutstillende Verbände... er würde sie heute nicht brauchen. Auch versteckt unter vielen Verbänden, sein Meisterstück. Ein Schweizer Army Taschenmesser, ausgestattet mit einer langen Klinge, die mit Blut verkrustet war von alten Kämpfen, die er ausgetragen hatte mit dem Tod und der Realität.

Er holte das Messer aus der Schublade und hielt es in seinen Händen.

„Es gibt nichts mehr wofür es sich zu leben lohnt, erinnerst du dich Witter? Joey ist weg und sie kommt nicht zurück. Also, komm darüber hinweg oder bring es jetzt hinter dich!“

Er sah in den Spiegel. In der unteren rechten Ecke hing ein Schulfoto von ihr. Sie lächelte schüchtern, das Magische versteckt hinter ihren Augen. Er seufzte, und hielt das Messer an sein Handgelenk. Mit einem Schnitt könnte alles vorbei sein. Es wäre so einfach alles zu beenden. Aber die wahre Herausforderung wäre, das Ganze durchzustehen und weiter zu leben. Aber er war nie jemand gewesen, der Herausforderungen annahm und sie bewältigte.

Er glaubte ein schwaches Klopfen an der unteren Tür gehört zu haben, aber er ignorierte es. Der einzige, der hier klopfte war der Postbote, wenn er für irgendjemand ein Paket hatte. Aber Pacey bekam nie Pakete.

Keine Ablenkungen mehr, das war’s. Er hielt sich das Messer ans Handgelenk und presste es gegen seine Haut. Er spürte wie es durch alle Hautschichten schnitt, bis es den Knochen berührte, was sein Ziel war.

Das Telefon klingelte. Pacey wurde aus seinen Träumereien gerissen, sah auf sein Handgelenk, keine Schnitte. Er musste geträumt haben.

„Es hat sich so echt angefühlt“, murmelte er. Er raffte sich auf, um ans Telefon zu gehen. Es konnte jemand aus der Familie sein. Es wäre absolut ironisch ihnen zu erzählen, dass er sich ein paar Sekunden später selbst umgebracht hätte. Er nahm den Hörer und murmelte: „Was ist?“

„Pacey Witter, weißt du was du mir angetan hast?“

Er seufzte. „Ich habe keine Zeit für so was. Ich hasse es!“

„Hör mir zu! Weißt du was du mir angetan hast? Ja oder nein?“

Er schüttelte seinen Kopf und murmelte „Nein!“

„Ich bin absolut verliebt in dich, Pacey, und total verrückt nach dir. Verliebt, Pacey. Gott, ich habe es realisiert, als ich da unten auf der Veranda saß und du gegangen warst. Ich wollte, dass du wieder raus kommst, aber du hast anscheinend mein Klopfen nicht gehört. Also bin ich nach Hause gerannt, um dich anzurufen. Ich sage die Wahrheit, Pacey. Ich hab dich noch nie angelogen, Pacey. Also, glaub mir bitte!“

Er warf das Messer aufs Bett und blieb wie angewurzelt stehen. Die Stille von seiner Seite aus, ließ sie weiterreden.

„Ich möchte uns auf jeden Fall eine zweite Chance geben. Wir sind mehr füreinander, als nur Freunde, die sich aus brenzligen Situationen retten. Es ist mehr zwischen uns als das. Pacey, du bist mein bester Freund und egal was passiert, du wirst es immer sein. Aber ich glaube wirklich daran, dass da noch etwas zwischen uns ist… und wenn du es immer noch willst… dann will ich es gerne mit dir erforschen.“

Er lächelte und wartete, um zu sehen, ob sie noch mehr sagen würde.

„Pacey, bist du noch da?“

„Ja!“

„Rufe… ich zu einer schlechten Zeit an?“

Er fing an zu grinsen. „Joey, dein Timing war nie besser!“

Sie lachte: „Ich komme rüber, okay? Wir schwänzen die Schule wie abgemacht. Und über morgen sorgen wir uns dann… morgen.“

„Okay, und hey…, Joey?“

„Ja?“

„Erinnerst du dich daran, dass du wissen wolltest, was mit dir nicht stimmte, was am Freitag alle so neidisch auf dich machte?“

„Mm-hmm.“

„Ich weiß was es war…“

Sie zögerte ein wenig bevor sie ihn fragte, was es war.

„Du bist verliebt!“



ENDE
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